Ich verließ den Kinosaal mit völlig bekehrtem Herzen, aber mein Kopf – so intellektuell – musste noch die gleiche Reise mit dem Verstand machen; zu dieser unergründlichen Liebe, die ich erlebt hatte.
Mein Name ist Antonio José Sánchez Sáez. Ich bin 47 Jahre alt. Ich bin Professor für Verwaltungsrecht an der Universität von Sevilla (Spanien). Ich bin glücklich verheiratet und habe drei wunderbare Töchter.
Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen. Meine Mutter kümmerte sich um den Haushalt und betete jeden Abend lange. Sonntags gingen wir alle in die heilige Messe. Mein Vater war nicht sehr gläubig. Er hatte ein außergewöhnliches Gedächtnis und war ein sehr intelligenter und sensibler Mensch. In seiner Jugend ging er eine Zeit lang zur nächtlichen Anbetung des Allerheiligsten Sakraments. Die meiste Zeit widmete er sich seiner Arbeit. Leider hörte er, unter dem Einfluss schlechter, antikatholischer Lektüre und aufgrund negativer Erfahrungen mit Kirchenleuten, auf zu beten, zur Messe zu gehen und verlor schließlich seinen Glauben. Vor ein paar Jahren kehrte er jedoch zum Gebet, zur Beichte und zum Kirchgang zurück. Ich bin froh, dass meine Eltern Zeugen meiner Bekehrung waren.
Die Arroganz des Intellektualismus
Ich hatte eine glückliche Kindheit. Es machte mir Spaß, mit meinen Freunden Fußball zu spielen. In den Prüfungen hatte ich in allen Fächern die besten Noten. Das war in der Grundschule und am Gymnasium der Salesianer der Fall. In der Sekundärstufe vermittelten uns die Salesianer eine tiefe Liebe zu Maria, zum Heiligen Johannes Bosco und zum Heiligen Dominikus Savio.
Den Fußstapfen meines Vaters und meiner beiden älteren Schwestern folgend, schloss ich mein Jurastudium (1992-1997) mit Bestnoten ab und studierte nebenbei Sprachen (Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch). Für meine Doktorarbeit an der Universität Sevilla habe ich 2002 eine besondere Auszeichnung erhalten. Außerdem erhielt ich weitere akademische Auszeichnungen an den Universitäten von Sevilla und der Junta de Andalucía.
Leider habe ich vom Beginn meines Studiums 1992 bis zu meiner Rückkehr zur katholischen Kirche im Jahr 2004 so gelebt, als ob es Gott nicht gäbe. Im Studium war ich brillant, aber die menschliche Weisheit in Verbindung mit dem Verlust der Gnade machte mich zu einem Feind der christlichen Werte: Ich befürwortete Abtreibung, Homosexualität, Euthanasie, Scheidung, Empfängnisverhütung, In-vitro-Fertilisation und alle möglichen Abscheulichkeiten und sozialen Sünden…. Ich nenne es die „Arroganz des Intellektualismus“, hybris (aus dem Griechischen: arroganter Stolz und Eitelkeit), die dazu führt, dass man allmählich hochmütig und arrogant wird. Man rollt einen unmerklichen Abhang hinunter, weil man sich für sehr weise und wichtig hält, und am Ende wirft man Gott aus seinem Leben. Trotzdem habe ich aus Gewohnheit vor dem Schlafengehen immer das „Vaterunser“, „Ave Maria“ und „Ehre sei dem Vater“ gebetet. Außerdem hatte ich jeden Abend ein Bild von Maria, der Helferin der Christen, in der Nähe meines Herzens.
1994 begann ich eine Beziehung mit einem sehr netten katholischen Mädchen, meiner jetzigen Frau, die ich leider dazu brachte, ihre religiösen Praktiken aufzugeben.
Ich erhielt ein renommiertes Stipendium, um Universitätsprofessor zu werden, und habe Forschungsstipendien in Harvard, an der Sorbonne, in Bologna, Florenz, Frankfurt, Darmstadt, Limoges und an anderen Orten erhalten. Ich war auch in Oxford, um dort Anglistik zu studieren. Und so ließ ich mich in die Welt der universitären Eitelkeiten hineinziehen, die das Ego zu stratosphärischen Ausmaßen aufblähen können.
Nach Hause kommen
Im Jahr 2002 heiratete ich kirchlich, obwohl ich nicht an die Voraussetzungen für dieses Sakrament glaubte… Und hier beginnt die Geschichte meiner Wiederbekehrung und Heimkehr. Es war ein Samstag- oder Sonntagnachmittag im April 2004. Auf dem Aushang am Kino waren keine interessanten Filme zu sehen. Plötzlich bemerkten wir, dass der Film „Passion“ von Mel Gibson, dem Regisseur von „Braveheart“, den ich sehr mochte, gezeigt wurde. Wir beschlossen, uns diesen Film anzusehen, allerdings mit wenig Begeisterung meinerseits.
Ich erinnere mich, dass ich, sobald der Film begann, von der übernatürlichen Dunkelheit im Ölgarten und den ersten Worten auf Aramäisch fasziniert war. Die Filmszenen zogen mich völlig in ihren Bann… Das ist mir nie wieder passiert. Ich achtete auf jedes Detail, jedes Wort, jeden Ton und jedes Licht. Jeder Satz von Christus war wie ein Pfeil, der sich in mein Herz bohrte, als ob er direkt zu mir sprechen würde. Ich erinnere mich, dass ich die ganze Zeit von der Passionsszene bis zum Ende des Films geweint habe… Es war kein hysterisches Weinen, sondern ein warmes, endloses Bad aus Tränen, das schließlich mein Taschentuch, mein Hemd und sogar den Saum meiner Hose durchnässte. Es war ein unkontrolliertes Weinen aus Trauer über meine Sünden und aus grenzenloser Liebe zu Christus, der das alles für mich erlitten hat. Ich erinnere mich, dass meine Frau mich aus dem Augenwinkel heraus ansah, als würde sie denken: „Was ist nur los mit diesem Kerl?“ … Ich konnte sie nicht einmal ansehen, so peinlich war es mir. Später fand ich heraus, dass man das als „Gnade der Tränen“ bezeichnet. Ich weinte so sehr und war so tränenüberströmt, dass ich nicht mehr aufstehen wollte, als der Film zu Ende war. Um mich zu beruhigen, blieben wir sitzen, bis der Abspann lief, und es gab eine Botschaft, die sich in meinem Kopf festsetzte: „Basierend auf Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus von Anna Katharina Emmerich und Die mystische Stadt Gottes von Schwester Maria Jesús de Ágreda“.
Ich verließ den Kinosaal mit völlig bekehrtem Herzen, aber mein Kopf – so intellektuell – musste noch die gleiche Reise mit dem Verstand machen; zu dieser unergründlichen Liebe, die ich erlebt hatte. Am nächsten Tag erwarb ich das Buch von Katharina Emmerich und las es in einem Zug. Ich kaufte auch ein Buch von Schwester Maria Jesús de Ágreda, das ich in wenigen Nächten verschlang.
Nach vielen Jahren ging ich zur Beichte. Ich weinte wie ein kleines Kind, nachdem ich die Vergebung Gottes empfangen hatte. Jesus hatte mein Leben verändert.
Von da an hatte ich ein unstillbares Verlangen, über Christus, Maria und die Kirche zu lesen und zu lernen. Mein Leben war zweigeteilt und ist es bis heute. Vormittags und nachmittags widme ich mich an der Universität den Vorlesungen, den Masterarbeiten, der Forschung, den Aktivitäten und so weiter. Aber ich freue mich auf den Abend – auf die Lektüre der Bibel, der Enzykliken, des Katechismus, der Lebensbeschreibungen der Heiligen… Zwei Themen haben mich besonders angezogen: die Marienerscheinungen und die Endzeit, denn als ich mir das Gesamtwerk von Anna Katharina Emmerich kaufte, stellte sich heraus, dass sie sehr detailliert über diese Epoche der Geschichte sprach, in die wir gerade eintreten und über die mir vorher niemand etwas gesagt hatte.
Mein Leben änderte sich um 180 Grad. Viele meiner Freunde wandten sich von mir ab, weil ich ihnen von Jesus erzählte. Aber ich lernte wunderbare Laien und Priester kennen, mit denen ich mich anfreundete. Ich hörte auf, verführerische Sendungen zu sehen, gab atheistische Lektüre auf und beendete gefährliche Freundschaften. Mein Vater war so besorgt, als er sah, wie sehr ich mich verändert hatte, dass er eines Tages heimlich zu unserem Haus kam, um mit meiner Frau zu sprechen und herauszufinden, was mit mir los war. Er fragte sie, ob ich „in einer Art Sekte“ sei, weil ich jeden Tag zur Messe gehe, viel bete und beim Katechismusunterricht helfe. Meine Frau lachte darüber und sagte ihm: „Dein Sohn hat sich bekehrt“. Die Gebete meiner Schwiegermutter, einer sehr spirituellen und gläubigen Frau, haben zweifellos eine wichtige Rolle bei meiner Bekehrung gespielt.
Ich habe mich vom Befürworter der Abtreibung zum Betenden vor einer Abtreibungsklinik in meiner Nachbarschaft gewandelt (was ich mit einer Gruppe von Freunden, die ich koordiniere, immer noch tue), habe Sendungen über den Glauben auf Televisa María Visión moderiert und bin der Marianischen Priesterbewegung beigetreten. Ich verehre das Allerheiligste Sakrament in der Kapelle der ewigen Anbetung, die Pater Justo Lo Feudo vor einigen Jahren in Sevilla eröffnet hat. Ich nehme auch an der nächtlichen Anbetung in der Kapelle „Maria Hilfe der Christen“, bei den Salesianern teil.
Damals verspürte ich ein starkes Bedürfnis, den Rosenkranz zu beten, etwas, das ich noch nie zuvor getan hatte. Meine Frau und ich begannen, ihn täglich zu beten, was wir immer noch tun, und in den letzten Jahren, wann immer es möglich ist, zusammen mit den Kindern.
2013 war ich Prodekan für internationale Beziehungen an der Juristischen Fakultät in Sevilla und mein Dekan bat mich, ihn zur Jahrestagung der Vereinigung der Europäischen Rechtsfakultäten zu begleiten. Als ich ihn fragte, wo sie stattfinden würde antwortete er mir: „In Münster“. Ich war verblüfft, denn in dieser Stadt lebte Anna Katharina Emmerich, der ich einen Großteil meines Bekehrungsweges zu verdanken hatte. Natürlich ging ich hin, und eines Nachmittags fuhren wir mit dem Zug nach Dülmen, wo ihr Grab ist. Dort habe ich lange gebetet und ihr für diese große Gnade der Fürbitte für meine Bekehrung gedankt. Das war die Besiegelung der Glaubwürdigkeit von Gottes Eingreifen in meinem Leben.
Die Fülle des Glaubens leben
Ich erinnere mich, dass ich innerhalb weniger Monate nach meiner Bekehrung die Erscheinungen der Gottesmutter in den letzten 150 Jahren gründlich studierte: in La Salette, in Paris (Erscheinungen im Zusammenhang mit der Wundertätigen Medaille), in Lourdes, Fatima, Heede, Amsterdam, Prado Nuevo, Akita und Garabandal. Ich habe viele Bücher über Fatima und über Garabandal gelesen. Meine Vorgehensweise, die Erscheinungen und das Glaubensgut zu studieren, basiert auf einer wissenschaftlichen Methodik, die erschöpfend ist und verschiedene Quellen, Filme, Webseiten, direkte Zeugnisse, etc. verwendet. Da die Gnade die Natur des Menschen nicht verändert und ich immer noch derselbe Wissenschaftler bin wie früher, nutze ich meine Intelligenz, um Christus und alles, was Er uns offenbart hat, kennenzulernen. Ich habe mich mit den Botschaften der Muttergottes in Fatima vertraut gemacht und eine Pilgerreise dorthin unternommen. Je mehr ich über Garabandal erfuhr, desto mehr wollte ich auch dorthin fahren. Meine Frau und ich sind am 15. August dorthin gepilgert. Als ich auf dem Berg der Erscheinungen war, bat ich die Muttergottes um zwei ganz konkrete und spezifische Beweise, dass Sie dort war, damit es keinen Zweifel daran gab, dass Sie mir zuhörte. Und sofort, unglaublich, plötzlich und auf wundersame Weise, hat die Muttergottes meine Bitte erfüllt. Jetzt bitte ich die Muttergottes um Verzeihung für meine Unverschämtheit und mein Misstrauen, dass ich sie nicht nur um einen, sondern um zwei Beweise gebeten habe, dass sie tatsächlich da war. Was für eine wunderbare Mutter haben wir doch, die uns trotz unseres Elends verwöhnt!
Es fällt mir schwer, mein Interesse an der Apokalypse, dem Ende der Welt und dem Jüngsten Gericht mit anderen zu teilen, denn nur wenige Priester und Laien verstehen diese Dinge – im Gegenteil, sie lehnen sie ab… Ich habe die Kirchenväter und die wichtigsten Bücher zu diesem Thema studiert. Die Bibel, die Tradition, das Lehramt der Kirche und die marianischen Offenbarungen fanden in meinem Kopf zusammen. Das Gebäude der Kirche, das ich nach so viel Lektüre, eucharistischer Anbetung, Gebeten und Verteidigung der Kirche (ich war jahrelang Katechet, für Ehepaare und erwachsene Firmlinge) erfassen konnte, ist großartig. Mein Kopf hat endlich den Weg zum Glauben zurückgelegt, den mein Herz nach nur zwei Stunden, in denen ich Mel Gibsons Film „Die Passion“ gesehen habe, zurückgelegt hat.
Zu dieser Zeit habe ich das Auswahlverfahren in Madrid für eine Stelle als Universitätsprofessor und kürzlich, am Tag des heiligen Dominikus Savio im Mai dieses Jahres, für die Stelle eines Professors der Rechtswissenschaften gewonnen.
Ich befinde mich immer noch auf einem Weg der ständigen Umkehr. Ich versuche, die Gnaden, die ich unverdienterweise erhalte, nicht zurückzuweisen. Ich begehe keine Todsünden mehr, aber ich bin ein Sünder wie jeder andere auch. Ich bin mir bewusst, dass wir uns bereits in den letzten Momenten der Geschichte befinden, und ich versuche, dies den anderen mit Sanftmut zu erklären.
Ich danke dem barmherzigen Gott und der heiligen Jungfrau Maria, dass sie mir an jenem Tag im April 2004 entgegengekommen sind, denn ohne ihr Eingreifen wäre ich hoffnungslos verloren gewesen. Danke für das Geschenk der Rückkehr zum lebendigen Glauben, kurz vor der Geburt meiner ersten Tochter, damit ich meine Kinder im Glauben erziehen kann. Ich identifiziere mich sehr mit dem verlorenen Sohn aus dem Gleichnis des Evangeliums, das ich nicht hören kann, ohne bewegt zu sein. Ich bitte Jesus und die heilige Jungfrau Maria um die Gnade der Ausdauer, ihren Willen zu tun, sie öffentlich und privat zu verteidigen, damit durch mich viele zum Glauben zurückkehren und sich niemand von ihm abwendet.
Zur größeren Ehre Jesu, Marias und des heiligen Josef.
Antonio José Sánchez Sáez
(übersetzt aus dem Spanischen und redigiert von Bartłomiej Grysa)
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