„Mein Herz ist erfüllt von großer Barmherzigkeit für die Seelen, besonders für die armen Sünder. Könnten sie doch nur verstehen, dass ich für sie der beste Vater bin“, sagte Jesus zu Heiligen Faustina (Tagebuch 367)
Die heilige Faustina (1905-1938) wird besonders mit der Botschaft der Barmherzigkeit Gottes in Verbindung gebracht. Sie wurde von Jesus als Sekretärin der göttlichen Barmherzigkeit bezeichnet, und es war ihre Lebensmission, die Botschaft der göttlichen Liebe zu verbreiten und diese Botschaft im Umgang mit anderen täglich zu leben. Der Vermittlung der heiligen Faustina (wie auch dem seligen Pater Michael Sopoćko, dem heiligen Johannes Paul II. und anderen) verdanken wir das Fest der göttlichen Barmherzigkeit, das Wissen um den Rosenkranz, das Bild des barmherzigen Jesus oder des Rufes: „Jesus, ich vertraue auf Dich“. All diese Formen der Verehrung sollten nicht nur der Heiligung der Schwester von Łagiewniki dienen, sondern auch dafür, dass alle Menschen das Geheimnis der göttlichen Liebe Gottes besser verstehen.
„Schreibe über Mein Erbarmen für gequälte Seelen“
Jesus wollte mit diesen Worten der Ermutigung vor allem die verhärteten Sünder erreichen, die oft ohne Hoffnung auf eine Lebensveränderung lebten und nicht glaubten, dass sie von Gott geliebt werden können. Er argumentierte: „[Mögen] die größten Sünder ihre Hoffnung in Meine Barmherzigkeit [legen]. Sie haben vor allen anderen das Recht auf den Abgrund Meiner Barmherzigkeit zu vertrauen. Meine Tochter, schreibe für die geplagten Seelen von Meiner Barmherzigkeit. Seelen, die sich auf Meine Barmherzigkeit berufen, bereiten Mir Freude. Solchen Seelen erteile ich mehr Gnaden als sie sich wünschen. Ich kann nicht strafen, auch wenn es den größten Sünder beträfe; wenn er sich auf Mein Erbarmen beruft, rechtfertige Ich ihn in Meiner unergründlichen und unerforschten Barmherzigkeit. Schreibe: Ehe Ich als gerechter Richter komme, öffne ich weit die Tür Meiner Barmherzigkeit. Wer nicht durch die Tür Meiner Barmherzigkeit eingehen will, muss durch die Tür Meiner Gerechtigkeit“ (Tagebuch 1146).
Das Tagebuch der heiligen Faustina, in dem die Mystikerin die Worte Jesu aufzeichnete, ist ein großartiges Zeugnis dafür, dass Gott jeden Menschen liebt und daran interessiert ist, dass niemand in den Höllenqualen zugrunde geht. Jesus sprach auf vielfältige Weise davon, dass er möchte, dass sich alle Menschen, unabhängig von ihrem geistlichen Zustand, an ihn wenden, und dass er ihnen alle notwendigen Gnaden gewähren wird. Sein barmherziges Herz ist so weit, dass es jeden aufnimmt, der sich in Demut und Vertrauen an Ihn um Hilfe wendet. Ein Beispiel dafür ist das von Schwester Faustina aufgezeichnete Gespräch des Herrn Jesus mit einer sündigen Seele. Dort finden wir folgende Stelle:
– Jesus: „Sündige Seele, fürchte Deinen Erlöser nicht. Ich komme als Erster zu dir, denn Ich weiß, dass du aus dir selbst nicht fähig bist, dich zu Mir zu erheben. Kind, fliehe nicht vor Deinem Vater, beginne ein Gespräch ganz allein mit deinem Gott der Barmherzigkeit, der dir selbst Seine Worte der Vergebung sagen und dich mit Seinen Ganden überschütten will. O wie wertvoll ist Mir deine Seele! Ich habe dich in Meine Hände eingeschrieben und du hast dich mit einer tiefen Wunde in Mein Herz geprägt.“
– Seele: „Herr, ich höre Deine Stimme, die mich vom falschen Weg zur Umkehr ruft, aber ich habe weder Mut noch Kraft“
– Jesus: „Ich bin deine Kraft, Ich will dir die Stärke geben zum Kampf.“[…]
– Seele: „Herr, ich befürchte, dass Du mir die große Sündenzahl nicht vergeben wirst; mein Elend erfüllt mich mit Bangen.“
– Jesus: „Meine Barmherzigkeit ist größer als dein Elend und das Elend der ganzen Welt. Wer kann meine Güte ermessen? Für dich bin ich vom Himmel auf die Erde herabgekommen; für dich habe ich mich ans Kreuz nageln lassen; für dich ließ ich mit einer Lanze Mein Heiligstes Herz öffnen und somit öffnete ich für dich die Quelle der Barmherzigkeit. Komme und schöpfe aus mit dem Gefäß des Vertrauens Ganden aus dieser Quelle. Ein demütiges Herz weise Ich niemals zurück. Dein Elend versank im Abgrund Meiner Barmherzigkeit. Weshalb solltest du um dein Elend mit Mir streiten? Komme Mir entgegen und gib Mir alle deine Not und dein Elend und ich werde dich mit Meinem Schätzen erfüllen.“ (Tagebuch 1485).
Das Tribunal der Barmherzigkeit
Der einzige Ort, an dem ein reuiger Sünder die Barmherzigkeit Gottes erfährt, ist die Beichte. Schwester Faustina hat in ihrem Tagebuch sorgfältig die ermutigenden Worte Jesu festgehalten, die an diejenigen gerichtet sind, die aus verschiedenen Gründen den Beichtstuhl auf ihrem Weg meiden. Insbesondere diejenigen, die Angst vor dem Sakrament der Versöhnung haben und lieber in ihren eigenen Sünden verharren, als Gottes Vergebung in Anspruch zu nehmen, möchte er von der Rolle der Beichte überzeugen. Die heilige Faustina hat diese Worte aufgezeichnet: „Sage den Seelen, wo sie Trost suchen sollen – im Tribunal der Barmherzigkeit, dort gibt es die größten Wunder, die sich ununterbrochen wiederholen. Um dieses Wunder zu erreichen, bedarf es keiner weiten Pilgerfahrt, auch nicht äußerer Zeremonien, sondern es genügt, zu Füßen Meines Stellvertreters gläubig hinzutreten und vor ihm sein Elend auszusprechen. Dann zeigt sich das Wunder der Barmherzigkeit in seiner ganzen Fülle. Auch wenn die Seele wie eine verwesende Leiche wäre und eine Belebung, menschlich gesehen, ausgeschlossen und alles schon verloren – so ist es anders bei Gott. Das Wunder der Barmherzigkeit Gottes belebt die Seele vollends. Ihr Armseligen, die ihr das Wunder der Barmherzigkeit Gottes für euch nicht in Anspruch nehmt, ihr werdet vergeblich rufen, weil es dann zu spät sein wird“ (Tagebuch 1448).
Gebet und das Sühneopfer für die eigenen Sünden und die der anderen, war ein ständiges Element der Spiritualität der heiligen Faustina. Mit den Worten, die er an die Nonne aus Łagiewniki richtete, ermutigte Jesus jeden Gläubigen, mit seiner Haltung die Barmherzigkeit Gottes zu bezeugen und die Lasten der Menschen zu tragen, die in den Fängen des Bösen gefangen sind: „Ich wünsche, dass diese Barmherzigkeit sich durch dein Herz auf die ganze Erde ergießt. Wer sich dir nähert, soll nicht ohne Vertrauen auf Meine Barmherzigkeit, die ich so sehr für die Seelen wünsche, fortgehen. Bete, so viel du kannst, für die Sterbenden, erflehe ihnen Vertrauen auf Meine Barmherzigkeit, denn sie bedürfen des Vertrauens am meisten und haben es am wenigsten. Wisse, dass für manche Seelen die Gnade der ewigen Erlösung im letzten Augenblick von deinem Gebet abhing. Du kennst den ganzen Abgrund Meiner Barmherzigkeit, also schöpfe aus ihm für dich und besonders für die armen Sünder. Eher werden Himmel und Erde zu einem Nichts, als dass eine vertrauende Seele von Meiner Barmherzigkeit nicht umfangen würde“ (Tagebuch 1777).
Vertrauen wir also auf Gottes Barmherzigkeit und legen wir Fürsprache für andere ein, indem wir uns an die Verheißung des Herrn Jesus erinnern: „Ich bin lauter Liebe und die Barmherzigkeit. Es gibt kein Elend, das sich mit Meiner Barmherzigkeit messen könnte. Sie kann von der Not nicht ausgeschöpft werden, denn bei jeder Gewährung wird sie noch größer. Die glücklichste Seele ist jene, die sich Meiner Barmherzigkeit anvertraut, denn ich selbst kümmere Mich um sie“ (Tagebuch 1273).