Zwei Doktortitel von renommierten Universitäten, eine eigene Radio- und Fernsehsendung, die in den USA Zuschauerrekorde brachen, Bekanntschaften mit vielen berühmten Persönlichkeiten, eine große Begabung für Rhetorik, über 60 verfasste Bücher – das sind wichtige Fakten im Leben von Erzbischof Sheen (1895-1979). Am bedeutendsten war jedoch seine tägliche Feier der Heiligen Stunde vor dem Allerheiligsten Sakrament in der Stille.
Erzbischof Fulton J. Sheen erhielt den Emmy Award für die beste Fernsehsendung in den USA. Als er die Statuette in den Händen hielt, sagte der Erzbischof: „Ich möchte meinen Drehbuchautoren Matthäus, Markus, Lukas und Johannes danken.“ Diese Geschichte veranschaulicht sehr gut die Persönlichkeit und die Ausstrahlung des Geistlichen: Er war ein hervorragender Redner, er konnte die neusten technischen Errungenschaften zum Zweck der Evangelisierung hervorragend einsetzen (das Fernsehen war damals eine Neuheit), er war außergewöhnlich populär und verkündete kompromisslos die Wahrheit des Evangeliums.
Eine Diagnose der Gegenwart
Durch seine Gelehrsamkeit, seine treffenden Analysen aktueller Themen und seinen Mut zum Dialog mit der Welt, erwarb sich der Erzbischof den Ruf eines charismatischen Redners und Verteidigers des Glaubens und der Kirche. Er verstand es, theologische Themen auf verständliche Weise darzustellen und sie mit den Realitäten des täglichen Lebens zu verbinden. Ein wichtiges Thema der Lehre des Erzbischofs Sheen war das Problem der Abwendung des modernen Menschen von Gott. Der Erzbischof wies darauf hin, dass der Versuch, eine Welt ohne Gott aufzubauen, nicht gelingen kann: „Die Theorie, die von der Unverzichtbarkeit des Fortschritts spricht, ist ein Mythos. (…) Nicht der Fortschritt, sondern der Rückschritt zeichnet das Leben des Menschen ohne Gott aus, ganz wie das Leben einer Sonnenblume ohne Sonne.“ Der Hierarch analysierte die Situation der westlichen Zivilisation vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, aber seine Worte können immer noch als eine gültige Warnung verstanden werden: „Bis zum Ausbruch des Weltkriegs war es unmöglich, auch nur ein Buch, eine Zeitung oder eine Rede zu finden, in der nicht der Fortschritt mit einem großen ‚F‘ erwähnt wurde. Hoffnung und Wohlstand waren allgemein gegenwärtig. Die ganze Welt strebte vorwärts, nach oben, marschierte im Rhythmus der Evolution auf ein goldenes Zeitalter des materiellen Wohlstands und des irdischen Glücks zu. Und dann brach der Krieg aus, und verwandelte die Welt in ein Schlachthaus.“ Der Aufbau einer glücklichen, gerechten, wohlhabenden Welt ohne Gott und seine Gebote war und bleibt eine Utopie. Bei der Suche nach Antworten auf die Frage, was zu tun sei, damit die Welt besser werde, erinnerte der Erzbischof an die Botschaft von Papst Leo XIII. aus der Enzyklika Rerum novarum: „Die geistige und moralische Wiedergeburt ist die Voraussetzung für die politische und wirtschaftliche Wiedergeburt“. Erzbischof Sheen appellierte in seiner typisch nachdrücklichen Weise: „Nicht unsere Körper sind krank, sondern die Seele der Zivilisation. Die Welt befindet sich im Zustand der Todsünde und bedarf einer Läuterung. Die Wiederholung solcher Klischees wie Erneuerung, Konstitution oder Fortschritt vermag uns nicht zu retten, auch wenn wir immer lauter danach schreien. Wir müssen in unser Wörterbuch ein neues Wort einführen: Gott. (…) Wir sollten dem Fünfjahresplan weniger Aufmerksamkeit widmen und mehr auf den Plan für die Ewigkeit achten. Was erreicht nämlich der Mensch, wenn er die Welt mit Traktoren vollstellt, aber seine unsterbliche Seele verliert?“
Die Bedrohung durch den Kommunismus
Die Lehre des Erzbischofs bezog sich nicht nur auf die reine Theorie. Er lebte nämlich in einer Zeit, als sich der Kommunismus in der Welt ausbreitete. Der Erzbischof analysierte diese Ideologie tief gehend und warnte davor: „Warum gewinnt der Kommunismus so an Popularität? Weil der moderne Mensch des egoistischen Individualismus müde geworden ist und der Demokratie überdrüssig ist, die sich von der öffentlichen Meinung leiten lässt, statt diese zu lenken. Der moderne Mensch sehnt sich danach zu agieren; er sehnt sich nach etwas, was ihn wieder den Sinn des Lebens finden lässt; er sehnt sich nach Spiritualität, oder mindestens nach etwas, das ihn in seinen Bann zieht; er sehnt sich nach anderen Dingen als die, die er in den letzten dreihundert Jahren bekam. Da er nur eine reduzierte Form des Christentums kennt, die Christus lediglich als Mensch anerkennt und die sich mit der zusammenbrechenden Gesellschaftsform identifiziert, hat der moderne Mensch den Eindruck, das Christentum hätte bereits verloren. Deshalb wendet er sich dem Kommunismus zu. Er neigt sich ihm zu, weil es sich um ein System handelt, das den Zweifel und die Skepsis der unverantwortlichen Gleichgültigkeit durch die Sicherheit der totalen Herrschaft ersetzt, die sich in den gesellschaftlichen Institutionen manifestiert. Der Mensch neigt sich dem Kommunismus zu, weil er auf der Suche nach einem logischen System ist, das Anspruch auf Leib und Seele erhebt. Kurz gesagt, der moderne Mensch ist ein Kommunist, weil der Kommunismus sein Bedürfnis nach Religion stillt.“ Diese Worte kann man auf die modernen Gesellschaften übertragen, in denen das Christentum aus der Öffentlichkeit entfernt und durch die neomarxistische Ideologie ersetzt wird.
Eine Kraft, die den Kommunismus besiegen kann
Erzbischof Sheen wies darauf hin, dass der Kommunismus nur durch eine einzige geistige Macht überwunden werden kann: die Kirche – den Mystischen Leib Christi. Nur eine Gemeinschaft, die sich um Christus versammelt, in der die Barmherzigkeit das Fundament der zwischenmenschlichen Beziehungen darstellt, ist in der Lage, die Menschen wirklich zu vereinen und sie dazu zu bewegen, das ewige Ziel zu erreichen – den Himmel. Doch ist die Kirche, zeigte der Hierarch auf, in der Meinung der Welt ein Faktor, der die Freiheit einschränkt, obwohl sie in Wirklichkeit die einzige Kraft ist, die die Welt befreien kann. Der Geistliche erklärte den Unwillen der Kirche gegenüber folgendermaßen: „Obwohl es Leute gibt, die die Kirche hassen, so muss man ihnen vergeben, denn in Wirklichkeit hassen sie nicht die Kirche, sondern das, was sie fälschlicherweise für die Kirche halten.“ Aus diesem Grund zeigte der Erzbischof beharrlich die Wahrheit über die Kirche und den Menschen auf. Er betonte, dass das grundlegende Problem nicht die Arbeitslosigkeit, die Finanzen, die Wirtschaft, sondern die Verfassung des Menschen sei. Die Antwort auf die Frage: „Wer ist der Mensch?“, wird die Wege zur Lösung gesellschaftlicher Probleme aufzeigen. Das stimmt mit den späteren Worten Johannes Pauls II. überein, der sagte, dass man den Menschen ohne Christus nicht verstehen kann (vgl. Redemptor hominis, 10).
Den Menschen sehen
Erzbischof Sheen wurde dafür berühmt, dass er zur Bekehrung sehr vieler Menschen beigetragen hat. In jeder Situation versuchte er, den Menschen vor sich zu sehen und ihn für Christus zu gewinnen. Atheisten, Intellektuelle, berühmte Persönlichkeiten, Aristokraten, aber auch Personen aus den gesellschaftlichen Randschichten, suchten ein Gespräch mit dem Geistlichen. Die einen zeichneten sich durch einen aufrichtigen Willen zur Bekehrung aus, andere waren neugierig, wollten sich mit dem brillanten Hierarchen intellektuell messen oder versuchten sogar, ihn zu widerlegen. Der Erzbischof widmete solchen Treffen viel Zeit. Darüber hinaus führte er eine rege Korrespondenz mit Menschen aus der ganzen Welt und nutzte auch jede Gelegenheit, um zufällig getroffene Personen zu evangelisieren. Viele dieser Geschichten, die der Erzbischof selbst schilderte, zeigen, wie Gott manchmal auf überraschende und außergewöhnliche Weise wirkt. Besondere Fälle waren die Bekehrungen von Kommunisten. Der Geistliche bekämpfte die kommunistische Ideologie, wollte aber deren Anhänger auf den Weg der Wahrheit führen. Ein breites Echo fand beispielsweise die Bekehrung der führenden amerikanischen Kommunistin Bella Dodd. Der Hierarch nahm sie durch seine Offenheit und Großherzigkeit für sich ein und bereitete sie selbst auf den Empfang der Taufe vor. Ein anderer Kommunist, der von dem Erzbischof bekehrt wurde, war Luis Budenz, der Chefredakteur der kommunistischen Tageszeitung „Daily Worker“. Am Anfang hasste der Mann Erzbischof Sheen, der in seiner Polemik zielsicher die Fehler der kommunistischen Ideologie aufdeckte. Nach Jahren trat Budenz selbst an den Geistlichen heran, mit der Bitte um Aufnahme in die Kirchengemeinschaft. Da der Bekehrungsprozess streng geheim gehalten werden musste, fuhr der Erzbischof einige Monate lang in der Nacht zu Budenz, um ihm Katechese zu erteilen. Erst am Tag seiner Taufe wurde die Tatsache seiner Bekehrung öffentlich gemacht und erreichte die Kommunistische Partei der USA.
Sehr bewegend sind auch die Geschichten von der Bekehrung junger Frauen, die in der Prostitution tätig waren. Eine von ihnen kam eines Tages in die Kirche und kniete sich im Beichtstuhl nieder, in dem Erzbischof Sheen die Beichte hörte. Sie meinte, dass sie nicht beichten wolle, sondern nur die Zeit totschlagen müsse. Es stellte sich heraus, dass sie so ihre Mutter täuschen wollte, die dachte, ihre Tochter würde beichten. Der Geistliche versuchte lange, sie zur Beichte zu bewegen, doch leider ohne Erfolg. Als die Frau weggegangen war, bat Erzbischof Sheen jeden weiteren Beichtenden um das Rosenkranzgebet für eine gewisse sündige Person. Bis auf eine Person waren alle einverstanden. Nach der Beendigung des Beichtdienstes kniete sich Erzbischof an der Balustrade vor dem Chor nieder und versank im Gebet für jene Frau. Um halb Eins in der Nacht öffnete sich die Tür zur Kirche und herein kam – sie … Sofort ging sie zum Beichtstuhl, um sich mit Gott zu versöhnen.
Ein anderes Mal wurde der Erzbischof zu einer jungen Frau namens Kitty gerufen, die sich in einem ernsten gesundheitlichen Zustand befand. Sie verdiente Geld auf der Straße und den Verdienst gab sie ihrem Mann. Wenn der Betrag zu gering war, schlug er sie heftig. Diesmal verabreichte er ihr Gift … Der Geistliche nahm ein Viaticum und die Heiligen Öle mit sich. Vor Ort, in einer armseligen Wohnung, versuchte der Erzbischof die Frau zur Beichte zu überreden. Die Frau antwortete, sie könne nicht beichten, weil sie das schlimmste Mädchen von ganz New York sei. Schließlich gab sie nach und nahm die göttliche Barmherzigkeit an. Als das Gift ihr das Bewusstsein raubte, erteilte ihr der Erzbischof das Krankensakrament. Die Frau fühlte sich sofort besser und wurde wieder gesund. Von dieser Zeit an wurde Kitty zu einer Apostelin der göttlichen Barmherzigkeit und half Menschen, mit denen sie früher auf der Straße gewesen war. Jeden Sonntag tauchten Menschen an den Gittern des Beichtstuhls auf, die sagten, dass sie von Kitty geschickt worden seien.
Auch in London hatte Erzbischof Sheen eine außergewöhnliche Begegnung. Am Morgen, als der Geistliche die Kirche aufschloss, stürmte eine junge, betrunkene Frau hinein. Es war Januar, die Nacht war eiskalt und der Geistliche machte ihr zunächst einen Tee. Es stellte sich heraus, dass die Frau eine Musicaldarstellerin war. Sie war betrunken, weil sie, wie sie sich ausdrückte, vor drei Männern davonlief. Der Erzbischof bat sie, am Nachmittag vor der Vorstellung noch einmal in die Kirche zu kommen. Sie nahm diese Einladung unter der Bedingung an, dass der Geistliche sie nicht bitten würde, zur Beichte zu gehen. Der Erzbischof versprach, dass er sie nicht zur Beichte auffordern würde. Als sie sich wieder trafen, schlug der Geistliche vor, in die Kirche zu gehen, um die Werke von Rembrandt und van Dyck zu bewundern. Der Erzbischof beschrieb die weiteren Ereignisse wie folgt: „Als wir durch die Kirche gingen, kamen wir auch am Beichtstuhl vorbei. Ich stieß sie hinein. Ich bat sie nicht, dort hineinzugehen. Ich hatte ja versprochen, ich würde sie nicht bitten. Zwei Jahre später legte ich ihr den Ordensschleier in einem der Londoner Klöster an, wo sie bis heute lebt.“
Es gab viele solcher Geschichten im Leben des Erzbischofs. Er hatte die außergewöhnliche Gabe, sich in den anderen hineinzuversetzen und wusste, wann er Anteilnahme zeigen, wann er die richtige Frage stellen und wann er das Gewissen aufrütteln musste. Sein Ziel war es immer, den Menschen an die Quelle der göttlichen Gnade in den Sakramenten zu führen. Die Bekehrung eines jeden Menschen ist die Erfüllung der Mission der Kirche, um die ganze Menschheit zu Gott zu führen. Der Erzbischof veranschaulichte den Sinn dieser Berufung auf bildhafte Weise: „Was würden wir tun, wenn wir auf der Spitze der Alpen einen Wal finden würden, das heißt, was täten wir, wenn wir ihn retten wollten? Natürlich würden wir versuchen, ihn so schnell wie möglich in seinen natürlichen Lebensraum zu bringen. Und das ist das Einzige, was man für diese Welt tun kann: Man muss ihr ihre natürliche Umgebung der Religiosität und der moralischen Grundwerte wiederbringen. Wenn man Diskussionen über Politik und Wirtschaft losgelöst von der moralischen Ordnung führt, dann haben sie so viel Sinn wie die Aufstellung von Gesetzen für Wale, die sich auf Bergspitzen befinden. Die Menschen brauchen kein neues Wirtschaftssystem, Menschen benötigen einen Wandel der Herzen, der Seele und des Verstandes. Ein neues Herz lässt sich nur zu Füßen des Kreuzes finden, wo alles das rechte Maß und den richtigen Wert hat. (…) Wenn die Welt erst einmal in die Umgebung von Golgatha zurückgekehrt ist, wird sie begreifen, dass sie nicht in Verzweiflung zu versinken und ins Verderben zu stürzen braucht, denn das wirklich Wesentliche an der Sünde ist nicht die Sündhaftigkeit, sondern die Möglichkeit der Erlösung.“
Die Lehre vom Kreuz
Erzbischof Sheen hat in seinem Leben nicht nur Popularität, sondern auch das Kreuz und das Leiden erfahren. Er wusste, dass dies ein Segen für ihn war, eine besondere Berufung. In seiner Lehre verkündete er: „Lasst euch nicht von jenen verführen, die uns ohne Kreuz erlösen wollen. Man kann vor dem Kreuz nicht weglaufen und das aus dem einfachen Grund, weil man kein Ziel ohne Mühe und keinen Sieg ohne Kampf erringt (…). Wenn wir uns während der hl. Messe mit dem Gekreuzigten vereinen, erkennen wir, dass andere uns lediglich eine Rechtfertigung der Sünde, die Verneinung der Sünde, die Erklärung der Sünde versprechen. Dagegen erfahren wir nur am Fuße des Kreuzes das wunderbare Paradoxon der Vergebung der Sünde durch Gott.“ Erzbischof Sheen entging es nicht, wie die Welt vor dem Kreuz flieht, wie sie das Gefühl für die Sünde verliert und er warnte, dass dies der Weg ins Verderben sei: „Wenn ich ein Bild finden müsste, das unsere Zivilisation am besten beschreibt, würde ich sagen, dass wir uns im Halbschatten befinden, also an einer Stelle, an der das Licht verblasst und die Dunkelheit beginnt. Wir haben die Grenze noch nicht überschritten, denn die Welt, ob sie es zugibt oder nicht, schöpft immer noch von dem geistigen Kapital, das ihr die Kirche vor vierhundert Jahren gegeben hat (Bezugnahme auf die Zeit, als man den Menschen ins Zentrum rückte und die Welt begann, sich von Gott zu entfernen – Anm. M. S.). Alles, was gut, barmherzig und edel in unserer Zivilisation ist, ist ein Abbild der beständigen christlichen Grundsätze und ein Splitter vom Kreuz Christi. Doch das Bild des Kreuzes verschwimmt immer mehr.“ Der Kampf um einen Richtungswechsel der Welt findet vor allem in der geistigen Dimension statt und das Schlachtfeld ist die Seele eines jeden Menschen. Aus diesem Grund und weil er die Welt für Jesus gewinnen wollte, sorgte sich der Geistliche an erster Stelle um die Vertiefung der eigenen Beziehung zu Ihm.
Die Heilige Stunde
Erzbischof Sheen beschloss am Tag seiner Priesterweihe, jeden Tag eine Stunde vor dem Allerheiligsten Sakrament zu verbringen. Trotz zahlreicher Verpflichtungen blieb er diesem Versprechen bis zu seinem Lebensende treu. Wie er selbst betonte, war die Zeit der persönlichen Begegnung mit dem Eucharistischen Jesus die Quelle seiner Talente sowie der Früchte seines priesterlichen Dienstes. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Papst Pius XII. Erzbischof Sheen als einen Propheten seiner Zeit bezeichnete. Und Johannes Paul II. sagte bei ihrem einzigen Treffen in der New Yorker Kathedrale zu ihm, als ob er das Leben des inzwischen kränkelnden Priesters zusammenfassen wollte: „Du hast gut über Christus geschrieben und gesprochen. Du bist ein loyaler Sohn der Kirche.“ Erzbischof Sheen war sich dessen bewusst, dass er alles der Gnade Gottes verdankte. Der Geistliche bekannte: „Es fällt mir schwer, mit Worten zu beschreiben, wie sehr mir die Heilige Stunde dabei geholfen hat, in meiner Berufung auszuharren. Die Heilige Schrift gibt viele Beweise dafür, dass der Priester in der Priesterschaft zu fallen beginnt, wenn er in seiner Liebe zur Eucharistie versagt.“ Als er die Bedeutung der täglichen Anbetung beschrieb, stellte der Erzbischof fest: „Die Heilige Stunde wurde für mich wie eine Sauerstoffflasche, die mich in der muffigen Atmosphäre der Welt wieder den Atem des Heiliges Geistes spüren ließ. Auch wenn es mir schien, als hätte ich keinen Nutzen daraus, und es fehlte mir an geistlicher Nähe, hatte ich wenigstens den Eindruck, dass ich wie ein Wachhund an der Tür seines Herren bin für den Fall, dass dieser ihn rufen würde.“ Erzbischof Sheen ermutigte Priester, für die er Exerzitien abhielt (nicht nur für die Priester der katholischen Kirche, sondern auch der evangelischen!), Eheleute und sonstige Laien, die Heilige Stunde zu praktizieren. Später erhielt er Tausende von Briefen von Menschen, die ihm mitteilten, dass sie die Heilige Stunde feierten und Gnaden von Gott erhielten. Diese Nachrichten bestätigten den tiefen Glauben des Erzbischofs an das Wirken Christi, der in der Hostie gegenwärtig ist. Er schrieb: „Der Besuch des Heiligsten Sakraments erinnert an das Hinsetzen eines Patienten mit Tuberkulose an einer sonnigen Stelle an der frischen Luft. Der Virus unserer Sünden kann nicht lange bestehen bleiben angesichts des Lichtes der Welt.“ Der Eucharistische Christus war für Erzbischof Sheen die Liebe seines Lebens. Eben in der Kapelle vor dem Heiligsten Sakrament rief Gott den treuen Priester am 9. Dezember 1979 zu sich.
Quellen: Fulton J. Sheen, Treasure in Clay: The Autobiography of Fulton J. Sheen, Penguin Random House 2008; The Prodigal World, Alba House 2003; The Priest Is Not His Own, Ignatius Press 2004.
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