Die Ankündigung der Auferstehung

Am 19. April 1879 wurde der Leichnam der heiligen Bernadette in einen verzinkten und versiegelten Eichensarg gelegt und im Klostergarten beigesetzt. Seit dieser Zeit ist er, entgegen aller Naturgesetze, nicht dem Prozess der Verwesung unterlegen und hat bis heute eine erstaunliche Frische und Schönheit bewahrt.

Bernadette Soubirous trat 1866 in das Nonnenkloster von Nevers ein und blieb dort bis zu ihrem Tod am 16. April 1879. Am 19. April wurde Bernadettes Leichnam in einen verzinkten und versiegelten Eichensarg gelegt und in einem Grab im Klostergarten beigesetzt. Seit dieser Zeit hat er, entgegen aller Naturgesetze, keinerlei Verwesung gezeigt – weder äußerlich noch innerlich – und bewahrt sich bis heute eine erstaunliche Frische und Schönheit. Pilger, die in der Kapelle des Klosters Saint-Gildard in Nevers (Frankreich) ankommen, sehen den unversehrten Körper der heiligen Bernadette Soubirous in Ihrer Nonnentracht und haben den Eindruck, dass die Verstorbene nur schläft. Viele fragen sich: „Ist das wirklich sie? Ist ihr Körper wirklich nicht verwest?“ Diese Fragen werden wir versuchen zu beantworten.

Die Informationsphase des Seligsprechungsprozesses von Bernadette auf Diözesanebene wurde im Herbst 1909 abgeschlossen. Nach den geltenden kirchlichen Vorschriften musste die sogenannte kanonische Identifizierung des Leichnams der Verstorbenen durchgeführt werden. Diese fand am 22. September 1909 statt. Ein offizieller, detaillierter Bericht über die erste Exhumierung findet sich im Archiv des Klosters Saint-Gildard. Es heißt dort, dass um 8.30 Uhr morgens das Grab in Anwesenheit von Bischof Gauthey von Nevers und Mitgliedern des Diözesantribunals geöffnet wurde. Als der Sargdeckel entfernt wurde, bot sich der erstaunliche Anblick des perfekt erhaltenen Körpers von Bernadette: Ihr Gesicht strahlte eine jungfräuliche Schönheit aus, ihre Augen waren geschlossen, als ob sie in einem friedlichen Schlaf läge, und ihre Lippen waren leicht geöffnet. Ihr Kopf war nach links geneigt, ihre Arme über der Brust verschränkt und fest mit einem rostigen Rosenkranz umwickelt; ihre Haut, unter der die Umrisse von Adern zu sehen waren, haftete perfekt an ihren Muskeln, auch ihre Finger- und Fußnägel waren in einwandfreiem Zustand. Zwei Ärzte, David und Jordan, untersuchten die Leiche eingehend. Nachdem das Gewand entfernt worden war, präsentierte sich Bernadettes ganzer Körper wie lebendig, er war in jedem seiner Teile elastisch und ganzheitlich. Nach der Untersuchung wurde ein Protokoll mit den Unterschriften der Ärzte und Zeugen verfasst. Die Schwestern wuschen und bekleideten Bernadettes Leichnam mit einem neuen Ordenskleid und legten ihn dann in einen neuen Doppelsarg, der verschlossen und versiegelt und wieder in dieselbe Gruft gelegt wurde.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Tatsache, dass Bernadettes Leiche nach 30 Jahren in einem mit Feuchtigkeit gesättigten Grab -was eine schnelle Verwesung hätte begünstigen müssen, zumal ihr Körper zu Lebzeiten von zahlreichen Krankheiten befallen war – perfekt erhalten blieb, ein außergewöhnliches und unerklärliches Phänomen. Die zweite Begutachtung des Leichnams von Bernadette fand am 3. April 1919 statt – in Anwesenheit des Bischofs von Nevers, des Polizeipräsidenten, Vertretern der Stadtverwaltung und Mitgliedern des Diözesangerichts. Diese Begutachung erfolgte in ähnlicher Weise wie zehn Jahre zuvor mit dem Unterschied, dass jeder der beiden Ärzte, Talon und Comte, seinen Bericht separat und ohne gegenseitige Rücksprache verfasste. Die beiden Berichte stimmen vollständig miteinander überein, ebenso wie mit dem medizinischen Bericht der Ärzte David und Jordan, den diese vor zehn Jahren verfasst hatten. Im Jahr 1923 erklärte Papst Pius XI. die Tugenden von Bernadette Soubirous für heroisch und ebnete damit den Weg für ihre Seligsprechung. Eine dritte und endgültige Begutachtung des Leichnams war notwendig, die am 18. April 1925, 46 Jahre nach Bernadettes Tod, stattfand. Zu diesem Zeitpunkt waren der Bischof von Nevers, der Polizeipräsident, der Bürgermeister der Stadt und die Ärztekommission anwesend. Nachdem der erforderliche Eid geleistet worden war, wurde der Sarg in die Kapelle von St. Helena gebracht und dort geöffnet. Zum Erstaunen aller Anwesenden war der Körper von Bernadette perfekt erhalten! An dieser Stelle sei aus dem Abschlussbericht des Vorsitzenden der medizinischen Kommission, Dr. Comte, zitiert: „[…] der Körper der Ehrwürdigen war intakt (unversehrt), […] überhaupt nicht den Prozessen der Verwesung und des Zerfalls unterworfen, die nach einem so langen Aufenthalt in einem in die Erde gegrabenen Grab normal sind […]“. Dr. Comte veröffentlichte daraufhin einen Artikel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift, in dem er weitere medizinische Einzelheiten darlegte: „Was mich bei der Untersuchung der Leiche verblüffte, war das perfekt erhaltene Skelett, alle Verbindungen, die Haut, die Elastizität und Festigkeit der Muskeln […]. Am meisten hat mich der Zustand der Leber 46 Jahre nach dem Tod verblüfft. Dieses Organ, das so zerbrechlich und empfindlich ist, müsste sich sehr schnell auflösen oder verkalken und hart werden. Als ich jedoch die Leber aufschnitt, um eine Reliquie zu entnehmen, stellte ich fest, dass sie eine elastische, normale Konsistenz hatte. Ich habe dies sofort meinen Assistenten gezeigt und ihnen gesagt, dass diese Tatsache nicht der natürlichen Ordnung zu entsprechen scheint.“

Fragmente von Leber, Muskeln und zwei Rippen wurden als Reliquien entnommen. Bernadettes Leichnam blieb in der Kapelle von St. Helena, die bis zu ihrer Seligsprechung am 14. Juni 1925 durch Pius XI. versiegelt war. Am 18. Juli 1925 wurde Bernadette in einen durchsichtigen Sarkophag gelegt, der in der Klosterkapelle rechts neben dem Hauptaltar aufgestellt wurde. Die Heiligsprechung von Bernadette fand im Jahr 1933 im Vatikan statt.

Wenn du jemals nach Nevers pilgerst, denke daran, dass der gläserne Sarkophag den auf wundersame Weise erhaltenen Körper der heiligen Bernadette Soubirous enthält, der vom Verwesungsprozess unberührt geblieben ist. Es ist dasselbe Gesicht und es sind dieselben Augen, die die Muttergottes 18 Mal in Lourdes erscheinen sahen; dieselben Hände, die während der Erscheinungen die Perlen des Rosenkranzes bewegten und die die wundersame Quelle im schlammigen Boden ausgruben; dieselben Lippen, die dem ungläubigen Pfarrer den Namen Marias – die Unbefleckte Empfängnis – überbrachten; dasselbe reine Herz, das in die Liebe verliebt war. Wie die Heilige Schrift sagt: „Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8).

Das andauernde Wunder der Unversehrtheit des Leibes der heiligen Bernadette ruft uns zur Umkehr auf, um die freudige Wahrheit anzunehmen, dass für Gott nichts unmöglich ist und dass jeder Mensch, um glücklich zu sein, das Geschenk seiner barmherzigen Liebe empfangen muss. Der auf wundersame Weise erhaltene Leib der heiligen Bernadette ist auch ein Zeichen dafür, dass der Tod der Beginn des Lebens in der Ewigkeit ist und dass unsere Körper am Jüngsten Tag wieder auferstehen werden. Denken wir daran, dass Jesus Christus in der Eucharistie jedem von uns das ewige Leben kostenlos anbietet: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag“ (Joh 6,54).

Mögen wir uns niemals dem Geschenk des ewigen Lebens verschließen, indem wir so leben, als gäbe es Gott nicht, indem wir die Sakramente der Buße und der Eucharistie missachten und uns in der Sünde verhärten. Erinnern wir uns daran, was die Bibel sagt: „Täuscht euch nicht: Gott lässt seiner nicht spotten; denn was der Mensch sät, wird er auch ernten. Denn wer auf sein eigenes Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten (im Augenblick des Todes); wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten“ (Galater 6,7-8).

Wenn du in der Dunkelheit des Unglaubens und der Sünde lebst, denke daran, dass du immer die Möglichkeit hast, umzukehren. Wenn du dich im Sakrament der Versöhnung der unendlichen Barmherzigkeit Gottes anvertraust, wird das Wunder der Vergebung der Sünden in deinem Leben geschehen. Jesus sagte zur Schwester Faustina: „Um dieses Wunder zu erreichen, bedarf es keiner weiten Pilgerfahrt, auch nicht äußerer Zeremonien, sondern es genügt, zu Füßen Meines Stellvertreters gläubig hinzutreten und vor ihm sein Elend auszusprechen. Dann zeigt sich das Wunder der Barmherzigkeit in seiner ganzen Fülle. Auch wenn die Seele wie eine verwesende Leiche wäre und eine Belebung, menschlich gesehen, ausgeschlossen und alles schon verloren – so ist es anders bei Gott. Das Wunder der Barmherzigkeit Gottes belebt die Seele vollends. Ihr Armseligen, die ihr das Wunder der Barmherzigkeit Gottes für euch nicht in Anspruch nehmt, ihr werdet vergeblich rufen, weil es dann zu spät sein wird“ (Tagebuch, 1448).