Familienplanung

Mein Mann und ich sind beide 38 Jahre alt und Eltern von zwei Kindern: einem 5-jährigen Sohn und einer 15 Monate alten Tochter. Der Sohn hat einen Herzfehler und einen Gendefekt, der sich in einer verminderten Immunität äußert (nach drei Operationen ist das Herz jetzt gesund). Die Tochter hat eine Gaumenspalte. Als sie acht Monate alt war, wurde sie operiert und befindet sich derzeit in der Rehabilitation.

Nach der Entbindung, bei einem Folgetermin bei dem Gynäkologen, äußerte der Arzt sehr direkt, dass wir wegen der gesundheitlichen Probleme unserer Knder keine weiteren Schwangerschaften planen sollten. Ich entgegnete ihm, dass mein Mann und ich einen Gentest gemacht hätten und dass wir beide keine Genschäden hätten; unsere Karyotypen seien normal. Er glaubte mir nicht und argumentierte weiter, dass es nicht sinnvoll sei, ein weiteres Kind mit gesundheitlichen Problemen in die Welt zu setzen. Als ich dem Arzt sagte, dass Empfängnisverhütung nicht in Frage käme, weil es eine schwere Sünde sei, schaute er mich an, als wäre ich eine Außerirdische… Mein Mann und ich wollen Kinder haben, unser Ziel ist nicht, dass sie krank sind, wir heißen sie willkommen und tun was wir können, um ihnen so gut wie möglich zu helfen.

Meine Frage ist: Dürfen nur Menschen, die gesunde Kinder zur Welt bringen können, Nachwuchs bekommen? Ist es uns in unserer Situation verboten, ein weiteres Kind zu planen?

Grüße
Ewa (Name geändert)

Liebe Frau Ewa,

zunächst einmal möchte ich Ihnen und Ihrem Mann meine Anerkennung für Ihre Einstellung aussprechen. Gott stellt denjenigen die schwierigeren Aufgaben, denen er mehr vertraut (Er irrt sich nicht mit seiner Beurteilung). Wenn ich könnte, würde ich Sie und Ihren Mann väterlich umarmen. Ich tue dies aus der Ferne und verspreche für Sie zu beten.

Kranke Kinder können zu einer erstaunlichen Entwicklung der Liebe zwischen den Eheleuten und zu einem Wachstum im Glauben beitragen. Das ist es, was ich mir für Sie wünsche. Leider kenne ich Fälle von Familien, in denen die Ehepartner (in der Regel die Väter) die Last eines kranken Kindes nicht bewältigen konnten und weggegangen sind…. Das ist eine große Tragödie, um nicht zu sagen eine verpasste Chance – für sie und für ihr Kind.

Die Tatsache, warum kranke Kinder geboren werden, ist ein Geheimnis. Sie stellen den Charakter unserer Menschlichkeit auf die Probe. Die heilige Mutter Teresa von Kalkutta erwähnte mehrmals ihren Besuch bei einer großen Familie in Frankreich. Die Eltern präsentierten ihr voller Stolz ihre Kinder, angefangen bei der ältesten Tochter. Alle Kinder waren überdurchschnittlich begabt und erzielten große Erfolge, sogar international, jedes auf einem anderen Gebiet. Ihr jüngstes Kind war gelähmt und hatte praktisch keinen Kontakt zur Welt. Als die es Eltern vorstellten, sagten sie: „Und das ist unser Professor der Liebe. Kein Kind hat uns so sehr gelehrt, selbstlos zu lieben wie dieses“. Ja, kranke Kinder werden von uns Gesunden gebraucht, damit sich unsere Menschlichkeit an ihnen und in ihrer Pflege offenbart und entwickelt.

Heute jedoch spürt die moderne, gottlose und degenerierte Welt (aus meiner Sicht) die Krankheiten der Kinder schon vor der Geburt auf und ermutigt zum Töten derer, bei denen ein Verdacht auf eine Krankheit besteht…. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass in England Autopsien von abgetriebenen Kindern mit pränatal diagnostizierten Krankheiten durchgeführt wurden und sich herausstellte, dass nur etwa dreißig Prozent von ihnen tatsächlich krank waren… Ein Kind ist nicht das Eigentum von Eltern, Ärzten oder Gesetzgebern! Weder die Kranken noch die Gesunden dürfen getötet werden, niemals! Ein Gesetz, das die Tötung eines Menschen erlaubt, ist vom Standpunkt des Naturrechts, d.h. des Gesetzes Gottes aus gesehen, rechtswidrig, und niemand, der sich als Mensch ausgibt, darf es erlassen oder erfüllen. Wir erinnern uns an die armen, zornigen und infolgedessen vulgären, promiskuitiven Frauen, die gegen die Feststellung des Verfassungsgerichts protestierten, dass in Polen die Tötung von gezeugten Kindern, aufgrund ihrer diagnostizierten (und oft nur vermuteten) Krankheit, nach der polnischen Verfassung illegal ist. Diese Frauen protestierten im Grunde gegen die natürliche Moral, die Vernunft und den gesunden Menschenverstand. Jemand hat diese Proteste geschickt organisiert, angeheizt und …. finanziert. Beten wir für die Organisatoren und Teilnehmer dieser Proteste, dass sie in ihrem Wahnsinn, ihrem Hass und ihrer Bösartigkeit zur Vernunft kommen.

Doch kehren wir zu den positiven Aspekten zurück. Was sollen Eltern tun, die bereits ein krankes Kind oder sogar mehrere Kinder haben? Sie müssen sie natürlich lieben und für sie sorgen. Natürlich sollten sie auf menschliche Weise die möglichen Ursachen für die Krankheiten ihrer Kinder prüfen und mit der Unterstützung ehrlicher, dem Leben dienender, Ärzte die Wahrscheinlichkeit, ein krankes Kind zu zeugen und dann zur Welt zu bringen, minimieren. Die Ursache für die Krankheit könnte der Gesundheitszustand der Eltern vor der Zeugung ihres Nachwuchses sein oder vielleicht ein anderer Faktor während der Schwangerschaft (obwohl ich hier lieber den Begriff „gesegneter Zustand“ verwende). Es ist gut, dass Sie Gentests gemacht haben, da sie eine mögliche genetisch bedingte Krankheit des Kindes vorhersagen können (mit einer Wahrscheinlichkeit von 0, 25, 50, 75 oder 100 %). Im Falle eines hohen Kranheitsrisikos bei einem gezeugten Kind, haben die Eltern das Recht zu entscheiden, dass sie nicht versuchen werden, ein weiteres (oder sogar ihr erstes) Kind zu zeugen. Sie können sich z. B. für eine echte Elternschaft durch Adoption entscheiden. Dies steht nicht im Widerspruch zur Pflicht (ein vergessenes Wort) der Ehegatten, Leben an ihre Kinder weiterzugeben. Die Entscheidung über den Wunsch, ein weiteres Kind zu zeugen, sollte „klug“ und „hochherzig“ sein (Paul VI., Humanae vitae). Doch selbst wenn ein Kind entgegen dem Plan der Eltern gezeugt wird, haben sie die Pflicht, es anzunehmen und liebevoll zu erziehen. Mit Liebe, das heißt, mit Sorge um sein Wohlergehen und nicht um ihren eigenen Komfort.

Um die eigenen Zeugungsabsichten klug und aufrichtig umsetzen zu können, ist es unerlässlich, sich Wissen über die eigene Fruchtbarkeit anzueignen. Dafür ist gute Fachliteratur empfehlenswert. Am besten ist es jedoch, direkt von Ehepaaren zu lernen, die über dieses Wissen verfügen und es in ihrem Leben anwenden. Ich denke dabei an die Methoden der natürlichen Familienplanung (sogenannte NFP). Der Name ist traditionell, wenn auch etwas unglücklich, denn eigentlich geht es um den richtigen Zeitpunkt für die Zeugung von Kindern (Familie ist ein weiter gefasster Begriff). Die NFP ist sehr nützlich, sowohl um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, ein Kind zu bekommen, als auch um die Empfängnis für eine gewisse Zeit (oder überhaupt) zu verschieben, auf anständige Weise und ohne gegen moralische Normen zu verstoßen. Die Methode, die sich auf fundiertes Wissen stützt, erkennt, wann wir eine Chance haben, ein Kind zu bekommen, und wann nicht. Dank einer gut entwickelten Willenskraft und Selbstbeherrschung in sexueller Hinsicht verzichten die Eheleute auf den Geschlechtsverkehr, wenn dessen Folgen nicht ihrer Absicht entsprechen würden. Wir können die Entscheidung, nicht schwanger zu werden, mit 100 %iger Wirksamkeit umsetzen, über die Empfängnis entscheidet jedoch „Jemand Anderes“. Wir als Eltern können nur die idealen Bedingungen für die Empfängnis schaffen und – auf die Entscheidung des Schöpfers warten. Die Eheleute nähern sich also in einer Zeit möglicher Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit an, entsprechend ihrer aktuellen Zeugungspläne. Wichtige Lebensentscheidungen (und das ist die Absicht, schwanger zu werden oder nicht) mit Hilfe der Vernunft und des Willens zu treffen, führt immer zu menschlichem Wachstum. Das Ablehnen von Vernunft und Willen (schöpferische Fähigkeiten) in dieser wichtigen Angelegenheit und der Rückgriff auf Empfängnisverhütung, Abtreibungsmittel oder sogar Abtreibung führt immer zur Degradierung des Menschen und im Laufe der Zeit (wie man im öffentlichen Raum beobachten kann) sogar zu seiner wahren Degeneration.

Noch ein Wort zu den Ärzten. Leider haben sich viele von ihnen von der ärztlichen Ethik abgewandt, deren historische (aber nur weltliche) Auslegung der Eid des Hippokrates war. Dieser Eid enthielt den Vers: „Ich werde einer Frau kein Abtreibungsmittel geben“. Als die Medizinstudenten in Poznań, in der Zeit des Solidarność-Aufstandes, den (im Sozialismus gekürzten) hippokratischen Eid bei der Abschlussfeier willkürlich um den Vers „und ich werde jedes gezeugte Leben verteidigen“  ergänzten, kam es zu einem polizeipolitischen Skandal: „Mit welchem Recht wollen Medizinstudenten das Leben verteidigen! Wer war der Urheber dieser „schrecklichen“  Provokation!“ Aber um das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten: Es gibt viele hervorragende Ärzte, die ihrer Berufung treu ergenben sind. Leider gibt es auch viele, die ihre Berufung verraten haben. Es geht darum, die guten, ihrer Berufung treuen, Ärzte für Sie und Ihre Kinder zu finden. Das Risiko, einem Arzt zu begegnen, der der medizinischen Ethik untreu ist, ist unter den Gynäkologen besonders hoch. (Leider!) Ein gewisser Hinweis kann darin bestehen, nach Ärzten zu suchen, die sich mit Naprotechnologie beschäftigen. Sie verstehen den Nutzen natürlicher Methoden, die sich auf die Errungenschaften der neuesten Wissenschaft stützen, sie suchen nach den Ursachen der Unfruchtbarkeit (präzise Diagnose) und beseitigen sie durch ihre Behandlung wirklich. Im Gegensatz dazu versucht die In-vitro-Methode, die Unfruchtbarkeit zu umgehen, anstatt sie zu heilen. Sie ist im Übrigen unwürdig, denn der Mensch hat das Recht, durch einen Liebesakt der Eltern gezeugt zu werden (vgl. Donum vitae).

Mit einem Wort: Handeln Sie umsichtig und gleichzeitig großzügig, wie es die Lehre der Kirche uns auferlegt. Es gibt eine Weisheit, die größer ist als die menschliche Weisheit.

Mit Gott!
Jacek Pulikowski