Ich heiße Diana und gehöre seit vier Jahren der Bewegung der Reinen Herzen an. Bevor ich mich dieser Gemeinschaft anschloss, begleitete mich Jesus auf verschiedenen Wegen und führte mich aus so mancher Sackgasse heraus …
Ich fühlte einen Mangel an Liebe
Vor ein paar Jahren erfuhr ich, dass ich ACoA (engl. Adult Children of Alcoholics, dt. das erwachsene Kind eines Alkoholikers) bin. Das wurde mir bewusst, als ich einen Artikel über die Probleme beim Aufbau von Beziehungen zwischen Frauen und Männern las. Dort hieß es, dass wenn man ACoA ist, dies einer der Hauptgründe für solche Schwierigkeiten sein kann. Dies war für mich die Antwort auf die Frage, warum meine Freundinnen in gesunden und normalen Beziehungen lebten und ich Schwierigkeiten hatte, überhaupt eine Beziehung aufzubauen. Ich las die Liste von Eigenschaften in diesem Artikel und stellte fest, dass die meisten zu mir passten. Da wurde mir klar, dass das Problem nicht bei mir lag, sondern in meiner Vergangenheit, weil ich in einem dysfunktionalen Haus aufgewachsen war, in dem Alkohol alles beherrschte. Ich begab mich auf die Suche nach Hilfe. Ich durchsuchte Internetforen, las sehr viele Bücher über ACoA, sprach mit Menschen, die dasselbe erlebt hatten. Da entdeckte ich, wie ernst das Problem ist und wie viele Menschen es betrifft. Das Bewusstsein, dass ich nicht allein damit auf der Welt bin, half mir sehr. Das Buch, das mich wahrscheinlich am meisten beeinflusste war „Wędrówka do wolności. Katolicki przewodnik dla Dorosłych Dzieci Alkoholikow“ (dt. Die Wanderung in die Freiheit. Ein katholischer Leitfaden für erwachsene Kinder von Alkoholikern), durch das ich lernte, erste Schritte bei der Lektüre der Heiligen Schrift zu machen und die Sakramente an die erste Stelle zu setzen: die Beichte, die Eucharistie sowie die Anbetung. Dank des Buches habe ich gelernt, wie ich an meinen Problemen, schlechten Neigungen und Lastern, die ich aus meinem dysfunktionalen Zuhause mitgenommen hatte, arbeiten musste. Beispielsweise an einem falschen Gottesbild, dem Perfektionismus, Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie dem Setzen von Grenzen. Das sind Schwächen, die wohl jedem Probleme bereiten, nicht nur einem ACoA.
Mir wurde auch bewusst, dass ich in meinem Elternhaus nicht die Liebe erhalten hatte, die ich benötigte. Jedes Kind sollte die grundsätzlichen Bedürfnisse nach Liebe gestillt bekommen und bedingungslose Akzeptanz erfahren, also so gewollt, geliebt und akzeptiert werden, wie es ist. Die grundlegenden „Gebote“, die in einem dysfunktionalen Haus herrschen, lauten jedoch: vertraue nicht, rede nicht, fühle nicht. Deshalb musste ich neu lernen, was es heißt zu lieben, sich selbst zu akzeptieren und auf Gott und die anderen zu vertrauen. Leider führte die Tatsache, dass diese meine Bedürfnisse nicht gestillt worden waren dazu, dass ich als Teenager der Sucht nach Selbstbefriedigung und Pornografie verfiel, die bei mir sehr lange, ca. zehn Jahre, andauerte. Ich sehnte mich so sehr nach Liebe, dass ich sie an den falschen Orten suchte.
Flucht in eine andere Welt
Neben Liebe fehlte es mir auch an Selbstwertgefühl, das ich ebenfalls dort suchte, wo ich es hätte besser sein lassen sollen. Als ich ein Teenager war, wurde gerade Harry Potter modern. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, wurde ich in diese magische Welt hineingezogen. In dem Buch wurden Zauberer als die Coolen dargestellt und die Muggel (Anm. d. Red.: Personen, die keine Magier waren) als hoffnungslose und langweilige Fälle. Auch ich wollte „cool“ sein, also begann ich, Horoskope zu lesen, mich für Numerologie und Chiromantie zu interessieren, ich suchte sogar nach einer Zauberschule … Ich träumte im Geheimen davon, in solch einer Welt zu leben, was mich aber noch mehr deprimierte, weil ich wusste, dass dies unmöglich war. Statt sich am Leben zu freuen, verschwendete ich meine Zeit damit, davon zu träumen, was nicht da war und nie da sein wird. Die Flucht in die Welt der Magie war meine einzige Art und Weise, sich vor den Problemen zu Hause zu schützen. Ich begann mich auch für Tarotkarten zu interessieren, wodurch ich noch weniger Energie hatte, und traurig und depressiv wurde. Als ich entdeckte, dass das Tarot zu den geistigen Bedrohungen gehört, fuhr ich nach Tschenstochau und beichtete diese Sünde bei einem Exorzisten.
Das Kind eines Alkoholikers
Bei den ACoA gibt es vier Rollen, die einem dabei helfen, in einer dysfunktionalen Familie zu überleben. Das Kind übernimmt die Rolle des Maskottchens, des Sündenbocks, des Familienhelden oder wird zu einem unsichtbaren Kind, einem sogenannten Kind im Nebel. Ich war ein Kind im Nebel, also solch ein Kind, das unauffällig ist, vorgibt, nicht zu existieren und sich in der eigenen Welt abkapselt. Vor Problemen flüchtete ich in mein Zimmer, wo ich viel schrieb und las. Ich bemühte mich, meinen Eltern keine Probleme zu machen, war eine gute Schülerin und ging in die Kirche (obwohl ich damals noch nicht wusste, zu welchem Zweck ich dorthin ging). Mein Leben begrenzte sich auf die Schule, das Zuhause und die Kirche. Ich traf mich nur selten mit Freundinnen oder Freunden. In jener Zeit betete ich, mein Vater möge aufhören zu trinken, aber ich war sowieso der Meinung, dass Gott mich nicht erhört, weil er auf meine Bitten nicht antwortete. Ich dachte, Er wäre in meinem Leben nicht anwesend und würde mich ignorieren.
Die Rückkehr zu Gott
Als ich wegfuhr, um zu studieren, änderte sich mein Leben. Ich begann, die Freiheit zu spüren; ich war weit weg von zu Hause und fing endlich an zu leben. Das war jedoch nicht das Leben, das Gott für mich wollte. Ich ging zu Feiern, ging seltener in die Kirche und verfiel weiteren Sünden der Unreinheit, dass es schlimmer nicht mehr ging … Schließlich bat ich Gott um Hilfe. Ich sagte Ihm, dass ich genug hätte von meinem Leben und von mir selbst. Gott antwortete auf meinen Ruf. Kurz darauf stellte Er mir Menschen auf den Weg, die mich zu Ihm zurückführten.
Im Internet las ich etwas über die Bewegung der Reinen Herzen. Ich habe sehr gezögert, zum ersten Treffen dieser Gemeinschaft zu gehen und als ich dort ankam, da dachte ich, ich wäre unter lauter Heiligen, weil ich selber noch in den Sünden der Unreinheit steckte. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht dazugehörte und sicher nie so sein würde wie die Leiter oder andere Mitglieder der Gruppe. Doch mit Gottes Hilfe bemühte ich mich, an mir selbst zu arbeiten. Das Bewusstsein, dass die Redaktion für jedes Mitglied der Bewegung der Reinen Herzen betet, half mir bei der Arbeit an mir selbst, an meinen Schwächen sowie beim Kampf mit den Sünden der Unreinheit und des Okkultismus. Ich begann zu Heilungsmessen zu gehen, regelmäßig zu beichten und geistliche Lektüre zu lesen. Bücher, die einst mein Leben zerstörten, warf ich hinaus. Zu Beginn meiner Teilnahme an der Bewegung der Reinen Herzen war ich eine eher passive Beobachterin. Ich kam zu der BDRH wie die biblische Samariterin, die Wasser suchte, das die tiefsten Sehnsüchte stillt. Erst Jesus gab mir „das lebendige Wasser“. Er wurde zu dem, der meine versteckten Bedürfnisse stillte, darunter auch das Bedürfnis nach Angenommensein, nach Akzeptanz und danach, bedingungslos geliebt zu werden. Erst als ich anfing, Ihn besser kennenzulernen, als ich seine Liebe zu mir spürte, begann ich, mich anderen zu öffnen und mehr von mir zu geben.
Es ist mir klar geworden, dass ich nichts tun muss, um mir die Liebe Gottes zu verdienen. Denn ein Kind muss nichts tun, um geliebt zu werden. Am meisten wird das kleinste Kind geliebt, das einfach nur da ist. Das sagte auch Jesus zur Schwester Consolata Betrone in seiner Botschaft der Liebe an die Welt. Auch ich lerne diese Liebe kennen. Ich kann an mir selbst sehen, dass ich umso mehr Liebe für andere empfinde, je mehr ich mich selbst liebe. Je mehr ich Jesus in mir entdecke, desto mehr sehe ich Ihn auch in anderen Menschen.
Diana
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