„Polnischer Charbel“ – Der Diener Gottes, Pater Wenanty Katarzyniec

Der heilige Maximilian Kolbe verdankte Pater Wenanty Katarzyniec viel; er nahm sich ein Beispiel an ihm und erbat durch seine Fürsprache viele Gnaden. Heute, mehr als ein Jahrhundert nach seinem Tod, überrascht der „polnische Charbel“ weiterhin mit seiner außergewöhnlich wirksamen Fürbitte vom Himmel aus.

„Ich habe zwei Heilige im Noviziat“. – sagte vor 100 Jahren Pater Dionizy, der Novizenmeister des Franziskanerklosters in Lwiw (dt.Lemberg). Er bezog sich dabei unter anderem auf einen besonders bescheidenen und demütigen Bruder, der im Alter von weniger als 20 Jahren in den Orden eintrat, und dann nach nur 13 Jahren im Ruf der Heiligkeit starb. Wer ist dieser Diener Gottes, der zu Lebzeiten ein gewöhnlicher Mönch war, der aber heute dank der zahlreichen Wunder, die er auf seine Fürsprache hin bewirkt hat, den Beinamen „himmlischer Buchhalter“ und „polnischer Charbel“ trägt?

Józef Katarzyniec (später Wenanty) wurde am 7. Oktober 1889, dem Fest Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, geboren. Die Schutzpatronin des Rosenkranzes, die an diesem Tag erwähnt wird, begleitete Józef in besonderer Weise von den ersten Jahren seines Lebens an. Seine außergewöhnliche Verehrung Marias, sein Vertrauen auf sie und seine besondere Bindung zum Rosenkranzgebet bestimmten sein ganzes Leben. Józef wurde in eine arme, aber fromme Familie hineingeboren. Großen Einfluss auf sein späteres Leben hatten die Momente des Gebets in einer kleinen, nahe seinem Haus gelegenen Holzkapelle, die dem Heiligen Franz von Assisi geweiht war. Schon vor seiner Erstkommunion vertraute Józef seinen Verwandten an, dass er Priester werden möchte. Er versuchte, jeden Tag zur Eucharistie zu gehen, oft bei der Messe zu dienen und träumte davon, sich dem Dienst Gottes zu widmen. Da er jedoch aufgrund seiner Armut nicht ins Priesterseminar gehen konnte, besuchte er eine normale Schule.

Im Jahr 1904 begann er seine Ausbildung am Lehrerseminar in Lwiw. Er war ein begabter, fleißiger und pflichtbewusster Schüler. Er zeichnete sich auch durch Gehorsam gegenüber Lehrern und Erziehern aus. Dank einer außergewöhnlichen Fähigkeiten und seines unvergleichlichen Fleißes erhielt er sehr lobende Zeugnisse. Während seiner Ausbildung beschloss Józef, in den Franziskanerorden einzutreten. Seine Eltern versuchten noch, ihn von diesem Entschluss abzubringen, indem sie ihm eine vielversprechende Karriere im Bildungsbereich in Aussicht stellten. Er antwortete ihnen jedoch: „Ich brauche kein Geld, und eine Position in der Welt würde mich nur verderben“. 1908, nach Abschluss seiner Ausbildung bewarb er sich beim Provinziar, der den neuen Kandidaten wie folgt charakterisierte: „Seine Bescheidenheit war auffallend, seine Demut anziehend, er machte den Eindruck eines jungen Mannes von Unschuld. Ich habe ihn freudig in unseren Orden aufgenommen“.

Eifriger Mönch

Józef begann sein Noviziat in Lwiw. Dort traf er auf Bruder Maximilian Kolbe, der ihn so beschrieb: „Ich werde nie die Bescheidenheit vergessen, die von seiner Gestalt ausging. In weltlicher Kleidung, etwa 20 Jahre alt, ein wenig schüchtern, ernst in seinen Bewegungen, aber ohne Zwang, in seiner Sprache eher spärlich […]; die Ruhe, die den Umgang mit ihm angenehm machte, zeigte, dass er ganz Herr seiner selbst war“. Der Novize freundete sich mit Bruder Maximilian an, dem er später helfen wird, katholische Medien zu gründen.

Józef nahm seine religiöse Berufung an und formte in sich eine Haltung des Gehorsams, der Armut und der Keuschheit. Von ihm überlieferte Notizen enthalten diese Worte: „Ich will mich bemühen, immer das Sonnenlicht des göttlichen Willens auf mich scheinen zu lassen […]. Jeden Tag, vom Morgen bis zum Abend, werde ich vor jeder Tätigkeit sagen: „Das ist für Dich, lieber Jesus! Ich möchte es so tun, als ob Du es tun würdest …. Ich werde mich vor der kleinsten Sünde hüten, auch wenn ich dafür sterben müsste. Ich werde die Muttergottes um Schutz vor der Sünde bitten… Ich werde immer und so viel wie möglich beten. „

Am 25. August 1908 nahm Józef den Habit an und wählte den Ordensnamen Wenanty. Ein Jahr später legte er die Ordensgelübde ab. Nach Abschluss des Noviziats trat er in das Hauptseminar der Franziskaner in Krakau ein. Er begann ein Studium der Philosophie und Theologie. Er war ein herausragender Student, aber seine außergewöhnlichen Fähigkeiten und Ergebnisse machen ihn nicht stolz. Im Gegenteil, es war vergeblich nach einem Schatten des Stolzes in ihm zu suchen. Bruder Wenanty hielt viele Vorträge, vor allem über die Mutter Gottes. Er hat auch viele Studenten zur Erzbruderschaft der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments mitgerissen. Er selbst verbrachte jede freie Minute vor dem Tabernakel und brannte vor Liebe zu Jesus. Er half gerne anderen. Wenn er Nachhilfe gab, überhöhte er sich nicht, sondern erklärte alles so, dass diejenigen, die mit ihm in Kontakt kamen, sich wertgeschätzt fühlten.

Am 2. Juni 1914 wurde Bruder Wenanty zum Priester geweiht und zu seiner erste Stelle in der Pfarrei Czyszki bei Lwiw entsandt. Er erwies sich als guter Beichtvater und Seelsorger sowie als ausgezeichnete Prediger und Kindererzieher. Er zeichnete sich auch durch eine besondere eucharistische Frömmigkeit aus, die sich in der Liebe zur Heiligen Messe, im langen Verweilen bei der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, im Rezitieren des Breviers vor dem Tabernakel und und seiner Verehrung des Kreuzweges ausdrückt. Er besuchte auch gerne die Kranken, ohne Rücksicht auf die herrschenden ansteckenden Krankheiten.

Ein Jahr später wurde P. Wenanty zum Leiter des Noviziats der Franziskaner in Lwiw ernannt. Dort war er auch als Dozent für Philosophie, Latein und Griechisch tätig. Als Tutor der Novizen lag ihm die Verbreitung des klösterlichen Armutsgelübdes am Herzen. Er wollte es unter den Brüdern einführen und ermutigte sie dazu mit seinem eigenen Beispiel. Er selbst hielt diesen Schwur sehr streng ein. Er begnügte sich mit wenig Nahrung, um so viel wie möglich für die Armen zu lassen, die sich am Klosterportal versammelten.

Die übermäßige Arbeit belastete seine Gesundheit stark. Im August 1917 erkrankte er an der so genannten Spanischen Grippe. Er erkrankte sehr schwer. Von da an verschlechterte sich Pater Wenantys Gesundheitszustand ständig. Im Jahr 1918 erkrankte er erneut schwer. Der zu ihm gerufene Arzt diagnostizierte Tuberkulose. Pater Wenanty musste sein Amt als Novizenmeister niederlegen. Im Jahr 1920 wurde er nach Kalwaria Pacławska versetzt. Die letzten Monate seines Lebens waren von schmerzhafter Krankheit und großem Leid geprägt, das er ruhig und geduldig ertrug. Besonders die Isolation und die Unmöglichkeit, unter den geliebten Novizen zu dienen, bereiten ihm großen Schmerz. Doch er fügte sich ganz in den Willen Gottes. In Krankheit und Leid reifte seine Heiligkeit. Pater Wenanty starb am 31. März 1921 im Alter von nur 32 Jahren.

„Das meiste werde ich … nach dem Tod tun“

Vor seinem Tod bekannte Pater Wenanty: „Ihr seht, wie krank ich bin und nichts mehr tun kann, aber nach meinem Tod werde ich viel für den Orden tun“. Damit meinte er vor allem die Herausgabe von Veröffentlichungen, die er Pater Maximilian empfahl und zur Eile bei deren Umsetzung drängte. Daraus entstand die Idee, die Monatszeitschrift „Ritter der Unbefleckten“ zu drucken. Die erste Ausgabe sollte im Januar 1922 erscheinen. Leider gab es dafür keine Mittel. Jemand aus Pater Kolbes Umfeld erklärte: „Wenn die Zeitschrift im Januar erscheint, wäre es ein Wunder.“ Daher erinnerte sich Pater Maximilian an den verstorbenen Pater Wenanty und bat ihn um Fürbitte. Die Zeitschrift erschien pünktlich! Nicht umsonst ernannte Pater Kolbe in der ersten Ausgabe des „Ritters der Unbefleckten“ Pater Katarzyniec zum Patron der Zeitschrift. Es ist Pater Wenantys Fürbitte zu verdanken, dass viele der späteren Probleme des Verlages gelöst und viele, der für die Herausgabe der Monatsschrift notwendigen, finanziellen Mittel beschafft werden konnten. Seine Fürsorge war manchmal ganz konkret zu spüren, vor allem bei der Anschaffung der Druckmaschine und der Gründung von Niepokalanów. In den ersten Jahren der Herausgabe der Zeitschrift kümmerte sich Pater Katarzyniec eindeutig um die notwendigen finanziellen Mittel. Der heilige Maximilian sagte über ihn: „Sehr bescheiden, gebetsfreudig und fleißig… Betet durch ihn zur Muttergottes“.

Probleme bei der Jobsuche, Autokauf, Rückzahlung hoher Kredite, finanzielle Schwierigkeiten oder schwere Krankheiten – die Zeugnisse vieler Menschen bestätigen, dass es praktisch kein Problem gibt, das heute nicht durch die Fürsprache des Dieners Gottes Pater Wenanty gelöst werden kann. Er erweist sich dabei als ein äußerst effektiver und schneller Fürsprecher der alle Bitten erhört. Am wichtigsten sind jedoch die vielen Gnaden der Bekehrung und Heilung von Seelen, die durch seine Fürsprache erlangt werden. Denn man sollte immer nach dem streben, „[…] was oben ist, nicht auf das Irdische“ (Kol 3,2).

„Möge jeder seine Pflichten erfüllen“

In seinen Schriften und Predigten erinnert uns Pater Wenanty an den Sinn und den Wert des christlichen Lebens, dessen Größe nicht von außergewöhnlichen Leistungen abhängt, sondern von der Fähigkeit zu lieben. Mit seinem Leben hat er bestätigt, dass der Mensch seine Aufgaben erfüllen kann und soll, wo immer Gott ihn hinschickt. „Nicht jeder kann Außergewöhnliches leisten, aber jeder kann seine Pflichten erfüllen“, schrieb er. Die von Pater Katarzyniec gepredigte Treue in den kleinen Dingen sowie die Abwehr von Sünden sind nicht nur im geweihten Leben, sondern auch in der Ehe oder im Berufsleben von großer Bedeutung.

Viele Jahre nach dem Tod von Pater Wenanty unternahmen die Franziskaner, die von seinem heiligen Leben überzeugt waren, einen Versuch, ihn zum Altar zu erheben. Auf diese Notwendigkeit hatte unter anderem der heilige Maximilian Kolbe hingewiesen. Am 26. April 2016 gab Papst Franziskus seine Zustimmung zur Veröffentlichung des Dekrets über die heroischen Tugenden des Dieners Gottes Wenanty Katarzyniec – ein gewöhnlicher, ungewöhnlicher Mönch, über den der Heiliger Maximilian schrieb: „Er strebte nicht nach Außergewöhnlichem, aber die gewöhnlichen [Pflichten] erfüllte er auf außergewöhnliche Weise“.