Der heilige Josef – unser mächtiger Fürsprecher im Himmel

In Santa Fe, der Hauptstadt des Bundesstaates New Mexico (USA), befindet sich eine Loretto-Kapelle. Ihr Inneres wird von einer unglaublichen Treppe geschmückt, die unter wundersamen Umständen entstanden ist. Es wird von ihr gesagt, dass der hl. Josef selbst sie angefertigt habe.

Im Jahr 1872 siedelte der Erzbischof von Santa Fe, Jean-Baptiste Lamy, in seiner jungen Diözese Loretto-Schwestern an, die dort eine Schule für junge Mädchen betreiben sollten. Innerhalb einiger Jahre wurde ein Kloster mit angeschlossener Kapelle errichtet. Letztere sollte eine kleinere Kopie der berühmten Pariser Saint-Chapelle sein, die der damalige König Frankreichs, der hl. Ludwig, im 13. Jahrhundert erbauen ließ, um darin die Dornenkrone sowie andere Leidensreliquien des Erlösers aufzubewahren, die von den Kreuzzügen mitgebracht worden waren. Kurz vor Abschluss der Arbeiten wurde der Projektleiter der Loretto-Kapelle, der bekannte französische Architekt Antoine Mouly, ermordet. Wie sich herausstellte, hatte er es nicht mehr geschafft, die zum Chor der Kapelle hinaufführende Treppe zu entwerfen…

Der geheimnisvolle Zimmermann

Man könnte meinen, es hätte ausgereicht, in der neu entstandenen Kapelle nur die fehlenden Treppen nach oben zu ergänzen. Diese Aufgabe erwies sich jedoch als nahezu undurchführbar. In diesem Bereich des Gotteshauses war nämlich gar kein Platz für irgendeine traditionelle Treppe vorgesehen! Aus diesem Grund wollte sich auch keiner der aufgesuchten Architekten oder Schreiner dieser Aufgabe annehmen. Unter diesen Umständen war der Aufstieg zum Chor nur über eine Leiter möglich. Angesichts dieser Situation kamen die Loretto-Schwestern zu dem Schluss, dass sie dieses Problem nur durch Gebet würden lösen können. So baten sie den hl. Josef um Hilfe, der ja schließlich Zimmermann gewesen war.

Es war das Jahr 1881. Am letzten Tag der von den Schwestern abgehaltenen Novene zum hl. Josef klopfte ein bärtiger, armselig gekleideter Greis an die Klosterpforte. Er wurde von einem kleinen Esel begleitet, der eine Kiste mit Werkzeug trug. Der fremde Mann stellte sich nicht vor. Ohne viel zu reden, erklärte er nur, er sei Zimmermann, habe von dem Problem der Schwestern gehört und sei bereit, die Treppe zum Chor zu errichten. Der geheimnisvolle Ankömmling begann also mit seiner Arbeit. Da er von niemandem Hilfe benötigte, aber auch nicht gestört werden wollte, schloss er für die Zeit seiner Arbeit die Kapelle zu. Nach einigen Monaten war die Treppe fertig. Als die Oberin das fertiggestellte Werk sah, lief sie fort, um die anderen Schwestern zu holen. Wie groß war ihre Verwunderung, als sich herausstellte, dass der geheimnisvolle Zimmermann gleich nach Beendigung seiner Arbeit verschwunden war, ohne seinen Lohn abgeholt zu haben. Obwohl man eine Suche nach dem merkwürdigen Alten auf dem Esel begann und sogar eine Belohnung aussetzte, wurde er niemals gefunden…

Ein Wunder der Physik und der Architektur

Drei Geheimnisse umgeben die spiralförmige Treppe in der Loretto-Kapelle in Santa Fe: die Identität ihres Erbauers, die Technik ihrer Ausführung (darunter die Art des verwendeten Holzes) sowie die verwendete Konstruktion, die den Gesetzen der Physik widerspricht!
Als die elegante runde Treppe fertiggestellt war, verschwand der Zimmermann, ohne den Lohn und den Dank dafür entgegengenommen zu haben. Die entschlossenen Nonnen gaben in dieser Angelegenheit sogar eine Annonce in der lokalen Tageszeitung auf. Doch von dem Handwerker fehlte jede Spur. Nach ergebnislosem Suchen kamen die Loretto-Schwestern schließlich zu dem Ergebnis, dass der hl. Josef selbst dieser geheimnisvolle Zimmermann gewesen war, oder dass er ihnen zumindest in Gestalt dieses alten Mannes zu Hilfe gekommen war. Seit dieser Zeit wird die Treppe als Wundertreppe bezeichnet und ist zum Objekt zahlreicher Pilgerreisen geworden.

Der geniale Schöpfer der Treppe – wer auch immer er gewesen sein mag – hat eine großartige Konstruktion hinterlassen. Das Konzept dieser Treppe gilt bis heute als innovativ, und einige Fragen im Hinblick auf ihren Bau sind für die moderne Wissenschaft schwer zu erklären. Der Zimmermann hat keinen einzigen Nagel und keine einzige Schraube für ihren Bau verwendet, ebenso keinen Klebstoff – all dies hatte er durch hölzerne Bolzen ersetzt. Die spiralförmige Treppe hat die Form einer Helix, die sich zweimal um 360° um sich selbst dreht. Der Zimmermann hat zwei perfekt aufeinander abgestimmte Spiralen geschaffen, also gebogene hölzerne Schienen, auf denen er 33 Stufen befestigt hat… Diese Spiralen sind nicht aus einem großen Stück Holz geschaffen, sondern aus vielen kleineren miteinander verbundenen Elementen. Ihre Herstellung war also viel komplizierter, und auch die auf diese Weise entstandene Konstruktion hätte eigentlich weniger belastbar und viel empfindlicher gegenüber Belastungen sein müssen. Den Gesetzen der Physik zufolge dürfte die Treppe eigentlich gar nicht halten, denn sie besitzt keinerlei Stütze oder Pfosten, um den sie sich schlingen oder auf den sie sich stützen könnte. Auch lehnt diese Treppe an keiner Wand an. Wissenschaftlich betrachtet hätte diese Treppe unter dem Gewicht selbst einer einzigen Person in sich zusammenbrechen müssen. Und doch hat sie nicht nur die Zeit überdauert, sondern erfolgreich 140 Jahre lang – bis heute – ihre Aufgabe erfüllt. So manches Mal standen mehr als ein Dutzend Menschen gleichzeitig auf ihr. Die originale Treppe hatte keine Balustrade. Erst zehn Jahre später wurde diese von einem anderen Schreiner hinzugefügt, von Phillip August Hesch.

Die Treppe ist aus einer seltenen Fichtenart von großer Widerstandsfähigkeit gefertigt. Diese Art kommt nicht auf dem Gebiet des Bundesstaates New Mexico vor. Das nächstgelegene Gebiet ihrer Verbreitung ist in Alaska, das 6000 Kilometer von Santa Fe entfernt liegt! Die Frage bleibt unbeantwortet, wie ein Greis, der nur über einen kleinen Esel verfügte, von dort eine solche Menge Holz herübertransportiert haben konnte, die ausgereicht hätte, die Treppe anzufertigen. Man muss noch erwähnen, dass die Oberin der Loretto-Schwestern auf der Suche nach dem verschwundenen Zimmermann alle Holzhändler auf dem Gebiet von Santa Fe kontaktierte. Doch keiner von ihnen hatte einen alten Mann mit einem Eselchen gesehen…

Die Treppe ist bis heute erhalten geblieben und wird als Beispiel außergewöhnlicher Schreinerkunst betrachtet. Um heute eine Kopie davon anzufertigen, müsste man sechs Fachleute und einen oder zwei Ingenieure anstellen, außerdem wäre es unerlässlich, präzise Messapparate sowie spezielle Werkzeuge zum Biegen des Holzes in der vorgesehenen Krümmung zu verwenden. Der geheimnisvolle Zimmermann hingegen hatte, so versicherte Mutter Magdalena, die Oberin des Klosters der Loretto-Schwestern, keinen Helfer, und noch viel weniger spezielles Werkzeug. Ihrem Bericht zufolge hatte er nur „einige Hammer, eine merkwürdig aussehende Säge, ein Maß in Form eines großen T sowie einen Meißel“ bei sich.

Man kann auch unmöglich die Symbolik unbeachtet lassen, die sich in dieser ganzen unglaublichen, jedoch wahren Geschichte verbirgt. Die Anzahl der Treppenstufen – 33 – löst zweifellos Assoziationen mit dem Alter Christi aus. Und auch allein schon der Name der Ortschaft, in der diese wundersame Begebenheit sich zugetragen hat – Santa Fe (span.: Heiliger Glaube) lässt einen mit Begeisterung über die Macht des Glaubens, des Gebets und der mächtigen Fürsprache der Heiligen innehalten. Die Treppe von Santa Fe dürfte das bekannteste Wunder des hl. Josef sein. Doch es gibt auch zahlreiche andere berührende Zeugnisse der machtvollen Fürsprache dieses Heiligen.

Der Patron eines guten Todes

Im Jahre 1930 arbeitete Pfarrer Adam Sikora als Kaplan einer Pfarrei in Boryslaw (heutige Ukraine). „Als er sich einmal abends ins Bett gelegt hatte und schon eingeschlafen war, klopfte jemand fest gegen den geschlossenen Fensterladen, weckte ihn auf und rief: »Bitte gehen Sie sogleich zu dem Kranken, der im zweiten Stock des Wohnhauses an der Sobieski-Straße Nr. 50 im Sterben liegt.« Der Priester stand auf und ging auf den Gang hinaus, um die Person zu sehen, die ihn zu dem Kranken führen sollte – doch da war niemand. Also kehrte er in die Wohnung zurück und legte sich wieder ins Bett. Nach kurzer Zeit hörte er wiederum das Klopfen und das hartnäckige Rufen, er solle zu dem Kranken gehen. Wiederum ging er auf den Gang hinaus, aber der Mensch, der ihn gerufen hatte, war nicht da. […] Er legte sich zurück ins Bett, diesmal jedoch in seiner Kleidung. Einen Augenblick später kommt trotz der geschlossenen Tür und ohne Klopfen ein älterer Mann in die Wohnung hinein, nähert sich dem Bett, packt den daliegenden Priester, reißt ihn aus dem Bett und sagt mit strenger, gebieterischer Stimme: »Geh sofort zu der angegebenen Adresse, denn dieser Mensch stirbt!« Nach diesen Worten verschwand die geheimnisvolle Gestalt. Der Priester begriff, dass er es mit einem übernatürlichen Phänomen zu tun hatte, dem er sich nicht widersetzen durfte.

Er eilt also in die Kirche, nimmt das Allerheiligste Sakrament aus dem Tabernakel, packt die heiligen Öle ein und geht zur Sobieski-Straße Nr. 50. Er klingelt am Haustor und erklärt dem Wächter, er sei zu einem Kranken gerufen worden. Der Wächter antwortet erstaunt, ihm sei nicht bekannt, dass jemand hier krank sei und nachts den Priester gerufen habe. Als ihn der Priester aufklärt, dass ihn jemand durch dreimaliges Klopfen an seiner Wohnung zu dieser Adresse gerufen habe, weil im zweiten Stock ein Mensch stirbt, fiel dem Wächter ein, dass dort tatsächlich ein kranker Arzt wohnt, der aber ein ungläubiger Mensch ist und den Priester vielleicht nicht empfangen wird. Auf Bitten des Priesters führt er ihn in den zweiten Stock und zeigt ihm die Wohnung des Kranken. In der Tür erscheint die Frau des Arztes und fragt: »Was führt Sie um diese Zeit hierher? Weder ich noch mein Mann haben Sie rufen lassen, wir sind doch beide nicht gläubig. Die Mühe hätten Sie sich sparen können.« Der Priester antwortete, ein älterer Mann habe ihn zu dem Kranken gerufen, ihm die genaue Adresse genannt und ihn gezwungen, hierher zu kommen.

Überrascht von dem Bericht entscheidet sich die Ehefrau, den Priester in das Krankenzimmer zu führen. Beim Anblick des Priesters fragt der Kranke gespannt: »Wer führt Sie hierher zu mir?« Der Priester erzählt ihm, wie er dreimal von einem älteren Mann mit grauem Bart gerufen wurde, der ihn schließlich einfach aus dem Bett geworfen und ihm befohlen hatte, unter der angegebenen Adresse zu dem Kranken zu eilen. Der Arzt versank in Gedanken und trug seiner Frau auf, ein Bild herbeizubringen, das im Nebenzimmer an der Wand hing. Der Priester erkennte, dass es eben dieser Mensch gewesen war, der ihn zu dem Kranken gerufen hatte. Da erzählte der Arzt mit bewegter, zitternder Stimme, wie seine sterbende Mutter ihm dieses Bild des heiligen Josef übergeben hatte, zusammen mit einem Zettel, auf dem ein Gebet zum heiligen Josef um einen glücklichen Tod aufgeschrieben war. Sie hatte ihm aufgetragen, dieses Gebet sein Leben lang zu beten. Und weiter sagte er: »Obwohl ich meinen Glauben verloren hatte und ebenso wie meine Frau nicht mehr an Gott glaubte, so habe ich doch, um das Wort zu halten, das ich meiner Mutter gegeben hatte, dieses Gebet ganz mechanisch gesprochen.

Nun sehe ich, dass der heilige Josef mir nicht erlaubt hat, elendig zu sterben. Bitte nehmen Sie mir die Beichte ab und versöhnen Sie mich mit Gott.« Nach der Beichte empfing er andächtig die Heilige Kommunion als Göttliche Speise für den Weg der Ewigkeit sowie das Sakrament der Krankensalbung mit dem heiligen Öl, und er dankte dem jungen Priester innig, der um diese Uhrzeit zu ihm gekommen war. Der Priester ging aus dem Krankenzimmer, zufrieden, dass er dem Kranken diesen Dienst erwiesen hatte, und wandte sich zur Ausgangstür. Er war noch nicht beim Aufzug angekommen, als die Frau des Kranken herbeigelaufen kam und weinend rief: »Herr Kaplan, mein Mann stirbt!« Der Priester kehrte also zurück, um die Gebete für den Sterbenden zu sprechen. Auch das katholische Begräbnis führte dieser Priester dann auf Bitte der Arztfrau durch“ (Zeugnis von Pater Dominik Buszta, zit. nach: Cuda i objawienia św. Józefa – czyli jak św. Józef kazał księdzu iść w środku nocy do umierającego… [Wunder und Erscheinungen des hl. Josef – wie der hl. Josef einem Priester mitten in der Nacht befahl, zu einem Sterbenden zu gehen], in: www.wobroniewiaryitradycji.wordpress.com).

Der hl. Josef der Arbeiter: der treue Bräutigam Mariens, Patron der Familien, der christlichen Eheleute, der Arbeiter und des guten Todes, Vorbild der Keuschheit, Hoffnung der Kranken, Patron der heiligen Kirche, Schrecken der bösen Geister, Bezwinger der Süchte und unbeherrschten Leidenschaften – er ist unser mächtiger Fürsprecher im Himmel. Zu ihm kann man auch mit der Bitte um eine gute Ehefrau/einen guten Ehemann kommen, um eine passende Arbeitsstelle, sowie in allen geistigen und materiellen Schwierigkeiten.