Über die Ursprünge des Atheismus und die Gotteserfahrung

Atheisten glauben, dass nur die materielle Welt existiert, dass es keine andere Realität gibt als die, die wir mit unseren Sinnen erfahren. Ihrer Meinung nach gibt es Gott nicht, der Mensch hat keine unsterbliche Seele und alles endet für ihn mit dem Tod.

Der atheistische Glaube beruht nicht auf wissenschaftlichen, sondern auf den ideologischen Annahmen des Darwinismus, wonach das Leben völlig zufällig entstanden ist und sich durch blinde Evolution entwickelt. Atheismus kann für manche Menschen ein Sprungbrett auf dem Weg einer aufrichtigen Suche nach der Wahrheit sein, vorausgesetzt, der heranwachsende Mensch legt die fehlerhaften Vorstellungen über Gott ab, die während der Kindheit in seinem Kopf entstanden sind. Wenn er, nachdem er das falsche Gottesbild revidiert hat, weiterhin aufrichtig nach der Wahrheit sucht, wird er sie sicher finden. Wie viele bekehrte Atheisten wird er die freudige Tatsache der Existenz Gottes, des Schöpfers des gesamten Universums, entdecken, der sich uns vollkommen offenbart hat, indem Er in der Person Jesu Christi ein echter Mensch wurde.

Sie können sich nicht von ihrer Schuld freisprechen

Leider wird Atheismus manchmal nicht nur durch mangelndes Wissen und falsche Vorstellungen über Gott verursacht, sondern ist auch die Frucht der Sünden und des Stolzes des Menschen und das Werk des bösen Geistes, der „ein Lügner und der Vater der Lüge ist“ (Joh 8,44).

Die Infragestellung der Existenz Gottes verstößt gegen die Logik der menschlichen Erkenntnis. Schließlich enthält selbst die einfachste lebende Zelle so viele Informationen, wie in 5.000 Exemplaren eines Buches von mehreren hundert Seiten enthalten sind. Die neuesten wissenschaftlichen Forschungen haben ergeben, dass die im DNA-Molekül enthaltenen Informationen nicht Bestandteil des Moleküls sind, es ist nur deren Träger. Diese Informationen können als eine komplexe Software oder eine Aufzeichnung von Gedanken beschrieben werden, und dies deutet auf die Existenz einer personalen Intelligenz hin. Wir wissen, dass die DNA eine große Menge an Informationen enthält, welche in der Molekülstruktur gespeichert sind. Die in der DNA enthaltene Informationen sind weder Materie noch Energie. Die logische Schlussfolgerung ist, dass es eine absolute Intelligenz geben muss, die diesen Informationscode geschaffen hat.

Jeder denkende Mensch, der aufrichtig nach der Wahrheit sucht, sollte aus dieser Tatsache die offensichtliche Schlussfolgerung ziehen, dass die äußerst komplexen Informationen und biologischen Systeme nicht das Ergebnis blinder Naturkräfte sind, sondern von einer absoluten, allwissenden Intelligenz, d.h. von Gott, dem Herrn, geschaffen wurden.

Gott, der Herr, entlarvt in den Texten der Heiligen Schrift die fehlende Logik in der atheistischen Argumentation mit deutlichen Worten: „Ohne Verstand waren von Natur aus alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Aus den sichtbaren Gütern vermochten sie nicht den Seienden zu erkennen. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht […] denn aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird in Entsprechung ihr Schöpfer erschaut“ (Weish 13,1.5); „Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart. Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar“ (Röm 1,19-20). Jene, „die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten“ (Röm 1,18).

Wissenschaftler, die sich von intellektueller Redlichkeit leiten lassen, sind sich einig, dass das Universum in all seinen Dimensionen logisch und rational ist und daher auf die Existenz der allerhöchsten Intelligenz, den Herrgott, hinweist.

Die Begründer der Quantenphysik: Max Planck, Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger und Paul Dirac sahen einen klaren Zusammenhang zwischen den Naturgesetzen und dem Geist Gottes. Planck argumentierte, dass es überhaupt keinen Gegensatz zwischen Wissenschaft und Religion gibt, „da die eine die Ergänzung der anderen ist, […] Religion und Naturwissenschaft kämpfen Seite an Seite in einem nie endenden Kreuzzug gegen Skepsis und Dogmatismus, gegen Unglauben und Aberglauben […] (und daher) für Gott“. (M. Planck, zitiert in Ch. C. Gillespie, Dictionary of Scienfitic Biography, New York 1977, S. 168). Wenn jedoch, so wie Johannes Paul II schreibt: „Der Mensch mit seinem Verstand Gott, den Schöpfer von allem, nicht zu erkennen vermag, dann liegt das nicht so sehr am Fehlen eines geeigneten Mittels als vielmehr an dem Hindernis, das ihm von seinem freien Willen und seiner Sünde in den Weg gelegt wurde“ (Fides et ratio, 19).

Die Enthüllung einer anderen Wirklichkeit

André Frossard (geboren am 14. Januar 1915, gestorben am 2. Februar 1995) war einer der bekanntesten und einflussreichsten Schriftsteller und Journalisten Europas. Er war Mitglied der „Académie française“ und ab 1962 Chefredakteur der Zeitschrift „Le Figaro“ sowie ein Freund des Heiligen Johannes Paul II. Als angehender Journalist erlebte er im Juni 1935 eine gewaltige Bekehrung. Zuvor war er ein überzeugter Atheist, aufgewachsen in einer Atmosphäre der materialistischen Ideologie, die jede Form von Religiosität, insbesondere die katholische Kirche, bekämpfte.

Im Juni 1935 betrat Frossard zum ersten Mal in seinem Leben eine katholische Kirche, weil er dort seinen Freund suchte. In dem Gotteshaus erblickte er eine Monstranz mit dem Allerheiligsten auf dem Altar. Als Atheist hatte er nicht die geringste Ahnung, was das ist. In dem Moment als er die weiße Hostie betrachtete, erfuhr er die Gewissheit der Existenz Gottes.

In seinem Buch Gott und menschliche Fragen beschreibt er diese schockierende Erfahrung wie folgt: „Ich war […] Atheist, als ich durch die Tür der Kapelle hereinkam und blieb dieser auch im Inneren der Kirche. Die dort anwesenden Menschen, die ich im Licht erblickte, warfen nur Schatten, zwischen denen ich meinen Freund nicht finden konnte. Etwas wie eine Art Sonne strahlte in der Tiefe der Kapelle. Ich wusste nicht, dass dies das allerheiligste Sakrament war. [… ] Ich kann mich noch heute an den zwanzigjährigen Jungen erinnern, der ich damals war.

Ich habe seine Fassungslosigkeit nicht vergessen, als plötzlich aus der Tiefe dieser bescheidenen Kapelle eine Welt vor ihm auftauchte, eine andere Welt – eine Welt von kaum zu ertragender Brillanz, von wahnsinniger Dichte, deren Licht die Gegenwart Gottes offenbarte und zugleich verbarg, desselben Gottes, von dem er noch vor einem Augenblick geschworen hätte, er existiere nur in der menschlichen Vorstellung.

Gleichzeitig überflutete ihn eine Welle der Süße vermischt mit Freude – mit einer Kraft, die jedes Herz zerreißen kann, und deren Erinnerung niemals vergeht, sogar in den schlimmsten Momenten des Lebens, die oftmals mit Angst und Unglück erfüllt sind. Von nun an hat er keine andere Aufgabe mehr, als von dieser Süße und dieser glühenden Reinheit Gottes zu zeugen, der ihm an jenem Tag durch den Kontrast zeigte, aus welchem Schlamm er gemacht war. Dieses Licht, das ich mit meinen leiblichen Augen nicht erblickte, war nicht das Licht, das uns leuchtet oder bräunt.

Dies war ein geistliches Licht, d.h. ein lehrreiches Licht – so etwas, wie die Glut der Wahrheit. Dieses Licht hat definitiv die Prioritäten verschoben. Von dem Moment an, als ich es erblickte, konnte ich sagen, dass für mich einzig und allein Gott existiert und alles andere lediglich eine Hypothese ist […]. Ich betone: dies war eine objektive Erfahrung, fast wie aus dem Bereich der Physik, und ich habe nichts Wertvolleres mitzuteilen als dies: jenseits dieser Welt, die uns umgibt und deren Teil wir sind, offenbart sich eine andere Wirklichkeit, die unendlich viel konkreter ist als die, auf die wir im Allgemeinen vertrauen. Es ist die letzte Wirklichkeit, angesichts derer es keine Fragen mehr gibt“ (S. 21-24).

Beim Anblick des Allerheiligsten erlebte Frossard die Gegenwart des personalen Gottes, dessen Existenz er noch eine Sekunde zuvor geleugnet hatte. Das Licht der Reinheit und die Liebe Gottes enthüllte das ganze Elend des Atheisten. Erst da wurde dem Journalisten klar, in welchem Sumpf von Sünden und schamloser und anmaßender Ignoranz er steckte. Er fragte sich, wie er in einem solchen Zustand leben und atmen konnte. Im Licht des geheimnisvollen göttlichen Glanzes, das von der Eucharistie ausstrahlte, konnte er sein ganzes Elend erkennen und sich in aufrichtiger Reue der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen.

André verstand, dass von allen Gaben Gottes die größte und erstaunlichste seine barmherzige Liebe ist, die alle Menschen umarmt, besonders die größten Sünder.

„Ich wurde von Kopf bis Fuß katholisch“

Vom Moment der Bekehrung an war es für Frossard die erste, wichtigste und dringlichste Aufgabe im Leben, Gott für seine Liebe und Barmherzigkeit zu verherrlichen. Der Journalist war sich sicher, dass es nur eine wahre Hoffnung auf Erden gibt, die uns allein von Jesus Christus gegeben wird – und dass es deshalb notwendig ist, allen Menschen davon zu erzählen.

„Wie ist es möglich“, fragte sich Frossard, „dass ein junger Mann, der in einer Atmosphäre des atheistischen Aberglaubens aufgewachsen ist, die Gott, dem Christentum und der Kirche feindlich gesinnt ist, plötzlich ein glühender Katholik werden kann? Gedankenlos betrat er eine Kirche, in der das Allerheiligste ausgestellt war, und als er wieder herauskam, war er erfüllt von einer unglaublichen Freude, da er dort die Wahrheit über die Existenz Gottes erfuhr, und von dem Enthusiasmus, diese erstaunliche Entdeckung mit der ganzen Welt zu teilen. Es war eine Erfahrung der realen Gegenwart des Geheimnisses Gottes, der eins ist in drei Personen, die einzige Quelle der Existenz aller Wirklichkeit, die die ganze Welt in der Harmonie des Daseins erhält und dem Menschen die Fähigkeit verleiht, zu denken und Schönheit zu empfinden“.

André Frossard betonte, dass es sich dabei nicht um einen Traum oder eine Art Wahnvorstellung handelte, sondern um eine objektive Erfahrung ohne Beteiligung der Phantasie, ohne dass man sich selbst Bilder macht. Viele Jahre später schrieb er:

Die Freude überkam mich wie eine Lichtwelle, mit einer unwiderstehlichen und gleichzeitig sanften Kraft […]. Ich begleitete meine eigene Bekehrung mit Verblüffung, welche bis zum heutigen Tage anhält“. Diese Ehrfurcht und Verliebtheit in Gott, der in der Eucharistie präsent ist, dauerten bis zu den letzten Augenblicken seines irdischen Lebens an.

Die Einzigartigkeit von Frossards sofortiger Bekehrung war auch darauf zurückzuführen, dass er mit den Lehren der katholischen Kirche überhaupt nicht vertraut war; er war in diesem Bereich völlig unwissend.

In dem Augenblick, in dem er vor dem Allerheiligsten Sakrament stand, wurde er von dem Liebe ausstrahlenden Licht des dreieinigen Gottes berührt. Damals erhielt er die Gabe, die offenbarte Wahrheit zu erkennen, welche durch die katholische Kirche verkündet wird. Von da an war für ihn klar, dass es die vollkommene Wahrheit, die Christus der Menschheit offenbarte, nur in der katholischen Kirche gibt.

Nach dieser unerwarteten Erfahrung war sich Frossard sicher, dass es eine andere geistige Welt gibt, die wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können, dass es einen Gott in drei Personen gibt, dass die katholische Kirche eine göttliche Einrichtung ist und dass wir frei entscheiden können, ob wir das Heil annehmen oder ablehnen, das uns Jesus Christus, der wahre Gott, der wahrer Mensch wurde, anbietet.

Frossard schrieb: „Alles was ich sagen kann, ist, dass ich an diesem Tag katholisch wurde, katholisch vom Kopf bis zu den Füßen, katholisch über jeden Zweifel erhaben (ich hätte beinahe gesagt: so wie es heute keinen mehr gibt) – und weder Protestant, noch Moslem, noch Jude. Ich war ebenso überrascht, mich beim Herauskommen aus dieser Kirche als Katholik zu sehen, wie ich überrascht gewesen wäre, mich beim Herauskommen aus einem Tiergarten als Giraffe wiederzufinden. Keine Institution war mir fremder als die katholische Kirche [….] keine war mir unsympathischer. Sie war mir so fern wie der Mond oder der Mars. Voltaire hatte mir nichts Gutes über sie gesagt, und ich las seit meinem dreizehnten Lebensjahr kaum etwas anderes als ihn und Rousseau. Dabei wurde ich ihr und niemandem sonst überantwortet, übergeben und anvertraut, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, wie einer neuen Familie, mit dem Auftrag, sich meiner für den weiteren Verlauf meines Lebens anzunehmen „(Es gibt eine andere Welt, S. 13-14). Nach seiner Bekehrung zeigte sich Frossard die gesamte Wirklichkeit, alle Ereignisse und Menschen, die ihn umgaben, als die Art und Weise, wie Gott zu ihm sprach und sich ihm offenbarte.

Die Pflicht, Gottes Existenz zu verkünden

Die Gnade der Bekehrung und das Sakrament der Taufe machten Frossard von nun an geistig zu einem Kind, was er, wie er bekannte, zuvor nie gewesen war. Genau wie Jesus sagte: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen“  (Mt 18,3). Die Fähigkeit zur Begeisterung und zum Staunen ist eines der wesentlichen Merkmale eines geistigen Kindes. Für Frossard war es offensichtlich, dass man Gott nicht finden kann, wenn man die Existenz der unbeschreiblichen Schönheit, die nur der Geist entdecken und nur der Geist erfahren kann, von vornherein ausschließt.

Nach seiner Bekehrung verbrachte dieser junge Mann jeden Tag sechs Stunden im Gebet, besuchte die Messe, betete Jesus im Allerheiligsten an, betete den Rosenkranz, las die Heilige Schrift und widmete den Rest seiner Freizeit der geistlichen Lektüre. Dinge die mit Gott und dem geistlichen Leben verbunden waren, wurden zu seinem natürlichen Element. „Beklagt sich der Fisch darüber, dass er zu viel Wasser trinkt?“ – war seine Antwort an alle, die ihm sagten, dass er mit seinen Gebeten übertreibe.

Im Jahr 1969 veröffentlichte Frossard das Buch Gott existiert: Ich bin ihm begegnet, das in kurzer Zeit zu einem weltweiten Bestseller wurde. Nachdem Kardinal Karol Wojtyla das Buch gelesen hatte, traf er den Autor und freundete sich mit ihm an. Zu Beginn seines Pontifikats bat Johannes Paul II. Frossard, mit ihm ein Interview zu führen. Es war das erste Interview mit einem Papst in der Geschichte. Dies führte zu dem Buch Fürchtet euch nicht!, das ebenfalls zu einem weltweiten Bestseller wurde. Neben anderen Büchern schrieb Frossard über die Existenz eines Lebens nach dem Tod: Es gibt eine andere Welt und 36 Beweise für die Existenz des Teufels.

„Was kann ich tun, wenn doch Gott existiert, wenn doch die Christenheit wahrhaft ist und wenn doch ein Leben nach dem Tod existiert?“, sagte er im Interview mit Vittorio Messori, „Was kann ich hier tun, wenn die Wahrheit doch existiert und die Wahrheit eine Person ist, die erkannt werden möchte, die uns liebt und die Jesus Christus heißt? Ich sage dies nicht aufgrund einer Hypothese, eines Gedankengangs, vom Hörensagen. Ich spreche da aus Erfahrung. Ich habe es selbst gesehen. Ich weiß nicht, warum man mich dazu auserwählt hat ein Augenzeuge dessen zu sein, was sich hinter der Oberflächlichkeit der Welt verbirgt. Ich weiß nur, dass ich die Pflicht habe, Zeugnis abzulegen. Ich bin dazu verurteilt, zu sprechen, angetrieben von Sanftmut und dem dringenden Bedürfnis, die Lektion vorzutragen, die Gott mir bei dieser schockierenden Begegnung im Sommer 1935 in einer unbekannten Kapelle im Zentrum von Paris erteilt hat. Wenn man gewiss ist, dass Gott existiert, dass Jesus sein Sohn ist, dass wir nach unserem Tod erwartet werden und dass es auf dieser Welt keine Hoffnung außer der des Evangeliums gibt, wenn man all dies weiß, muss man darüber sprechen. Ich habe dies immer getan und werde dies weiterhin tun, bis zu dem Zeitpunkt an dem ich das betrachten werde, was ich während jenen Minuten betrachten durfte, als die Zeit für mich stillstand“ (Fragen über das Christentum).

Bis zu seinem Tod am 2. Februar 1995 legte André Frossard ehrfürchtig Zeugnis über seine Erfahrung mit Gott ab. Von diesem Moment an trat er für immer in die Wirklichkeit ein, die er während seines irdischen Lebens im Glauben erfahren hatte und von der wir in der Heiligen Schrift lesen: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9).