Als ich das Haus betrat, sah ich einen krebskranken, ausgemergelten Mann. Aufgrund des Wissens, das ich mir im Hospiz angeeignet hatte, konnte ich erkennen, dass dieser Mensch bald sterben würde.
Über die göttliche Barmherzigkeit erfuhr ich zum ersten Mal im Jahr 2008 durch den Sender Radio Maria. Als ich einen Ausschnitt aus dem Tagebuch von Schwester Faustina hörte, war ich von dem Inhalt fasziniert. Also las ich das ganze Tagebuch. Seitdem bete ich auch den Barmherzigkeitsrosenkranz.
Während dieses Gebets dachte ich öfter über mein Leben nach. Der Abschnitt über die Talente aus dem Evangelium kam mir in den Sinn. Ich dachte mir: Ich bin Junggeselle, führe ein ruhiges Leben, habe viel freie Zeit.
Wie werde ich vor dem Gericht Gottes erscheinen? Was werde ich sagen, wenn ich danach gefragt werde, wie ich meine Talente und die mir von Gott gegebene Zeit genutzt habe? Ich dachte, ich könnte mich in der Pro-Life Bewegung engagieren und ehrenamtlich im Hospiz arbeiten. Zunächst schrieb ich eine Pro-Life-Stiftung an. Leider bekam ich keine Antwort. Ich trat also mit einem Hospiz in Kontakt. Wie es der Zufall so wollte, war gerade der Tag der offenen Tür für Menschen, die an diesem Ort helfen wollten. Ich wurde dort sehr warmherzig empfangen. Man erklärte mir, was ein Freiwilliger im Hospiz so macht. Ich entschied mich, einen Kurs für ehrenamtliche Mitarbeiter zu belegen. Wie ich später erfuhr, erregte mein Erscheinen im Hospiz großes Aufsehen bei den ehrenamtlichen Leitern.
Der Grund dafür war die Tatsache, dass ich Polizist bin. Man befürchtete, ich würde nicht sanft genug und voller Empathie mit den Kranken umgehen. Doch die Zeit zeigte, dass die Befürchtungen unbegründet waren. Ich kümmerte mich gut um die Kranken. Während des Kurses war es notwendig, unter der Aufsicht eines erfahrenen Freiwilligen, praktische Aufgaben auf einer Station an den Patienten auszuführen. Als ich die Abteilung betrat, war alles neu für mich. Ich sah zum ersten Mal Krebskranke. Ich lernte, mich mit ihnen zu unterhalten. Meine Betreuerin führte mich zu einer Sterbenden. Das war ein sehr starkes Erlebnis, denn ich hatte noch nie zuvor einen Menschen in seiner letzten Lebensetappe gesehen. Ich erinnere mich, dass es eine ältere Frau war, die sich in einem sehr schlechten Zustand befand. Ich wusste nicht, wie sie hieß, wer sie war, ob sie überhaupt gläubig war.
Kein Familienmitglied war bei ihr … Als ich nach Hause zurückkehrte, hatte ich während meines Abendgebets gegen 23°° Uhr die Eingebung, für diese Frau den Barmherzigkeitsrosenkranz zu beten. Ich wusste, dass dank dieses Gebets die Seele, die gerade stirbt, beschützt wird. Als ich wieder im Hospiz war, fragte ich das Personal nach dieser Frau. Ich wollte wissen, wann sie gegangen war. Es stellte sich heraus, dass sie gegen 23°° Uhr starb …
Im Hospiz erlebte ich viele traurige, aber auch bewegende Momente. Ich erinnere mich an eine Frau, die an die sechzig Jahre alt war. Sie war schon sehr geschwächt. Sie sagte mir, sie hätte gerade gebeichtet und Jesus empfangen. Das letzte Mal hatte sie die hl. Kommunion empfangen, als sie noch ein Kind war, am Tag ihrer Erstkommunion. Da fiel mir das Gleichnis von den Arbeitern ein, die in der letzten Stunde des Tages noch zur Arbeit gingen. Trotzdem empfingen sie den gleichen Lohn wie die anderen …
Vor ein paar Jahren stellte Gott eine wunderbare Frau auf meinen Weg, die meine Ehefrau wurde. Als unser Sohn zur Welt kam, musste ich meine Arbeit im Hospiz unterbrechen. Ich werde mit Sicherheit dorthin zurückkehren, wenn meine häuslichen Pflichten es erlauben.
Das ist nämlich solch ein Ort, an dem das Evangelium lebt und an dem der barmherzige Gott wirkt.
Das ist aber noch nicht alles, was ich über die göttliche Barmherzigkeit berichten wollte. Letztes Jahr gab es bei uns einen Kriminalfall, bei dem es um eine Verbrechergruppe ging. Wir mussten gleichzeitig mehrere Personen festnehmen, und zwar an verschiedenen Orten des Landes. Ich hatte keinen Einfluss darauf, an welchen Ort ich würde fahren müssen. Mein Team bekam eine Adresse und den Auftrag, einen bestimmten Mann festzunehmen. Als wir vor Ort ankamen, öffnete uns eine Frau. Sie sagte, dass der Mann, den wir suchten, zwar zu Hause sei, aber wahrscheinlich nicht in der Lage wäre, mitzukommen. Er habe Krebs. Im ersten Augenblick dachte ich, sie würde lügen, wie es schon so oft bei Einsätzen geschehen war. Dieses Mal war es jedoch anders. Als ich das Haus betrat, sah ich einen krebskranken, ausgemergelten Mann.
Aufgrund des Wissens, das ich mir im Hospiz angeeignet hatte, konnte ich erkennen, dass dieser Mensch bald sterben würde. Das Haus, in dem dieser Mensch wohnte, war sehr schön und gut ausgestattet, aber es befand sich kein einziges religiöses Bild darin. Es gab auch kein Kreuz. Ich zog den Schluss, dass hier Menschen wohnten, die nicht an Gott glaubten. Nach der Arbeit, gegen 15°° Uhr, beschloss ich, den Barmherzigkeitsrosenkranz für diesen Mann zu beten. Um 17°° Uhr starb dieser Mensch … Ich sah das Wirken Gottes darin, dass es mehrere Orte gab, an die die Kollegen fuhren, aber gerade ich bekam den Auftrag, zu diesem bestimmten Haus zu fahren. Ich hatte erneut die Eingebung bekommen, für einen sterbenden Menschen den Barmherzigkeitsrosenkranz, der Seelen rettet, zu beten.
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