Nach dem Tod seiner Tochter führte er keine Abtreibungen mehr durch

Die Durchführung von Abtreibungen brachte Anthony Levatino einen nicht unerheblichen finanziellen Profit. Außerdem war der Arzt davon überzeugt, dass er damit die Frauen in ihrem Recht zur Entscheidungsfreiheit unterstützt. Erst eine persönliche Tragödie machte ihm bewusst, was Abtreibung wirklich bedeutet.

Anthony Levatino, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, hat 1200 Abtreibungen durchgeführt. Davon waren ca. hundert „späte” Abtreibung, bei denen sich die Frauen im zweiten Schwangerschaftsdrittel befanden [bis zur 24. Schwangerschaftswoche]. Die Durchführung von Abtreibungen brachte Anthony Levatino einen nicht unerheblichen finanziellen Profit. Außerdem war der Arzt davon überzeugt, dass er damit die Frauen in ihrem Recht zur Entscheidungsfreiheit unterstützt. Nichts deutete darauf hin, dass etwas seine bisherigen Wertvorstellungen in Bezug auf seine Praxis und sein Leben verändern würde.

Tod des Kindes

Es war Samstag. Das Ehepaar Levatino verbrachte einen ruhigen Sommernachmittag. Ihre sechsjährige Tochter Heather spielte vor dem Haus. Plötzlich geschah ein schrecklicher Unfall: Das Mädchen geriet unter ein vorbeifahrendes Auto! Anthony eilte sofort zu seinem Kind und versuchte, es zu reanimieren. Ein Krankenwagen kam, jedoch blieben alle Versuche, das Mädchen zu retten, erfolglos… Der Verlust ihrer Tochter war für die Levatinos ein harter Schlag, welcher in ihren Herzen eine tiefe Wunde hinterließ. Der Arzt hatte jedoch nicht erwartet, dass sich sein Leben nach dieser Tragödie so sehr verändern würde. Er berichtete von dem einschneidenden Ereignis so: „Was machst du nach so einer Katastrophe? Du nimmst einige Wochen frei und kehrst dann zu deinem vorherigen Leben zurück. Ich erschien im Operationssaal Nr. 9 im Ärztezentrum von Albany. So wie ich es hunderte Male zuvor auch getan hatte, um eine »späte« Abtreibung durchzuführen. Das war für mich nichts Außergewöhnliches. Ich hatte andere Probleme im Kopf. Das war für mich nur Routine, meine Arbeit. Es gibt dafür ein Werkzeug – die sogenannte Sopher Zange [siehe Bild Seite 47]. Diese wird eingeführt und ein Arm oder Fuß wird herausgerissen. Ich habe das mehr als hundert Mal gemacht. Das war reine Routine. Aber jetzt starrte ich wortwörtlich auf das Glied in der Zange. Wenn man so eine Abtreibung durchführt, musst du die Gliedmaßen richtig auf dem Tisch ordnen und – das ist zwar makaber, aber absolut in Übereinstimmung mit der Realität – das Kind wieder »zusammensetzen«, um dich zu vergewissern, dass nichts fehlt. Dass du zwei Arme und zwei Beine hast und alle anderen Teile.

Wenn man diesem Vorgehen nicht folgt, kann die Patientin eine Infektion oder ein Blutgerinnsel davontragen oder gar daran sterben. Also habe ich diese Abtreibung zu Ende geführt. Ich weiß, dass das komisch klingt, aber nach all diesen Jahren, nach 1200 Abtreibungen, nach mehr als hundert »späten« Abtreibungen, schaute ich auf den Haufen von Körperteilen, die auf dem Tisch lagen. Zum ersten Mal im Leben sah ich weder das »wundervolle Recht der Frau zur Entscheidungsfreiheit«, noch, dass ich ein wunderbarer Arzt bin, der den Frauen dabei hilft, ihr »Problem« loszuwerden. Ich sah auch nicht die 800 Dollar, die ich innerhalb von 15 Minuten verdient hatte. Ich sah nur den Sohn oder die Tochter von jemanden! Und plötzlich – es traf mich wie ein Schlag! […] Ich hatte gerade erst meine Tochter begraben und hier bietet mir jemand Geld dafür an, seinen Sohn oder seine Tochter zu töten, und ich willige ein …“. Dr. Levatino war davon überzeugt, dass diese Gedanken und diese Erschütterung vorübergehen, aber das war nicht der Fall. Kurz darauf führte der Arzt keine „späten“ Abtreibungen mehr durch. Dann verstand er, dass die Größe des Kindes irrelevant ist. Abtreibung ist gleich schlimm, egal ob es sich um ein größeres und weiterentwickeltes Kind oder ein sehr kleines Kind handelt. Ab 1985 führte Dr. Levatino überhaupt keine Abtreibungen mehr durch.

Erste Zweifel

Schon kurz vor dem tragischen Tod seiner Tochter Heather, hatte Anthony Levatino die ersten Zweifel an der Richtigkeit von Abtreibungen und zwar im Zusammenhang mit den Umständen, unter denen das Mädchen ins Leben des Ehepaars Levatino trat. Das war, als sich bei ihnen der Wunsch regte, ein Kind zu bekommen. Sie erfuhren, dass sie ein Problem mit der Fruchtbarkeit hatten. Der Spezialist informierte sie, dass sie keine Chance auf eine natürliche Empfängnis hatten. Also entschieden sie sich dafür, ein Kind zu adoptieren. Aber auch hier gab es Widerstände: Es zeigte sich, dass es nur sehr wenige Kinder zur Adoption gibt. Dr. Levatino zweifelte das erste Mal an der Rechtmäßigkeit der Abtreibung. Genau in dem Augenblick, in dem er die sog. medizinischen Abfälle nach einer von ihm durchgeführten Abtreibung wegwarf, dachte er sich: „Mein Gott, ich werfe dieses Kind in den Mülleimer. Ich versuche ein Kind zu adoptieren und gleichzeitig werfe ich diese Kinder in den Müll. Vor allem solche Menschen wie ich tragen dazu bei, dass eine Adoption so schwierig ist“. Da erkannte der Arzt den unglaublichen Widerspruch. Wie viel solcher Kinder gibt es, denen die Abtreibungsärzte das Leben genommen haben? Es gibt doch Ehepaare – so wie sie selbst – welche sich wünschen, ein Kind anzunehmen und zu lieben. Vielen Kindern gibt man nicht die Chance zu leben und zugleich nimmt man vielen unfruchtbaren Menschen die Hoffnung auf Adoption, Elternschaft und den Wunsch, ein Kind mit Liebe beschenken zu können.

Diese ersten Zweifel haben den Arzt jedoch nicht dazu bewegt, mit den Abtreibungen aufzuhören. Sie brachten ihn aber dazu, seine Mitarbeiter und das medizinische Personal davon in Kenntnis zu setzen, dass er und seine Frau ein Adoptivkind suchen. Letztendlich erfuhren sie von einer Krankenschwester, dass ein 15-jahriges Mädchen in Begleitung ihrer Eltern zur Geburt erschienen ist und dass sie ihr Kind zur Adoption freigeben möchte.

Und so wurden die Levatinos nach langen Bemühungen die Eltern von Heather. Einen Monat später stellte sich heraus, dass Frau Levatino schwanger ist. Kurz darauf bekamen sie einen Sohn. Der Arzt und seine Frau öffneten ihre Herzen für die Liebe der Elternschaft und wurden dafür großzügiger belohnt, als sie es erwartet hatten. 

Patenschaft für einen Abtreibungsarzt

Nicht nur im Bereich des Familienlebens erlebte Anthony Levatino, Ereignisse, die sein Gewissen in Bezug auf Abtreibung bewegten. Eines Tages kam eine schwangere Frau in seine Arztpraxis. Nach der Routineuntersuchung bat sie um ein Gespräch. Dr. Levatino willigte ein, ohne bestimmte Erwartungen zu haben. Die Frau teilte ihm mit, dass sie eine Botschaft für ihn hat. Diese war wie folgt: „Jesus liebt sie und sorgt für sie. Er möchte nicht, dass sie sich in ihrem Leben mit Abtreibungen beschäftigen. Bitte hören sie damit auf!“. Levatino dachte sich, dass er diese Verrückte so schnell wie möglich loswerden müsse. Dies tat er auch. Ein Jahr später kam die Frau wieder zur Routineuntersuchung und die gleiche Situation wiederholte sich. Am Ende des Arztbesuches überbrachte die Frau dem Arzt eine Botschaft. Dieser erinnerte sich an das Ereignis von vor einem Jahr, welches sich bei ihm im Gedächtnis eingebrannt hatte. Er erinnerte sich daran, dass in den letzten zwölf Monaten einige Postkarten mit der gleichen Botschaft in die Arztpraxis gesendet worden waren. Später erfuhr Levatino, dass die Frau zu den Pro-Lifern gehört und an Gebeten für die Bekehrung von Menschen, die in der Abtreibungsindustrie arbeiten, beteiligt ist und dass das, was sie tat – mit ihm als Patientin zu interagieren und ihm Botschaften zu übermitteln – als „Patenschaft für einen Abtreibungsarzt“ bezeichnet wurde.

Anfänglich hielt Levatino die Pro-Lifer für Wahnsinnige. Jedoch konnte man ihre Anwesenheit, die in großem Maβe auf stillen Gebeten beruhte, nicht ignorieren. Gott hat durch Menschen und Ereignisse das Gewissen des Arztes bewegt. Mit der Zeit überzeugte sich Levatino davon, welche Menschen die sog. Pro-Lifer sind. Viele von Ihnen lernte er persönlich kennen. Letztendlich schloss er sich selbst der Pro-Life Bewegung an. Aus eigener Erfahrung schöpfend, appelliert er bis heute an Menschen, vor allem an Frauen, den Kontakt mit Ärzten, die Abtreibungen durchführen, nicht zu meiden. Levationo ist überzeugt davon: „Wenn du möchtest, dass jemand seine Meinung ändert, dann musst du zuerst eine Beziehung mit ihm aufbauen, bevor du einen Dialog mit ihm führst. Diese Frau war sehr clever. Sie wurde zu meiner Patientin. Glaubt mir, Ärzte hören auf ihre Patienten“.

Engagement zur Verteidigung des Lebens

Dr. Levatino engagiert sich bei Pro-Life und nutzt dazu sein Wissen und seine Erfahrungen. Im Internet kann man einen Film finden, in dem Dr. Levatino vom medizinischen Hintergrund aus veranschaulicht, wie eine Abtreibung im ersten, zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel aussieht. Der Arzt widerlegt Pro-Abtreibungs-Mythen und zeigt die Realität. Die Abtreibung ist keine humanitäre Beendigung des Lebens eines Kindes, kein Akt der Barmherzigkeit, da das Kind entweder mit der Giftspritze getötet oder lebendig in Stücke gerissen wird.

Die lebensbedrohliche Schwangerschaft ist ein weiteres, oft herangeführtes Argument für eine Abtreibung. Dr. Levatino widerspricht hier ebenfalls. Er hat neun Jahre lang in einem Zentrum gearbeitet, welches sich mit Risikoschwangerschaften beschäftigt. Dabei weist er darauf hin, dass die Rettung des Lebens einer Frau durch die Entfernung einer Eileiterschwangerschaft keine Abtreibung ist. Der Arzt bestätigt: „Dauernd hört man, dass Abtreibung, insbesondere die späte Abtreibung, notwendig sei, um das Leben einer Schwangeren zu retten. Nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein. Ich habe neun Jahre lang in einem Krankenhaus für Risikoschwangerschaften gearbeitet. […] Ich habe hunderte von Schwangerschaften mit schweren Komplikationen gesehen: verschiedene Formen von Krebs, Herzkrankheiten, unheilbare Diabetes, Schwangerschaftsvergiftung / Gestose [äußert sich durch hohen Blutdruck und der Schädigung verschiedener Organe – Anm. d. Red.]. Innerhalb dieser neun Jahre habe ich hunderte von Frauen gerettet, deren Leben durch eine Risikoschwangerschaft bedroht war. Ich habe diese Frauen bis zur Geburt begleitet und die Schwangerschaft mit einer Geburt beendet, – entweder durch eine Geburtseinleitung, eine natürliche Geburt oder durch einen Kaiserschnitt. […] Die Anzahl der Kinder, die ich im Laufe dieser Jahre töten musste, betrug Null. […] Ob all diese Kinder überlebt haben? Sie waren doch Frühchen. Nein, aber alle haben eine Chance bekommen. Der Großteil hat überlebt“. Über diese Tatsachen, zusammengenommen mit seinem Lebenszeugnis hat Dr. Levatino nicht nur in verschiedenen Medien berichtet, sondern hat auch als Zeuge unter Eid vor der Justizkommission des Repräsentantenhauses der USA in Washington ausgesagt [siehe Untertitel Bild oben].

Rettung der Abtreibungsopfer

Die Darstellung der schwierigen Wahrheit über Abtreibung ist ein Aufruf zur Verteidigung des Lebens der Kinder, ein Aufruf nach Rettung der Menschen, die mit der Sünde der Abtreibung belastet sind und ein Aufruf zur Bekämpfung eines großen Übels, der Abtreibung. Damit diese Stimme in den Medien besser gehört wird, hat Anthony Levatino am Film Unplanned teilgenommen, der die Geschichte von Abby Johnson erzählt, die Direktorin einer Klinik von Planned Parenthood war und zur Pro-Liferin wurde. Es gibt viele ähnliche Geschichten über Menschen, die die Abtreibungsindustrie verlassen haben und zu Pro-Lifern wurden.

Um den ehemaligen Abtreibern der Abtreibungsindustrie materiell und spirituell zu helfen, hat Abby Johnson eine Stiftung gegründet „And then there were non (dt. Und dann war da Keiner mehr)“. Ihr Engagement trägt konkrete Früchte in der Pro-Life-Bewegung. Nicht nur Kinder sind Opfer von Abtreibung, sondern alle, die an der Abtreibung beteiligt sind. Das Gebet für diese Menschen ist ein fundamentales Werk von Pro-Life. Abtreibung ist eine schwere Sünde, aber die Liebe Gottes ist größer. Gott verurteilt niemanden, sondern gibt jedem die Chance, sein Leben zu verändern. Die Zeugnisse ehemaliger Abtreibungsbefürworter zeigen, dass die Tätigkeit im Bereich von Pro-Life vor allem ein geistiger Kampf ist, den man immer wieder neu aufnehmen muss.

Quellen:
Planned Parenthood Exposed: Examining abortion procedures and medical ethics at the Nation’s largest abortion Provider, judiciary.house.gov;
A conversation with a former abortionist: full interview with Dr. Levatino, youtube.com;
Der Arzt von Unplanned ist tatsächlich Arzt und führte Abtreibungen durch, youtube.com