Der Hölle eines muslimischen Hauses entrissen

Mehmet wurde wütend. Ich antwortete: „Du kannst mich töten. Du kannst mit mir tun, was du möchtest, aber bedenke – du wirst mir Jesus niemals aus dem Herzen reißen können.“ Diese Worte, das Bekenntnis zu meinem Glauben, haben mir damals das Leben gerettet.

Der Fall

Ich bin in den Bergen auf die Welt gekommen. Als kleines Kind freundete ich mich, dank meiner Großmutter, mit Maria an. Ich unternahm auch Wallfahrten nach Tschenstochau. Solange ich mit der Muttergottes und der Kirche verbunden war, ging alles gut. Zu Hause jedoch, war es alles andere als lustig; mein Vater war Alkoholiker. Ich erfuhr Mangel an Liebe und Ablehnung. Von klein auf wurden wir mit Flüchen bedacht und das hat sicherlich einen Einfluss auf das gehabt, was später in meinem Leben geschehen ist.

Alles veränderte sich, als ich verreiste, um ein Praktikum zu absolvieren. Ich änderte mein Umfeld, lernte neue Leute kennen, die zwar keine guten Absichten hatten, mich aber trotzdem aufnahmen. Ich fühlte mich gebraucht, endlich wurde jemand auf mich aufmerksam. Nach einiger Zeit verfiel ich in Unreinheit. Ich lief auch von zu Hause weg. Ich entfernte mich vollständig von der Kirche. Zu Hause wurde es immer schlimmer. Das Leben mit meinem Vater glich einem Albtraum. Manchmal schliefen wir zu Hause, dann wieder bei meiner Tante oder bei der Oma, manchmal sogar auf der Straße. Statt sich an Gott zu wenden und Ihn um Hilfe zu bitten, entfernte ich mich von Ihm und hatte 150 Ausreden parat. Ich wollte auf meine Art und Weise handeln. In meinem Kopf hatte ich nur einen Gedanken: vor dieser Pathologie zu fliehen. Es interessierte mich nicht wohin, mit wem und wie. Ich musste einfach raus aus diesem Haus.

Eine leichte Beute

Da traf ich in einer Bar den zukünftigen Vater meiner Kinder. Ich war eine leichte Beute für ihn, denn ich hatte das größte Geschenk verloren – die heilig machende Gnade, das Schild, das uns beschützt. Nach meiner Bekehrung machte ich die Erfahrung, dass in der Eucharistie der lebendige und wahrhaftige Jesus Christus präsent ist, der in mir lebt und mich vor den bösen Geistern beschützt. Damals jedoch kannte ich Jesus nicht und der Mensch, den ich getroffen hatte, hatte keine guten Absichten. Er kam auf mich zu und sagte: „Du wirst meine Frau werden.“ Ich dachte, das wäre ein Verrückter. Er gab mir seine Telefonnummer; ich nahm sie, dachte aber nicht daran mit ihm wegzulaufen, vor allem, weil er ein Ausländer war.

Die Situation zu Hause wurde immer schlimmer. Meine Schwester heiratete schnell und mein Vater trank weiterhin. Ich beschloss, Mehmed, den Mann aus der Bar, anzurufen. Er schlug mir vor, das Land zu verlassen. Ich war einverstanden. Es war mir egal, wohin und warum. Ich war weniger als achtzehn Jahre alt. In Polen wurde der Vorfall von den Medien aufgegriffen. Die Polizei und Interpol suchten mich. Die Familie war am Boden zerstört und ich war so verblendet, dass es mir egal war, wie sehr meine Mutter darunter leiden musste.

Die Flucht von zu Hause

Eine Zeit lang wurde ich gesucht, jedoch ohne Erfolg. Wir fuhren in den Heimatort Mehmeds und schlossen dort schnell eine zivile Ehe. Das war von Anfang an sein Plan – er hatte es auf meine Papiere abgesehen, auf meinen Namen, damit er sich ungezwungen mit seiner Familie in Europa aufhalten konnte.

Zu Beginn gab es keine Probleme damit, dass Mehmed ein Muslim war. Er hat mir nichts aufgedrängt, er hat mich auf nichts aufmerksam gemacht, er hat mich nicht korrigiert. Er trug mich sprichwörtlich auf den Händen, machte mir Geschenke, lud ins Restaurant ein, ich durfte mich schminken … so lange, bis ich schwanger wurde. Als ich im Krankenhaus war, teilte mir mein Mann mit, dass seine Familie kommen würde. Er brachte sie ohne mein Einverständnis in unser Haus. Dann begann er, sein wahres Gesicht zu zeigen. Seine ersten Worte lauteten: „Du bist jetzt nicht mehr frei, weil du ein Kind hast. Du kannst nicht mehr machen, was du willst. Du bist jetzt eine Frau, die Verpflichtungen hat.“ Ich musste meinen Kleidungsstil ändern, lange Kleider mit langen Ärmeln tragen und meine Haare bedecken. Es begann eine richtige Dressur. Die erste „Lektion“ beruhte darauf, dass ich lernte, meinen Blick nach unten zu richten. Von da an durfte ich nicht mehr um mich blicken und schon gar nicht einen anderen Mann anschauen!

Andauernde Gewalt

Das erste Mal schlug mich der Bruder meines Mannes, Irfan. Das war ein unglaublicher Schlag für mich! Ich hätte niemals gedacht, dass er mich auf solch eine Art und Weise angreifen würde. Er brach mir die Nase und einige Rippen und das nur deswegen, weil ein Mann mich im Geschäft angeschaut hatte! Es war nicht wichtig, wie es dazu gekommen war – es war meine Schuld, ich hatte es provoziert. Die Mentalität der Muslime sagt, dass ein Mann niemals provoziert. Das entspricht dem, was wir im Koran lesen: „Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie ausgezeichnet hat (…). Ermahnt jene, deren Ungehorsam ihr fürchtet, meidet sie im Ehebett und schlagt sie! Und wenn sie euch gehorsam sind, dann unternehmt nichts gegen sie“ (Sure 4,34).

Am Anfang rebellierte ich. Oft ging ich zur Polizei und diese brachte mich wieder nach Hause zurück, ohne mir irgendeine Hilfe zu leisten! Dann wurde ich dafür geschlagen, dass ich die Familie „verraten“ hatte. Es kam so weit, dass ich ganz darauf verzichtete, Schutz zu suchen, trotz meines starken Temperaments. Ich wurde so zusammengeschlagen, dass ich ein oder zwei Monate ohne irgendeine Pflege einfach nur dalag …

Nach dem ersten Kind kam in Kürze das zweite, das dritte, das vierte, das fünfte … und das sechste. Ich brachte fünf Söhne und eine Tochter auf die Welt. Ich war ein Geschenk für die Familie meines Mannes, weil ich Söhne gebar. Für sie sind Söhne Gold wert! Schließlich stehen dem Koran zufolge „die Männer über den Frauen“ und die muslimische Hölle ist angeblich voll von Frauen (Sahih Al-Buchari 4, 1032).

Weil ich Söhne auf die Welt brachte, wurde ich angeblich besser behandelt als die anderen Frauen in der Familie. Ich hatte einen höheren Status. Außerdem wurde ich durch die Kinder immer enger an diese pathologische Familie gebunden. Trotz allem misshandelten sie mich weiter. Ich lag oft zusammengeschlagen auf dem Boden und mein eigenes Kind kam auf mich zu und sagte: „Das nächste Mal wirst du gehorchen …“

Ich gab jedoch nicht auf und kämpfte um meine Kinder. Ich dachte, sie würden sich ändern, aber es wurde immer schlimmer. Es kam sogar so weit, dass ich meinem vierjährigen Sohn gehorsam sein musste! Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann musste er es auch bekommen, sonst drohte er mir, er würde mich beim Vater verpetzen. Einmal sagte ich meiner Tochter, dass ich es nicht mehr aushalte und weglaufe. Ich dachte, sie würde es verstehen, aber sie sagte, sie würde ihre Brüder nicht verlassen. Als mein zweitgeborener Sohn mich schlechter behandelte als die übrige Familie, hatte ich keinen Lebensmut mehr. Ich wurde von allen geschlagen und misshandelt und jeder meiner Schritte wurde kontrolliert. Die Zeit wurde mir abgezählt: fürs Seufzen, fürs Atmen.

Ich erinnere mich, wie Mehmed seinen jüngeren Bruder lehrte, welche Taktik er bei Frauen anwenden sollte. Am Anfang sollte er mit allem einverstanden sein. Erst wenn er ihr „die Hände und Füße bindet“, wird er sich mehr erlauben dürfen. Damals verstand ich nicht, worum es ging. Jetzt weiß ich, dass es um den Geschlechtsverkehr und die Kinder ging – das bedeutet das „Binden der Hände und der Füße“ einer Frau…

Gegrüßet seist Du Maria

Es gab einmal eine Situation, wo sie etwas von meinen Haaren nahmen und den Imam (einem muslimischen Geistlichen – Anm. B.G.) baten, für mich in dem Anliegen zu beten, dass ich so schnell wie möglich Jesus wiedersagen und zum Islam konvertieren sollte. Oft sah ich in der Nacht, wie die Mutter Mehmeds verschiedene Rituale veranstaltete. Sie sprach verschiedene Flüche aus, indem sie sich an Allah wandte. Oftmals erfuhr ich die Kraft dieser Verwünschungen. Nach einiger Zeit war meine ganze Kindheit wie ausgelöscht. Ich hatte alles vergessen, auch die Gebete: Vater unser, das Glaubensbekenntnis, religiöse Lieder. Ich erinnerte mich nur an das Gegrüßet seist Du Maria. Das Einzige, was ich tun konnte, als ich zusammengeschlagen dalag, war, Gegrüßet seist Du Maria zu beten. Das war wie eingebrannt in meinem Herzen. Heute weiß ich, dass, als ich als achtjähriges Kind Maria versprach, ihr die Treue zu halten, Maria mir genauso versprach, mich niemals zu verlassen und bis zu meinem Lebensende bei mir zu sein. Sie war die ganze Zeit über bei mir, trotz der Mauer, die ich durch die Sünden und die Ablehnung Gottes errichtet hatte. Ich war manchmal in solch einem schlechten psychischen und physischem Zustand, dass ich ohne Maria nicht überlebt hätte. Wie wäre das sonst möglich, dass ich mit gebrochenen Rippen aufstehen und mein Kind stillen konnte? Und wenn ich mich dann niederlegte, war ich wieder regungslos und steif. Die Muttergottes hat mich getragen und die ganze Zeit unterstützt, trotz meiner Ablehnung Gottes.

Das Eigentum eines Muslims

Die ganze Familie Mehmeds – seine Mutter, Brüder und Schwestern – hatten die gleichen Rechte mir gegenüber wie er. Im Koran steht geschrieben: „Es ist gut, wenn ein Mann seine Dinge liebt: seine Ehefrauen, seine Söhne, sein Gold und sein Silber und seine Pferde …“ (Sure 3,14). Deshalb behandelt der Muslim seine Ehefrau wie alle anderen Dinge, die er besitzt, und nicht wie einen Menschen.

In einem bestimmten Augenblick kam mir der Gedanke, wegzulaufen. Die Situation wurde immer schlimmer … Meine Söhne wuchsen heran und im Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren fing die Familie an, ihnen der Tradition gemäß, Ehefrauen zu suchen, damit sie eine weitere Generation von Muslimen zeugten. Die Familie setzte auch mich immer stärker unter Druck, damit ich zum Islam konvertiere. Ich sollte die Schahada (das islamische Glaubensbekenntnis – Anm. B.G.) bekennen, meinen Namen ändern und Jesus abschwören. Ich sollte dies freiwillig tun, doch ich weigerte mich. Mehmed wurde wütend. Ich antwortete: „Du kannst mich töten. Du kannst mit mir tun, was du möchtest, aber bedenke – du wirst mir Jesus niemals aus dem Herzen reißen können.“ Diese Worte, das Bekenntnis zu meinem Glauben, haben mir damals das Leben gerettet. Mehmed heulte, schrie, warf mit allen möglichen Gegenständen um sich, doch er rührte mich nicht an. Er verließ das Haus und kehrte erst nach einiger Zeit zurück. Er sagte: „Ich hätte dich töten können, aber es war, als ob jemand meine Hände und Füße gehalten hätte.“ Heute weiß ich, dass es der hl. Michael, Maria und der ganze Himmel waren, die ihn aufgehalten haben. Diese Worte bestärkten mich in der Annahme, dass ich nicht allein war, dass ich jemanden hatte, der ständig bei mir war.

Man versuchte mir auch die ganze Zeit über einzureden, dass sich meine eigene Familie von mir abgewandt hätte, dass ich zu nichts nutze sei, dass ich dankbar sein sollte, dass man mir zu essen gibt und ich zu irgendetwas zu gebrauchen sei. Irgendwann befand ich mich wie in einer Luftblase, außerhalb derer ich nichts sah und keinen kannte. Auf diese Weise verbrachte ich dreizehn Jahre in Italien und acht Jahre in Belgien. Am Anfang hatte ich noch gehofft, dass mich meine Kinder beschützen würden, wenn sie herangewachsen waren, aber dazu kam es nicht. Sie behandelten mich genauso wie Mehmed …

„Ich würde sie eher töten, als taufen“

Die Taufe ist eine Markierung mit der Liebe Jesu. Das Kreuz, das der Priester auf unsere Stirn zeichnet, ist für alle Dämonen sichtbar. Interessanterweise sahen auch Mehmed und seine Familie dieses Kreuz, besonders an Weihnachten und Ostern. Sie sagten manchmal: „Geh weg, denn dieses Kreuz reizt uns.“ Mehmed sagte auch, dass er nicht eher ruhen werde, bevor er nicht dieses Kreuz von meiner Stirn entfernt hätte. Ich wusste nicht, was er meinte. Erst in Polen hat mir dies ein Exorzist erklärt: Hätte ich Jesus abgeschworen, dann würde dieses Kreuz, das Zeichen der Liebe Gottes, verschwinden. Diese Sache setzte ihnen so zu, dass es sogar meine Kinder wiederholten. Bei dieser Gelegenheit wurde ich und die Christen mit verschiedenen Flüchen bedacht. Als ich einmal erwähnte, dass ich meine Kinder taufen lassen wollte, bekam ich von Mehmed zu hören: „Ich würde sie eher töten, als taufen.“ Sie sagten mir oft, ich wäre eine Schande für sie und dass sie uns alle umbringen sollten. Die Welt sollte ihnen gehören.

Nach dreizehn Jahren fuhren wir als angebliche politische Asylsuchende nach Belgien. Man besorgte uns gefälschte Dokumente, die besagten, dass ich und meine Kinder Flüchtlinge aus einem Kriegsgebiet seien. Ich sollte die „neuen Angaben“ auswendig lernen, um das Asyl zu bekommen, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Man musste sich auf die Fragen der Beamten vorbereiten: Wie sind wir in den Westen gekommen? Aus welchem Land? Wie sind wir entkommen? Das waren unglaubliche Lügen, aber alles musste mit dem übereinstimmen, was Mehmed sagte. Wir wurden von einigen Personen verhört. Als ich an der Reihe war, musste ich in einem bestimmten Augenblick lächeln und dann weinen. Wenn nicht, bekam ich es mit Mehmed zu tun. Die Kinder wurden sogar dafür bezahlt, dass sie weinten …

Muslime schaffen hermetische Milieus und wenn sie nach draußen gehen, dann spielen sie arme Waisen, die Mitleid und Gastfreundschaft brauchen. Man dressierte auch mich, solch eine „Waise“ zu spielen, damit meine Familie die Sozialleistungen bekommt. Davon lebten wir dann alle. Ich musste lügen, betrügen und ich wurde geschlagen, wenn ich meine Rolle nicht gut spielte.

Ein Funken Hoffnung

Alles begann sich zu verändern, als meine Papiere aus Brüssel kamen. Es stellte sich heraus, dass die Familie auf meine polnischen Dokumente angemeldet war und dass ich als Bürgerin der Europäischen Union innerhalb von drei Monaten eine Arbeit finden musste. Wenn nicht, würde man die ganze Familie aus Belgien deportieren. Mehmed war schockiert, weil ich arbeiten gehen sollte. Bei den Muslimen sind die Frauen nicht berufstätig, aber für Mehmed war das Geld wichtiger. Er fand mir eine Arbeit in einer Reinigungsfirma. Dort lernte ich eine Polin kennen und ich begriff langsam, dass etwas nicht stimmte, dass andere Menschen normal lebten. Ich verließ die Luftblase, in der ich lebte.

Zu Hause verschlimmerte sich die Situation wegen meiner Arbeit. Die Kinder begannen, mich zu quälen. Als mein zweiter Sohn mich so stark schlug, dass ich beinahe gestorben wäre, verlor ich jegliche Hoffnung. Ich brach zusammen und wollte Selbstmord begehen. Ich stieg in den Wagen, den mir Mehmed besorgt hatte. Von gegenüber kam ein Lastwagen auf mich zu. Ich wollte geradewegs auf ihn zufahren, doch plötzlich bog ich seitlich in den Graben ab. Ich bin mir sicher, dass die Muttergottes mich auf diese wunderbare Weise gerettet hat. Im Herzen erblickte ich die Muttergottes unter dem Kreuz, auf dem Jesus gestorben war. Ich denke oft an dieses Bild, wenn ich schwere Zeiten durchlebe und mich nach meinen Kindern sehne. Maria hat mir gezeigt, dass für Gott nichts unmöglich ist. Sie zeigte mir ihren Glauben und ihr Vertrauen. Sie vertraute, obwohl sie unter dem Kreuz stand. Jesus starb und sie vertraute Gott, dass Er auferstehen würde. Da keimte in mir neue Hoffnung auf.

Ich ging zur Arbeit und bat um einen Bonus. Zwei Wochen später kaufte ich mir dafür ein Handy und versteckte es vor Mehmed. Dann machte ich in der Arbeit früher Schluss, ging in die Bücherei, in der meine Kinder das Internet nutzten, und bat eine Angestellte, sie möge mir helfen, meine Familie ausfindig zu machen. Ich erzählte ihr, dass meine Verwandten seit Jahren nicht einmal wissen, ob ich noch am Leben bin. Die Frau fand meine Schwester durch ein soziales Netzwerk im Internet und ich schrieb ihr nur: „Ich bin es, Maria. Ich lebe. Gib mir deine Telefonnummer.“ Nach einigen Tagen las meine Schwester die Nachricht und hinterließ mir ihre Nummer. Als ich in der Arbeit war, rief ich sie an. Statt miteinander zu sprechen, weinten wir nur. Meine Familie hat die ganze Zeit auf mich gewartet und ich dachte, ich hätte niemanden. Ich hielt sie für asozial, dabei liebten sie mich. Meine Schwestern, die sich schon bekehrt hatten, erzählten mir von Jesus und darüber, dass man mit Gott alles wieder alles ins Reine bringen kann, dass Er über allem steht. Ich antwortete ihnen, sie seien verrückt geworden und wären sich der Bedrohung nicht bewusst: „Das ist solch eine große Armee, die uns alle töten könnte!“ Doch meine Schwestern hörten nicht auf, auf mich einzureden, ich solle nach Polen zurückkehren. Viele Gemeinschaften in ganz Polen beteten für mich und Priester feierten heilige Messen in dem Anliegen, dass mein Herz sich für eine Flucht öffne. Als ich in der Arbeit war, begann ich, christliche Vorträge zu hören. Ich fing auch an, in der Bibel zu lesen. Ich hatte jedoch kein Licht in meinem Innern, denn ich lebte weiterhin in der Sünde.
Doch Gott sprach die ganze Zeit zu mir und mein Herz öffnete sich immer mehr für die Möglichkeit einer Flucht. Gleichzeitig wollte ich um nichts in der Welt meine Kinder zurücklassen!

Bereit zur Flucht

Gott ordnete alle Angelegenheiten so, dass ich einen Rechtsanwalt kennenlernte, der eine Putzfrau suchte. So begann ich, bei ihm zu arbeiten. Er hörte sich meine Geschichte an und besorgte mir Dokumente, die besagten, dass ich vor psychischer und körperlicher Gewalt fliehe, dass ich in Lebensgefahr bin und nicht deshalb fliehe, weil ich meine Elternpflichten vernachlässigen will. Das sollte als Erklärung vor einem Gericht reichen.

Es kam der Tag der Flucht – der erste Versuch. Ich öffnete die Tür zum Kinderzimmer und … fing an zu weinen: „Jesus, ich kann nicht. Ich kann ohne meine Kinder nicht leben.“ Ich fuhr morgens ganz normal zur Arbeit. Ich weinte den ganzen Tag über und rief meine Schwester an. Ich erzählte ihr, was geschehen war. Gebet, Gebet, Gebet … und plötzlich fand ich einen Artikel über die hl. Rita. Ich flehte sie an: „Heilige Rita, liebste Mutter, du verstehst mich, hilf mir!“ Nach dieser Bitte wurde ich ruhiger. Ich wusste weiterhin, dass es meine Kinder sind, doch die Emotionen, ich könne ohne sie nicht leben, ließen nach. Ich bekam die Gnade der Gleichgültigkeit, die nötig war, um aus diesem Haus zu fliehen.

Es war vier Uhr in der Früh. Ich ging nach unten. Mehmed war damals nicht zu Hause, doch sein Bruder Irfan, vor dem ich panische Angst hatte, passte auf mich auf. Ich machte das Licht an. Es stellte sich heraus, dass Irfan nicht schlief. „Mein Gott, das ist doch nicht möglich! Wenn nicht heute, dann wahrlich niemals mehr!“ Ich ging ins Wohnzimmer und sagte zu Irfan: „Was ist los? Warum schläfst du nicht?“ Es stellte sich heraus, dass er krank war. Ich gab ihm eine Arznei, setzte mich auf die Treppe und betete mit einfachen Worten: „Maria, Du auf der einen Seite, Jesus, Du auf der anderen Seite. Nehmt mich an den Händen. Heiliger Erzengel Michael, bewirke, dass dieser Mensch einschläft!“ Irfan schlief innerhalb von Sekunden ein. Er schnarchte. Ich prüfte nur noch einmal, ob er wirklich schlief … und nahm meine Beine in die Hände! Das war im Winter 2015. Draußen war es minus zehn Grad. Ich hatte an meinem Wagen Sommerreifen, mit denen ich bis nach Polen fuhr; mit dem Rosenkranz in der Hand und mit Maria und dem ganzen Himmel.

Gerettet

Der wichtigste Augenblick war, als ich die Grenze nach Polen überquerte. Wir sind uns dessen nicht bewusst, aber unser Heimatland befindet sich unter dem Schutzmantel Mariens. Ich fuhr unter diesem Schutzmantel. Ich bin nicht in der Lage, Euch dies zu beschreiben. All dieser Dreck, diese Angst und diese Panik – das alles verschwand in einem einzigen Augenblick. Ich weinte vor Freude. Das waren nicht mehr Tränen der Angst und Verzweiflung. Ich weinte vor Glück! Ich wusste, dass ich in Polen bin, und ich fühlte in meinem Herzen mächtige Worte (jedes Mal, wenn ich über sie spreche, fängt mein Herz an, schneller zu schlagen): „Jetzt bist du sicher. Jetzt bist du sicher.“ Erst nachdem ich die Grenze überquert hatte, kontaktierte ich meine Familie. Mein Vater und mein Bruder fuhren mir entgegen.

Mein psychischer und körperlicher Zustand war katastrophal. Der Exorzist sagte später, dass mein Leben am seidenen Faden hing. Ich war ein Wrack. Ich wog 40 Kilo (nun wiege ich 70 Kilo), ich war kahl, litt unter Depressionen und Ängsten. Ich hatte vier Halswirbel nach innen eingeschlagen, schreckliche Kopfschmerzen und ich musste mich oft übergeben. Ich stotterte und konnte keinen einzigen ganzen Satz hervorbringen … In solch einem Zustand kam ich nach Polen. Ich fürchtete mich sehr, doch mithilfe des Rosenkranzes schaffte ich es. Ich betete rund um die Uhr Gegrüßest seist Du Maria.

Der Befreiungsprozess

Nach meiner Rückkehr fuhr ich zu Pater Wojtek, um eine Generalbeichte abzulegen. Wir weinten den ganzen Tag über und dankten Gott gleichzeitig für meine Rettung. Ich hatte vergessen, wie man beichtet, aber der Priester führte mich Schritt für Schritt. Als ich nach Hause zurückkehrte, sagten meine Schwestern, meine Augenfarbe hätte sich verändert. Früher waren meine Augen verdunkelt, so als ob dichter Nebel über ihnen läge. Ich wurde eine ungeheure Last los. Ich hörte auf zu stottern. Es blieb mir noch, meinem Vater zu vergeben. Viele Jahre lang machte ich ihn für alles verantwortlich. Ich hatte mir eingeredet, dass wenn mein Vater nicht getrunken hätte, ich nicht weggelaufen wäre. Während der Sonntagsmesse bekam ich jedoch die Gnade der Vergebung. Das Gefühl der Leere wich und an diese Stelle wurde eine unglaubliche Liebe eingegossen. Nach der Messe lief ich nach Hause. Mein Vater saß im Wohnzimmer. Ich ging auf ihn zu, drückte ihn an mich und zum ersten Mal in meinem Leben sagte ich ihm, dass ich ihn liebe. Früher habe ich mich niemals bemüht zu verstehen, warum er so handelte, und er konnte uns seine Liebe nicht zeigen. Mein Vater hat aufgehört zu trinken und wir haben jetzt eine wunderbare Beziehung zueinander.

An einem Mittwoch spürte ich, dass ich in die Kirche gehen musste. Zu meiner eigenen Sicherheit begleitete mich immer jemand aus der Familie dorthin. Weil dieses Mal niemand mitkommen konnte, ging ich allein hin, machte aber einen Umweg. Ich setzte mich in die Bank und sah, wie die Kinder Mariens mit Bannern hereinkamen. Das war der Tag ihrer Gelübde. Maria erinnerte mich daran, dass auch ich ihr Kind bin, und langsam erinnerte ich mich an viele andere Dinge. Mein Gedächtnis kehrte zurück.

Neben der Beichte benötigte ich auch einen Exorzisten. Wir fuhren zu Pater Piotr, einem Exorzisten. Er kannte die islamische Mentalität sehr gut. Ich musste ihm nicht viel erklären. Er bat um Unterstützung und es kamen einige Menschen, die in der Kapelle um Schutz während des Exorzismus baten. Als der Pater das Kreuzzeichen machte, fiel ich wie ohnmächtig zu Boden. Dann begann der Exorzist, all das Böse meines ganzen Lebens, vom Beginn meiner Empfängnis an, abzuschneiden: die Einflüsse von Bioenergetikern, von Heavy Rock und Heavy Metal sowie die Versklavung durch Unreinheit. In einem bestimmten Augenblick sah der Pater in einer Vision, wie meine Hände und Füße mit Ketten gefesselt waren. Da sagte er: „Im Namen Jesu Christi befehle ich, dass diese Fesseln sofort zersprengt werden!“ Ich dachte, ich sterbe … Ich fühlte einen starken Schmerz, Atemlosigkeit und einen Druck im Brustkorb. Ich wollte um Hilfe rufen, doch ich war nicht dazu imstande. Der Priester machte mir ein Kreuzzeichen auf die Stirn und sagte: „Meine Tochter, jetzt bist du frei.“ Da nahm ich solch einen Atemzug, wie ich es bisher noch nie getan habe. Das war der Atem eines neuen Lebens. Als ich aufstand, sagte der Pater, dass ich befreit worden bin, und überbrachte mir Worte Jesu, die meine Kinder betrafen: „Meine Tochter, das sind meine Kinder. Vertraue mir und ich werde mich um sie kümmern, um ihr und dein Leben zu retten. Aber du musst den Kontakt zu ihnen vollständig abbrechen.“ Später erklärte mir der Priester, warum es so sein musste. Es gab Augenblicke, in denen ich Kontakt zu meinen Kindern aufnehmen wollte. Mehmed und seine Familie versuchten ebenfalls, mich zu finden. Nach meiner Rückkehr nach Polen versteckte ich mich drei Jahre lang. Ich hatte immer gepackte Reisetaschen und war bereit zu fliehen. Auf einen Befehl hin wäre mein Sohn in der Lage, mich kaltblütig zu töten … Nur wenn meine Kinder zu Gott finden, die Gnade der Bekehrung annehmen, werden wir sicher sein und können uns treffen. Ich weiß nicht, ob das auf dieser Welt noch möglich sein wird. Deshalb habe ich beschlossen, auf Jesus zu vertrauen und keinen Kontakt zu ihnen aufzunehmen.

Ich habe alles auf Maria gesetzt

Einmal wurde der Versuch gestartet, mich durch einen Hinterhalt nach Belgien zu locken. Mehmeds Familie fand meine Nichte im Netz und schickte ihr ein Foto, worauf angeblich mein Sohn, in schlechtem Zustand, im Krankenhaus nach einem Autounfall zu sehen sein sollte, wofür meine Flucht verantwortlich gewesen sein sollte. Ich setzte mich mit dem Rechtsanwalt in Verbindung, bei dem ich in Belgien gearbeitet hatte. Er prüfte alles und deckte den Betrug auf: Alle Kinder waren gesund. Ein anderes Mal fuhr Mehmed dicht an mir vorbei, so dicht, dass es unmöglich war, dass er mich nicht sah. Als ich ihn erblickte, schrie ich: „Allerheiligste Muttergottes, Dein Mantel! Heiliger Michael, Deine Flügel, rette mich!“ Ich war panisch, aber Mehmed fuhr vorbei und bemerkte mich nicht. Ich wurde unter dem Schutzmantel Mariens versteckt.

Erst heute, nach einigen Jahren, finde ich den Mut, über das zu sprechen, was ich durchgemacht habe. Ich glaube daran, dass Maria mich beschützt. Früher hatte ich Angst. Heute glaube ich daran, dass es keine Möglichkeit mehr gibt, dass dieser Mensch mir je wieder Schaden zufügen könnte, weil ich mich in Gottes Händen befinde.

Ich verdanke alles Maria. Ich habe alles auf Sie gesetzt, wie es der selige Kardinal Wyszynski gesagt hat. Ich möchte Ihr treu dienen. Ich möchte, dass Sie gekannt und geliebt wird. Sie ist meine Lehrerin, meine Freundin und sogar meine Küchenhilfe, mit der ich koche. Oft frage ich: „Maria, wie sieht es aus? Mehr Salz oder Pfeffer?“ Sie ist die ganze Zeit bei mir. Es lohnt sich, mit ihr Freundschaft zu schließen und mit Ihr zu leben, verborgen in Ihrem Herzen. Ich weihe alles durch Ihr Herz, Ihre Hände, damit sie es Jesus aufopfert. Sie hat mich gerettet.

Maria