Es fällt uns sehr schwer, das Leiden von Kindern zu verstehen. Warum lässt Gott das zu? Antworten auf diese Fragen kann uns Manuel erteilen, der kleine Kämpfer des Lichts, der mit seinem Leben zeigte, dass angenommenes und mit Liebe aufgeopfertes Leid die Welt erlösen kann.
Manuel Foderà kommt am 21. Juni 2001 in Calatafimi in Italien zur Welt. In Erinnerung an diesen Tag schreibt seine Mutter Enza: „Der Herr hat unser Gebet erhört, Er liebt dich und hat dich ins Leben berufen. Welch ein großes Ereignis war deine Geburt für uns.“ Zwei Monate später, am 12. August, wird Manuel getauft. Sein Glaubensweg beginnt, der ihn sehr schnell zu der Entdeckung führt, wie schön die Freundschaft mit Jesus ist.
Die Krankheit
Die sorglose Kindheit von Manuel wird im Alter von nur vier Jahren von einer plötzlichen Krankheit unterbrochen. Eines Morgens erwacht der Junge mit großen Schmerzen im rechten Bein und hohem Fieber. Er kommt ins Krankenhaus. Dort stellt der Oberarzt eine beunruhigende Diagnose: Krebs – ein Neuroblastom 4. Grades. Der Arzt bemüht sich, der Mutter des Jungen so schonend wie möglich diese schmerzhafte Information zu überbringen: „Auch wenn die Überlebenschancen bei nur 10% liegen, müssen Sie an ihren Jungen glauben und um ihn kämpfen.“ Trotz der schweren Situation, in der sie sich nun befindet, weiß Enza, dass sie auf Gott zählen kann. Sie notiert in ihrem Tagebuch: „Wir wussten, dass wir nur in Ihm diese Kraft und diesen Frieden würden finden können, der nicht von dieser Welt stammt.“
Bald darauf wird Manuel einer OP unterzogen, um das Geschwür zu entfernen. Zwei Tage später beginnt die Chemotherapie. Den Jungen erwartet eine lange Behandlung, deren Ergebnis unsicher ist. Der Arzt ist mit dem Ergebnis der Behandlung nicht zufrieden und ordnet nach acht Zyklen der Chemotherapie weitere vier Zyklen in höheren Dosen an.
Er stellt jedoch hoffnungsvoll fest: „Der Junge zeigt eine bewundernswerte innere Stärke und eine ungewöhnliche Fähigkeit, mit dem beschwerlichen diagnostisch-therapeutischen Prozess umzugehen.“
„Ich möchte Jesus am Kreuz sehen“
Selbst wenn Manuel sich der schmerzhaftesten Behandlungsmethoden unterziehen muss, geht er mit großem Mut heran. Von seinen Eltern weiß der Junge, dass er sich auf einen außergewöhnlichen Freund verlassen kann, der in der Kapelle wohnt. Die Franziskanerschwester Frisca erinnert sich: „Manuel war noch ganz klein. Doch vor der Therapie kam er immer in die Kapelle. Wenn er mir begegnete, sagte er: »Schwester Frisca, führe mich in die Sakristei, denn ich möchte Jesus am Kreuz sehen«. Dann nahm ich ihn sanft auf meine Arme und näherte sein Köpfchen dem Tabernakel. Er war sehr glücklich, denn er wollte der beste Freund Jesu sein. Dann beteten wir gemeinsam den Rosenkranz. Ich war gerührt, als ich hörte, dass er die Anrufungen der Litanei auswendig wusste.“
Nach vielen misslungenen Behandlungsversuchen bleibt nur noch eine Transplantation als Lösung. Das Krankenhaus wird zu Manuels zweitem Zuhause. Seine Mutter Enza bittet wieder ihre Freunde um Gebet.
Am 24. Mai 2006, dem Festtag „Maria, Hilfe der Christen“, kommt endlich der langerwartete Tag des Transplantation. Nach 33 Tagen der Isolation entlassen die Ärzte den Jungen nach Hause, wo er seinen fünften Geburtstag feiert. Weitere ärztliche Methoden verbessern den Gesundheitszustand Manuels. Seine Eltern bitten um eine Dankmesse, nach der ihr Junge sagt: „Ich danke euch, dass ihr für mich gebetet habt. Aber ihr solltet noch mehr beten, denn im Krankenhaus von Palermo gibt es noch immer viele Kinder, die sehr krank sind. Ihr solltet weiterhin viel, sogar sehr viel beten.“ Manuel sorgt sich weit mehr um seine leidenden Freunde als um sich selbst.
„Jesus wird meine Kraft sein“
Nach den Ferien, die Manuel am Meer verbringt, stellt sich heraus, dass der Krebs wiedergekommen ist, und zwar noch aggressiver als zuvor. Das Leiden des kleinen Jungen nimmt zu. Der Kleine ermuntert seine verzweifelte Mutter: „Sorge dich nicht, Mama. Jesus und die Allerheiligste Jungfrau verlassen uns nie.“
Am 10. September kommt Manuel in den OP-Saal. In den folgenden Tagen verbessert sich seine Lage nicht… Die Eltern bitten den Krankenhausseelsorger, den größten Wunsch ihres Sohnes zu erfüllen: Er möchte die Erste Heilige Kommunion empfangen. Am 13. Oktober erfüllt sich dieser Wunsch. Manuels Freude kennt keine Grenzen. Endlich ist Jesus ganz sein, so wie er es sich immer gewünscht hat. Nach dem Gebet wendet sich Manuel an seine Mutter: „Mama, ich habe die Stimme Jesu nicht so gehört, wie du meine Stimme hörst, aber ich konnte mich mit Ihm unterhalten und Er hat mir in meinem Herzen geantwortet. Das ist so wunderschön! Ich bin glücklich!“ Der Junge verteilt an die um ihn Versammelten Andachtsbildchen, auf die er schreibt: „Ich möchte Jesus in mein Herz aufnehmen, damit Er für immer mein Freund wird! Er wird meine Kraft sein, meine Freude, meine Heilung.“ Später notiert er in sein Tagebuch: „Der schönste Augenblick in unserer Freundschaft ist, wenn ich Ihn empfange. Es ist so, als ob eine Bombe der Gnade und des Segens in mein Inneres fallen würde. Sie bewirkt, dass ich mich besser fühle und geborgen bin, weil Er mich so viel mehr liebt, als ich in der Lage bin, Ihn zu lieben.“
Ein weiterer Wunsch Manuels ist es, Messdiener zu werden. Eine Freundin der Familie erinnert sich: „Es war lustig anzuschauen, wie Manuel nicht nur Messdiener war, sondern sozusagen die ganze Messe zelebrierte, jede Geste des Priesters nachahmte, und zum Schluss, wie es seiner Gewohnheit entsprach, den Altar küsste. Er wollte sein Gebet vor dem Heiligsten Sakrament sprechen und dabei alle Kinder von seiner Krankenhausstation erwähnen.“
Manuel nimmt oft die Bibel zur Hand, um sich von ihren Worten stärken zu lassen. Bevor er das Buch schließt, küsst er es mehrmals. Zu seiner erstaunten Mutter sagt er: „Jesus hat mir gesagt, ich soll die Bibel küssen. Weißt du, es ist sehr schön, mit Ihm zu sprechen. Das ist etwas, was ich so oft wie möglich tun möchte.“ Dass der Junge die vom Heiligen Geist inspirierten Texte so oft liest, bewirkt, dass er, wann immer er nur kann, mit seinen Bekannten und Freunden, die ihn besuchen, über seinen Freund Jesus spricht.
Die Beziehung zur Muttergottes
Manuel hat eine ganz besondere Liebe zur Muttergottes. Seitdem er eine Figur von ihr bekommen hat, lernt er, sie zu lieben. Der Junge trägt sie immer bei sich und drückt sie in schweren Zeiten an sein Herz. Er wendet sich an die Muttergottes: „Ich opfere Dir meinen Schmerz auf. Ich möchte wenigstens ein wenig so leiden, wie Jesus gelitten hat.“
Als Manuel in zur Heiligen Madonna von Syrakus pilgert, betet er: „Geliebte, Allerheiligste, Weinende Jungfrau! Ich liebe Dich sehr. Endlich sehe ich Dich! Ich verspreche, immer brav zu sein. Ich werde viel zu Dir beten und auch den Rosenkranz beten, denn das ist eine mächtige Waffe, sogar eine sehr mächtige Waffe, stärker als Dynamit. Bewirke, dass ich wieder gesund werde! Ich werde allen helfen, Dich und Jesus kennenzulernen, weil Du eine wunderbare Person voller Kraft bist.“
Am 22. Juni 2008 fährt Manuel mit seinen Eltern und anderen Kindern von seiner Krankenhausstation zu einer Wallfahrt nach Lourdes. Als er vor der Grotte steht, macht er den Eindruck, als sei er in Ektase gefallen. Seine Mutter rät ihm, die Allerheiligste Jungfrau um seine Genesung zu bitten. Er betet jedoch für ein anderes krankes Mädchen… In Lourdes bekommen Manuel und seine Eltern Kraft, um weiter gegen die Krankheit anzukämpfen, und werden mit Mut und Glauben erfüllt. Manuel kehrt mit der Überzeugung aus Lourdes zurück, er habe eine Mission zu erfüllen: leiden, damit verhärtete Herzen sich zu seinem geliebten Jesus bekehren. Das wird nicht einfach sein – aber dieser kleine Kämpfer des Lichts wird sich bemühen, seine Mission zu erfüllen.
„Man darf nicht aufgeben“
Am 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, werden Manuel und seine Schwester gefirmt. Der Junge bekennt: „Es ging mir gleich besser, denn neben der Heiligen Kommunion habe ich auch den Heiligen Geist erhalten, eine Kraft, die so mächtig ist wie eine Bombe.“ Manuel hat die Kreuzwegandacht ganz besonders gern. Auf Bitte des Pfarrers schreibt er Betrachtungen zu einigen Stationen.
Leider verschlimmert sich der Gesundheitszustand des Jungen, und Manuel ist gezwungen, wieder ins Krankenhaus zu gehen. Nach einer Reihe von Untersuchungen sagt der behandelnde Arzt: „Man kann nichts mehr tun. Wir werden die Chemotherapie fortsetzen, um den Verlauf der Krankheit zu verzögern und wenigstens die Schmerzen zu lindern.“
Die 17. Chemotherapie beginnt – eine Qual, die selbst den Stärksten umhauen würde. Die Eltern von Manuel hören von ihm wieder, dass man nicht aufgeben darf. Enza bittet den Krankenhausseelsorger um die Krankensalbung für ihren Sohn.
Eines Tages besucht Schwester Antonella aus San Giovanni Rotondo Manuel und rät ihm: „Bete um die Gnade, dass du dein tägliches Kreuz in Frieden tragen kannst.“ Das ist ein Rat, den Manuel sich sofort zu Herzen nimmt. Er erwähnt ihn in seinen Notizen: „Wenn ich alleine sein möchte oder traurig bin, gehe ich zu Jesus in meiner kleinen, aber wunderschönen Kapelle. Dort bete ich oft oder lese in der Heiligen Schrift. Am wichtigsten ist die Anwesenheit Jesu, die ich in jedem Augenblick wahrnehme, denn Er ist der König der Könige.“
Der kleine Verkünder des Evangeliums
Zu Beginn des Jahres 2009 wird Manuel immer schwächer. Der Kreis seiner kleinen und großen Freunde wird währenddessen immer größer. Im Krankenhaus besuchen ihn auch Kinder. Sie fragen den Jungen nach seinem Wohlbefinden und versichern ihn ihrer Gebete. Manuel antwortet in der ihm eigenen Weise: „Wir sollten versprechen, dass wir brav sein werden, dass wir jeden Sonntag in die Kirche gehen werden. Nur dann freut sich Jesus, und unsere Herzen werden rein und glücklich sein.“
In einem Brief an den Erzbischof Francesco schreibt Manuel folgende Worte über die Mission des Lichts, um deren Erfüllung ihn Jesus selbst gebeten hat: „Jetzt arbeite ich viel an meiner Mission des Lichts: Ich bemühe mich, dass andere Jesus besser kennenlernen können, und dass sie sich in Ihn verlieben! Wenn ich Chemotherapie habe, muss ich zu Hause bleiben, weil ich schlechte Werte habe, doch auch dann gelingt es mir, mit anderen über Jesus zu sprechen: durch Gebete, die ich aufschreibe und per Mail oder Post verschicke, oder die ich über das Handy vorlese.“
Der Seelenführer von Manuel, Pater Ignazio, erinnert sich: „Ich erkannte sofort, dass eine übernatürliche Gegenwart in ihm lebte. (…) Er hatte ein starkes Gespür für die Sünde, und zwar bis zu diesem Grad, dass er oft während der Beichte weinte. (…) Er wiederholte immer wieder, dass Jesus ihm das Leiden geschenkt hat, weil Er es brauchte. Sie sollten zusammen die Welt erlösen, deshalb habe Jesus ihn als Kämpfer des Lichts bezeichnet. (…) Es war etwas Großes in ihm, etwas Außergewöhnliches, was weit über das hinausreichte, was ein Kind für gewöhnlich denkt oder sagt.“ Eines Tages beschließt Manuel, auf die Schmerzmittel zu verzichten, denn „Jesus braucht an diesem Tag sein Leid, um Seelen zu erlösen.“
Ein anderes Mal versucht Pater Ignazio, Manuel dazu zu überreden, sich ein Spielzeug auszusuchen, denn eine Frau vor dem Krankenhaus verkaufte Kinderspielzeug. Manuel wählt zwei Spielsachen statt einer. Als seine Mutter ihn deswegen ermahnt, antwortet er: „Denkst du, ich habe das getan, weil ich zwei Geschenke haben wollte? Es war deswegen, weil auch diese arme Frau von etwas leben muss!“
Seit dem Augenblick, als bei Manuel Krebs entdeckt worden war, gab es in seinem Leben nicht viele sorgenfreie Momente. Innerhalb der kurzen Pausen ohne Schmerzen taucht Manuel ein paar Mal in der Schule auf oder verbringt ein paar Tage am Meer. Trotz alledem überwiegt bei ihm fast immer die Heiterkeit des Geistes, und nicht die Traurigkeit. Der Junge verdankt dies seiner tiefen Verbindung zu Jesus. Dieser schenkt ihm Freude und Kraft.
„Jesus hat mehr gelitten“
Im März 2009 verschlechtert sich Manuels Gesundheitszustand zusehends. Am Palmsonntag erlebt das Kind eine sehr schmerzhafte Nacht. „Ich fühlte mich schlecht, wollte aber keine Schmerzmittel nehmen, weil ich Jesus das Kreuz tragen helfen wollte. Aber meine Mutter sagte mir, dass Jesus genauso zufrieden ist, wenn ich das Medikament nehme, weil ich schon viel gelitten habe.“
Auf die Frage, wie er sich fühle, antwortet der Junge meistens: „Mir geht es gut, und dir?“ Hinter diesem „gut“ konnte sich der Schmerz seines Beines, seiner Hand, seiner Hüfte, seines Kopfes, seines Rückens verbergen…
Die Medikamente, die der Kranke empfängt, sollen nur noch palliativ wirken. Wenn der Schmerz nicht mehr auszuhalten ist, wiederholt der Junge die Worte: „Jesus hat mehr gelitten“ …
Manuels Zustand wird kritisch. Sein Seelenführer, Pater Ignazio, schenkt dem Jungen einen Rosenkranz, den die Muttergottes während einer ihrer Erscheinungen in Medjugorje gesegnet hat. Der Junge wird ihn bis zu den letzten Augenblicken seines Lebens in den Händen halten. Am 25. Juni 2010 schreibt Manuel einen Brief an Maria: „Ich danke Dir für den Rosenkranz, den Du mir geschenkt hast. Bewirke das Wunder, dass meine Leiden gelindert werden, wenn ich ihn an die Stelle drücke, wo ich den Schmerz verspüre. Nimm mich in Deine Arme und drücke mich fest an Dein Herz. So schöpfe ich Kraft und werde wieder zu einem Kämpfer des Lichts. Lindere auch alle Leiden der Kinder auf meiner Station. Ich schicke Dir einen Kuss, der so groß ist wie das Weltall.“
Manuel wendet sich auch mit folgenden Worten an Pater Ignazio: „Durch meine Leiden möchte ich so viele Seelen wie möglich retten, vor allem Priesterseelen.“
„Er wartet auf dich!“
Die Krankheit schreitet unerbittlich fort. Der Oberarzt entlässt den Jungen nach Hause. Manuel verabschiedet sich von den Ärzten und Kindern auf seiner Station. Dann verabschiedet er sich von seinem besten Freund, der in der Kapelle auf ihn wartet. Zu diesem Zeitpunkt sind alle Medikamente bereits wirkungslos, sie können im Kampf mit den Schmerzen nicht mehr helfen. Das, was Manuel Linderung bringt, ist die immer nahe Hand seiner Mutter und der Rosenkranz, den der Junge fest an sich drückt, und den er immer, wenn er ihm mal aus der Hand fällt, sofort tastend sucht. Seine Mutter spürt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, ihren Schatz in Gottes Hände zu legen. Mit dem Rest an Mut, der ihr geblieben ist, wendet sie sich an ihren Sohn: „Manuel, es ist genug der Leiden. Geh zu deinem Freund Jesus. Er wartet auf dich!“ Am 20. Juli 2010 empfängt Manuel zum letzten Mal die heilige Kommunion und geht ein paar Minuten später heim zum Herrn.
Manuel hat mit seinem Leben eine wichtige Mission erfüllt – durch seine grenzenlose Liebe zu Jesus und die Aufopferung seiner Leiden wurde er zu einem wahren Kämpfer des Lichts. Trotz seines großen Leidens war Manuel der Meinung, dass er ein schönes, wundervolles und außergewöhnliches Leben hatte. Das drückt auch ein Gebet aus, das er geschrieben hat: „Meine Augen sehen das, was andere nicht sehen, denn in der Dunkelheit meines Lebens, das manchen leer und bedeutungslos scheint, erlebe ich wundersame Dinge. Das Leiden war für mich ein Geschenk Gottes, denn ich lernte, wie Jesus zu leiden, und mit Ihm im Herzen entdecke ich jeden Tag etwas Neues, etwas Größeres, etwas Schöneres.“
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