Malcolm Muggeridge war ein echter Fernsehstar und gleichzeitig ein außerordentlich brillanter Schriftsteller, der mit G. K. Chesterton und C. S. Lewis verglichen wurde. Die Bekehrung des Journalisten war der krönende Abschluss eines langen Prozesses seiner Suche nach der Wahrheit.
Malcolm Muggeridge wurde am 24. März 1903 in London geboren. Sein Vater war ein Agnostiker und Mitbegründer der Independent Labour Party. Im Hause Muggeridge wurde das Christentum durch die Religion des sozialistischen Fortschritts ersetzt: Malcolm übernahm von seinem Vater die Überzeugung, dass es möglich sei, ein sozialistisches Paradies auf Erden zu schaffen, eine gerechte, friedliche und wohlhabende Gesellschaft.
Cambridge
Muggeridge studierte am Selwyn College in Cambridge. Dort freundete er sich mit einem älteren Geistlichen, Vidler, an, der eine einflussreiche Persönlichkeit am College war. Ihre Freundschaft blieb bis zu dessen Tod bestehen. Dank dieser Bekanntschaft konnte Malcolm zwei Semester lang in dem Kloster des anglikanischen Ordens vom Guten Hirten wohnen. Es war eine Zeit, in der er die kirchliche Gemeinschaft auf einzigartige Weise erlebte. Die täglichen Aktivitäten wurden von dem Breviergebet, der Eucharistie, dem Studium und der Gartenarbeit durchzogen. Muggeridge suchte verzweifelt nach Hilfe in Glaubensfragen. Er wollte wissen, was der Glaube ist und wie er erlangt werden kann. In inbrünstigem Gebet bat er um ein greifbares Zeichen des ewigen Lebens, erhielt aber kein solches Zeichen. Was dem jungen Mann nicht bewusst war, war, dass der Glaube ein schwieriger und schmerzhafter Weg ist, um sich vollständig von all den Übeln zu befreien, die den Menschen versklaven und ihn daran hindern, die geistige Welt zu erfahren. Die Erfahrung seines Aufenthaltes im Kloster ließ Malcolm erkennen, dass, wie er selbst Jahre später schrieb, „die Wege der Enthaltsamkeit zum Glück führen, während die Ausschweifung, besonders im sexuellen Bereich, zu Unglück und Schuldgefühlen führt. Welche Freude entsteht im Herzen, wenn man weltlichen Ehrgeiz, Ausschweifungen, aufdringliche egoistische Begierden zurückweist. Welches Leid – wenn man ihnen erliegt“.
„Ich bin Sozialist“
Am Ende seines Studiums hatte Muggeridge das Christentum aufgegeben und seinen Glauben verloren. Nach seinem College-Abschluss wurde ihm eine Stelle als Lehrer in Indien angeboten. Er ging dorthin, konnte sich aber den Fragen nach dem letzten Sinn des Lebens nicht entziehen. Das Kennenlernen von Hinduismus, Buddhismus und Islam vertiefte jedoch seinen Respekt vor der Größe und Tiefe des Christentums. In einem Brief an seinen Vater schrieb er 1926: „Das Christentum umfasst das Ganze und ist für das Leben, was Shakespeare für die Literatur ist“. Damals war Malcolm fasziniert von Chestertons Büchern über den hl. Franziskus und die Grundlagen des Glaubens (u.a. der Orthodoxie). Er gab zu, dass er Christus liebe, aber die institutionelle Kirche verabscheue, weil sie „die lebendige Schönheit Gottes tötet“.
Muggeridge war überzeugt, dass der Mensch in einem sozialistischen Staat zu innerer Harmonie und Glück gelangen würde: „Ich bin Sozialist“, schrieb er, „weil ich glaube, dass die richtigen Bedingungen dem Menschen helfen werden, gut zu sein, und nur der Kollektivismus schafft solche Bedingungen“. Bald wurde Malcolm eine Stelle in Kairo angeboten und ging mit seiner Frau dorthin. In der ägyptischen Hauptstadt begann er seine journalistische Laufbahn und arbeitete als Korrespondent für die Zeitschrift Manchester Guardian.
Zurückhaltung, Selbstbeherrschung, Askese
Malcolm Muggeridge heiratete Kitty Dobbs im Sommer 1927 auf dem Standesamt. Seine Auserwählte stammte aus einer wohlhabenden Familie und war wie ihr Mann von sozialistischen Ideen durchdrungen. Beide betrachteten sich als frei von allen religiösen Einschränkungen und Aberglauben, weshalb ihre Ehe ein einfacher Partnerschaftsvertrag war, der jederzeit aufgelöst werden konnte. Sie hatten eine ultraliberale Einstellung zum Sex. Erst viele Jahre später erkannten sie, dass das egoistische Streben nach sexuellem Vergnügen, das sie zu zahlreichen Ehebrüchen führte, die Ursache für das unermessliche Leid war, das sie einander und ihren Kindern zufügten. Wenn Malcolm seine Frau betrog, begleiteten ihn dabei stets starke Schuldgefühle. Er verachtete sein egoistisches Verhalten und sehnte sich nach der Reinheit des Herzens. Er schrieb, dass das Schwelgen in sexueller Lust ein egoistisches Streben nach Glück sei, das „einem jungen Reh gleicht, schön und geschmeidig. Wenn man es aber jagt, wird es zu einer armen, verängstigten Beute, die, wenn man es tötet zu stinkendem Fleisch wird“.
Die meiste Zeit seines Lebens kämpfte Muggeridge gegen fleischliche Begierden. Während seines geistigen Kampfes um die Reinheit des Herzens wandte er sich sehnsüchtig den christlichen Grundsätzen zu, denen zufolge das wahre Glück nur im „Verzicht auf Egoismus und nicht in dessen Erfüllung; im Abwenden von sinnlichen Begierden, nicht in ihrer Befriedigung“ gefunden werden kann“. Der Journalist hat die Stimme seines Gewissens nicht unterdrückt, hat nicht versucht, seine eheliche Untreue zu rechtfertigen und das Böse gut zu nennen. Er bewahrte sich eine elementare Ehrlichkeit und war der Stimme seines Gewissens treu. Diese Haltung führte ihn nach Jahren des inneren Kampfes zum Glauben und zur Versöhnung mit Gott, zur Entdeckung der Fülle der Wahrheit in der katholischen Kirche. Muggeridge schrieb ein Essay über die sexuelle Revolution mit dem Titel Down with Sex (1965). Anhand von Beobachtungen und Beispielen aus dem wahren Leben zeigte er, zu welcher geistigen Leere und Verderbtheit die Verletzung moralischer Grundsätze im Bereich der Sexualität beiträgt. Er warnte davor, dass der von der sexuellen Revolution vorgeschlagene Lebensstil zu den größten Problemen im Leben führt. Am 18. Januar 1962 gestand er in seinem Tagebuch: „Das einzige Verlangen, das mir in diesem Leben geblieben ist, dass jeglicher Egoismus, jeder Stolz, jede Wollust in mir ausgelöscht wird… Ich möchte, dass die schwindende Flamme meines Wesens hell und sicher brennt, ohne Rauchausbrüche, bis sie zum letzten Mal aufleuchtet.“ In einem Interview im Dezember des Jahres 1965 gestand Muggeridge, dass es ihm endlich gelungen sei, Herr über sich selbst zu werden und seine Begierden zu beherrschen. Er sagte dann: „Der Mensch muss eine Entscheidung treffen: Entweder er hält seine Begierden im Zaum oder er gibt ihnen nach. Ich habe meine besiegt.“
Von da an begann die schönste Zeit im Leben von Malcolm und Kitty, indem sich der große Frieden und das Glück, die aus der ehelichen Harmonie hervorströmten, manifestierten. Beide Ehepartner entdeckten die Freude an der reinen ehelichen Liebe, sie begannen, sich gegenseitig zu schätzen wie nie zuvor. Zurückhaltung, Selbstbeherrschung, Askese, das Erlernen der Kontrolle über die eigenen Sinne und Gefühle, um die Freiheit des Geistes zu erlangen und fähig sein zu lieben und das Leben zu genießen, bedeutete schwimmen gegen den Strom des damals propagierten Lebensstils. Kein Wunder also, dass eine solche Haltung Muggeridges eine Welle der Kritik und des Spottes von Seiten der liberalen Verfechter der Sexualität auslöste, die ein hedonistisches und freizügiges Verhalten propagierten.
Malcolms Verhalten war keine Rückkehr zum Puritanismus, sondern ein Weg zur Freiheit und zur vollen Lebensfreude. In seinem Tagebuch schrieb er: „Ich bin jetzt in die Zurückhaltung verliebt. Ein Mensch sollte nicht auf etwas verzichten, nur weil es angenehm ist (das ist Puritanismus), sondern weil, wenn er darauf verzichtet, sich andere Dinge als angenehmer erweisen werden.“
Das barbarische Gesicht des Kommunismus
Malcolm Muggeridge war kompromisslos auf der Suche nach der Wahrheit, sowohl moralisch als auch intellektuell. Er kämpfte gegen seinen Egoismus, gegen seine unkontrollierbaren Gefühle und seine Begierde, aber es fand auch ein intellektueller Kampf in ihm statt. Völlig von den Ideen des Sozialismus durchdrungen, bekannte er sich Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zu dem Kommunismus. Als er im Jahr 1932 als Korrespondent nach Moskau ging, war er überzeugt, dass er ein Land sehen würde, in dem es zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit keine Ausbeutung, sondern Gleichheit, Gerechtigkeit und Glück gab.
Vor Ort wurde dem Journalisten sehr schnell klar, dass er an eine Utopie glaubte. Er entdeckte, dass in der UdSSR alles auf Lügen und Gewalt aufgebaut war. Er schrieb: „Am Anfang war dort die Lüge, und die Lüge wurde zur Information die unter uns wohnte“. Muggeridge erlebte persönlich, wie die kommunistische Ideologie ihr barbarisches Gesicht zeigte, ein erschreckendes Monstrum der totalitären Unterdrückung und des Völkermords. Er war Zeuge der Hungersnot in der Ukraine, die Millionen von Menschen das Leben kostete. Diese Hungersnot wurde von Stalin absichtlich als Strafe für den Widerstand gegen die Zwangskollektivierung der ukrainischen Landwirtschaft geplant und durchgeführt. Zur gleichen Zeit waren die europäischen Eliten von der Sowjetunion fasziniert. Viele Journalisten, Schriftsteller und Intellektuelle veröffentlichten, entgegen der Tatsachen, idyllische Lügen über die Situation im kommunistischen „Paradies“, motiviert von politischer Korrektheit und purem Opportunismus. Malcolm beschrieb dieses Phänomen der Blindheit, Dummheit und intellektuellen Unehrlichkeit im Jahre 1934 in seiner Novelle Winter in Moskow und nannte es „die besondere Sünde des 20. Jahrhunderts“. Muggeridge war einer der wenigen Journalisten, die den Mut hatten, die Wahrheit zu schreiben. Er war der Erste, der die Öffentlichkeit über das grausame Verbrechen der Hungersnot in der Ukraine informierte. Seine Artikel schickte er an die Redaktion in Manchester, indem er sie im Diplomatengepäck versteckte, um zu verhindern, dass sie von kommunistischen Agenten beschlagnahmt werden.
Malcolm Muggeridges Aufenthalt in der Sowjetunion veranlasste den Journalisten, die kommunistische Ideologie, die zu totalitärer Macht, Versklavung und dem Verbrechen des Völkermords führte, mit Abscheu abzulehnen. Muggeridges Aufenthalt in der UdSSR führte auch dazu, dass er sich erneut für das spirituelle Leben und Christus interessierte. In Büchern von Dostojewski und Tolstoi entdeckte der Journalist die mystische Tradition der russischen Kultur. Als er während einer Lithurgie in einer orthodoxen Kirche in einer Menge ausgehungerter, betender Menschen stand, erfuhr er zum ersten Mal die freudige Wahrheit über die Auferstehung Christi: dass Ihn keine Mächte auf dieser Erde besiegen können. Der Mann verspürte daraufhin den großen Wunsch, sein ganzes Leben vollständig und bedingungslos Jesus anzuvertrauen, der mit seiner Liebe allmächtig ist, aber keine Druckmittel einsetzt. Der Journalist erkannte die katastrophalen Folgen der Ablehnung Christi und seiner Lehren: Der Mensch wird verrückt und sinkt auf das Niveau eines Tieres herab. Malcolm hatte den tiefen Wunsch, Christ zu werden. Er gestand: „Die christliche Religion ist für mich wie eine hoffnungslose Liebe. Ich trage ein Bild von ihr in mir, und von Zeit zu Zeit schaue ich sie mit anhaltender Sehnsucht an“.
Der Terror der liberalen Ideologie
Die Enttäuschung über seinen Aufenthalt in der UdSSR und über die Ideologie des Liberalismus veranlasste Muggeridge im Jahr 1944 dazu, über einen Eintritt in die katholische Kirche nachzudenken. Und so schrieb er in sein Tagebuch: „Ich sehe die Stärke und Gültigkeit der katholischen Kirche, aber ich kann ihre Dogmen noch nicht ehrlich akzeptieren“. Nach seiner Rückkehr aus Moskau erkannte Malcolm, wie sehr der Liberalismus die europäische Zivilisation zerstörte und dass er ein Vorläufer des Totalitarismus war: „Die heimtückische Lüge des Liberalismus besteht darin, die offensichtliche Tatsache zu übergehen, dass der Mensch, sich selbst überlassen, grausam, lüstern, faul und kriminell wird. Die einzige Möglichkeit, seine bösen Neigungen in Schach zu halten, besteht darin, ihn dazu zu bringen, Gott oder andere Menschen zu fürchten. Von diesen beiden Alternativen bevorzuge ich die Gottesfurcht.“ Was die Menschen veredelt und zu einem guten Leben bewegt, so der Journalist, ist vor allem das Wissen um die Existenz der Gerechtigkeit Gottes und die Angst, durch eigenes Verschulden das ewige Leben zu verlieren.
Muggeridge verteidigte das Christentum, ohne selbst ein Christ zu sein; er argumentierte, dass der gefährlichste Zerstörer des Christentums nicht Stalin oder Hitler, sondern der Liberalismus sei. Er warnte davor, dass die Zivilisation des Todes in ihrem liberalen Gewand seit mehr als 100 Jahren die Grundlagen der christlichen Zivilisation zerstört, die die Würde jedes Menschen, die Gewissensfreiheit und das Recht auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod verteidigt. Die Ideen des Liberalismus, wenn sie in die Praxis umgesetzt werden, beseitigen die christliche Ethik und alle daraus abgeleiteten Verhaltensgrundsätze und führen die Menschheit folglich in die Selbstzerstörung.
In seiner Autobiographie Chronicles of Wasted Time schrieb er über die zerstörerischen Auswirkungen der Ansichten von Freud und Marx auf die gesamte westliche Zivilisation: „Sie haben das Fundament der westeuropäischen Zivilisation so umfassend untergraben, wie es keine revolutionäre Bewegung je getan hat oder tun konnte. Freud hat es auf dem Gebiet der Moral getan und Marx auf dem der Geschichte. Beide haben das Konzept des Determinismus eingeführt und brachten damit die Menschen zu der Überzeugung, dass sie von jeglicher Verantwortung für ihr persönliches und soziales Verhalten entbunden seien.“ Muggeridge bestand darauf, dass Jesus Christus das einzige Fundament der europäischen Zivilisation ist, nicht Charles Darwin, Karl Marx oder Wladimir Lenin. Der Liberalismus ist eine Leugnung all dessen, was Christus offenbart hat. Wenn man Christus ablehnt, dann führt die Suche nach Hoffnung zur Hoffnungslosigkeit, das Streben nach Glück zur endgültigen Verzweiflung und der Wunsch nach Leben – zur Umklammerung durch den Todi.
Muggeridge war kompromisslos in seinem Kampf gegen den Terrorismus der liberalen Ideologie. Im Jahr 1968 trat er von seinem Amt als Rektor der Universität Edinburgh zurück. Er widersetzte sich kategorisch den Forderungen der Studenten nach Legalisierung der Droge LSD und dem Verkauf von Empfängnisverhütungsmitteln auf dem Universitätsgelände. In seiner Rücktrittsrede machte sich Muggeridge über diese Forderungen der Studenten lustig. Er verglich die Situation an der Universität Edinburgh mit dem moralischen Zustand des Römischen Reiches zur Zeit seines Niedergangs. Die Studentenrevolte mit ihren Forderungen nach Legalisierung von Drogen und Verhütungsmitteln wiederum bezeichnete er als einen makaber komischen und erbärmlichsten Versuch in der Geschichte, sich der Verantwortung und den Schwierigkeiten zu entziehen. Er sagte unverblümt: „Eine Droge und ein Bett – das ist die Art von Flucht, die jedem alten, speicheltriefenden Lüstling zu jeder Zeit und überall auf der Welt zu eigen ist“.
Die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens
Malcolm Muggeridge war von der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens überzeugt. Er verstand, dass die Trennung von Geschlechtsverkehr und Fortpflanzung schreckliche Folgen für die Moral, die Einstellungen, das Verhalten und die menschlichen Beziehungen hatte. Dies hat zur Diskreditierung der Mutterschaft und zur Förderung des Single-Dasiens geführt, zur Akzeptanz sexueller Perversionen und deren Gleichstellung mit sexuellen Beziehungen innerhalb der Ehe, die offen für neues Leben sind. Dies führte schließlich zur Legalisierung der Abtreibung und zum grausamen Holocaust an ungeborenen Kindern.
Im Jahr 1978 sagte Malcolm voraus, dass die europäischen Länder in nicht allzu ferner Zukunft versucht sein würden, die Euthanasie zu legalisieren, um sich selbst und ihre Wähler von der wachsenden Last der Pflege von Kranken, Alten und Behinderten zu befreien. Er sagte, die Verzögerung des wachsenden öffentlichen Drucks für die Legalisierung der Euthanasie sei auf das Wissen zurückzuführen, dass die Euthanasie im Nürnberger Prozess zu den ungeheuerlichen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs gezählt wurde. Muggeridge erklärte: „Es dauert nur 30 Jahre, bis dieses Kriegsverbrechen in unserer humanistischen Gesellschaft in einen Akt des Mitgefühls umgewandelt wird“. Er betonte die schmerzliche Tatsache, dass Abtreibung und Euthanasie eine Art „humanitärer“ Holocaust sind, bei dem weit mehr Menschen ermordet wurden als unter Hitler.
Der Journalist engagierte sich stark für die Verteidigung der Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. Auf einer Konferenz zu dieser Enzyklika im Jahr 1978 in San Francisco erklärte Muggeridge in seiner Rede, dass die Sexualität als Sakrament der Liebe, als Grundlage der Unauflöslichkeit der Ehe und der familiären Zusammengehörigkeit verstanden werden müsse. Er bezeichnete Humanae vitae als ein Dokument von grundlegender Bedeutung für die gesamte Menschheit. Er war überzeugt, dass die Geschichte einst die Position der Kirche zu Fragen der Empfängnisverhütung bestätigen würde. Diese Haltung von Malcolm war ein Akt großer Zivilcourage, denn er widersetzte sich der damals vorherrschenden Propaganda, dass die Legalisierung von Empfängnisverhütung und Abtreibung ein Zeichen für die Emanzipation und Befreiung der Frau sei.
Muggeridge bekämpfte die Verhütungsmentalität und verteidigte die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Moment der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Er war überzeugt, dass das einzige wirksame Gegenmittel gegen die Verbrechen von Abtreibung und Euthanasie die Verteidigung der Unantastbarkeit des Lebens durch die katholische Kirche ist. Immer wenn er den Ausdruck „ungewolltes Kind“ hörte, erzählte er, wie Mutter Teresa ein kleines Neugeborenes, das sie in Kalkutta in einer Mülltonne fand, lächelnd in der Hand hielt und sagte: „Siehst du? Das ist ein Leben“.
Das Zeugnis von Mutter Teresa
Malcolm Muggeridge suchte beharrlich nach der Wahrheit. Eine große Unterstützung auf diesem Weg war für ihn die Lektüre der Werke des großen Konvertiten Augustinus und des Meisterwerks der christlichen Mystik aus dem 14. Jahrhundert, Die Wolke des Nichtwissens. Den entscheidenden Einfluss auf die Bekehrung des Journalisten hatte jedoch seine Begegnung mit der heiligen Mutter Teresa, die im Frühjahr 1969, während der Dreharbeiten zu einem Film über die Kongregation der Missionsschwestern der Nächstenliebe, stattfand. Damals schrieb Muggeridge: „Mutter Teresa ist selbst eine lebende Bekehrung. Es ist unmöglich, bei ihr zu sein, ihr zuzuhören, zu sehen, was sie tut und wie sie es tut, ohne in gewissem Maße selbst bekehrt zu werden. Ihre völlige Hingabe an Christus, ihre Gewissheit, dass jeder Mensch so behandelt, geholfen und geliebt werden muss, als wäre er Christus selbst; ihr einfaches Leben des Evangeliums und ihre Freude am Empfang der Sakramente – all das ist etwas, das man nicht ablehnen kann. Es gibt kein Buch, das ich je gelesen habe, keine Rede, die ich gehört habe, keinen Gottesdienst, an dem ich teilgenommen habe, keine menschliche Beziehung und keine transzendente Erfahrung, die mich Christus näher gebracht oder mir bewusster gemacht hätte, was die Inkarnation für uns bedeutet und von uns verlangt. Was also ist Bekehrung? Es ist ähnlich wie bei der Frage: Was ist Verliebtheit? Es gibt keine Standardverfahren und keine feste Zeit“.
Das Zeugnis von Mutter Teresa weckte in Malcolm die Liebe zur katholischen Kirche, aber es dauerte weitere 13 Jahre, bis er sich endgültig entschloss, katholisch zu werden. Sein 1969 veröffentlichtes Buch „Jesus Rediscovered“ zeugt davon, dass sich der Journalist zwar als Christ betrachtete, ohne jedoch der Kirche oder einer kirchlichen Gemeinschaft anzugehören.
Muggeridge war sich bewusst, dass die gefährlichste Krankheit des Geistes der Stolz ist, der den Menschen von Gott abschneidet, und die Sinnlichkeit, die den Menschen an die Erde bindet. Der Journalist bereute es, einen großen Teil seines Lebens vergeudet zu haben. Er drückte sein Bedauern mit den Worten aus: „Du hast mich gerufen, aber ich bin nicht gekommen – diese leeren Jahre, diese leeren Worte, diese leere Leidenschaft“. Gleichzeitig fasste er den festen Entschluss, die verbleibenden Jahre seines Lebens fruchtbarer zu gestalten. Von da an unterstützte er die Mission von Mutter Teresa und engagierte sich für geistig behinderte Menschen.
Mitte der 1970er Jahre schaffte Muggeridge sein Fernsehgerät ab. Dies geschah, weil er zu der Überzeugung gelangt war, dass das Fernsehen „das Lagerhaus unserer Lügen” und die Fernsehkamera „die gefährlichste aller Erfindungen unserer Zeit“ sei. 1981 warnte er, dass es für einen Christen am schwierigsten sei, „der ungeheuren Macht der Illusionen” zu widerstehen. Der Mensch hat in diesem Zeitalter eine Maschine der Illusionen geschaffen, wie es sie noch nie gegeben hat. Wo immer du bist, diese Illusionen sind präsent und suggerieren dir, dass Glück durch Fleischlichkeit erreicht wird, dass die Fülle des Lebens im Erfolg zu finden ist“.
Der Journalist wies auf die Gefahr hin, sich in eine imaginäre, irreale, virtuelle Welt zu flüchten, die von den Medien und der Werbung erzeugt wird: „Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurden die unbedeutenden materiellen Aspekte des Lebens von der Werbung so verlockend dargestellt, indem sie die Menschen dazu verleitet, immer mehr Dinge zu wollen, und ihnen die Überzeugung einimpft, dass Freude und das größte Glück durch Fleischlichkeit erreicht werden“. Er betonte, dass wir die Realität „durchdringen, erfassen und lieben müssen, als das größte Geschenk“, denn in dieser Realität ist der inkarnierte Gott – Jesus Christus – gegenwärtig und dies geschieht durch das Gebet.
Rückkehr nach Hause
Die Entscheidung, der katholischen Kirche beizutreten, war der Höhepunkt eines langen Prozesses der geistigen Reifung in Malcolms Leben. Der Journalist akzeptierte mit großer Demut alle von Gott offenbarten Wahrheiten und die Lehren der katholischen Kirche.
Malcolm Muggeridge wurde zusammen mit seiner Frau Kitty am 27. November 1982 in der Our Lady’s Chapel in Hurst Green in die katholische Kirche aufgenommen. Die Zeremonie wurde von Cormac Murphy-O’Connor, Bischof der Diözese Arundel, geleitet. Wie Muggeridge selbst schrieb, gab ihm seine Konversion „das Gefühl, nach Hause zu kommen […], den Platz am Tisch zu finden, der schon lange auf ihn gewartet hatte“.
Malcolm entdeckte die freudige Wahrheit, wie gut und barmherzig Gott ist, der alles tut, um alle Sünder zur Bekehrung zu führen. Der Mensch ist frei und kann den Kontakt zu Gott verlieren, kann in seiner Sinnlichkeit versinken und sich in seinem Stolz selbst überheben, kann seinen Schöpfer verachten. In seiner Torheit kann er Gott verfluchen, er kann die Gläubigen verhöhnen, er kann sogar den Tod Gottes verkünden. Doch am Ende seines irdischen Lebens bleibt ihm nur eines: auf die Knie zu fallen und sich im demütigen Gebet der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen. Wenn er dies nicht tut, erwartet ihn eine schreckliche Ewigkeit in der Hölle. Wenn er es jedoch tut, wird er die überwältigende Güte, Liebe und Barmherzigkeit Gottes erleben, die unbeschreibliche Freude über die Vergebung all seiner Sünden.
Muggeridge nahm den Schatz des Glaubens mit ganzem Herzen an und ordnete sein Leben den Anforderungen des Glaubens unter. Er erlebte, dass „Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ (Hebr 11,1). Malcolm Muggeridge betonte, dass der Glaube eine besondere Art der Erkenntnis ist, weil wir akzeptieren müssen, dass es einen Schleier des Geheimnisses zwischen der Gegenwart und der Ewigkeit gibt. Der Glaube ermöglicht es dem Menschen, in dieses Geheimnis einzudringen und eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen, der als wahrer Gott wahrer Mensch wurde, um in den Sakramenten bei uns zu sein und uns von der Knechtschaft Satans, der Sünde und des Todes zu befreien.
Nach seiner Bekehrung zeigte der Journalist eine besondere Liebe zu Christus in der Eucharistie. Der Besuch der Messe war für ihn das wichtigste Ereignis des Tages. Die übernatürliche Welt der spirituellen Realität wurde für ihn realer als die Welt, die er mit den Sinnen wahrnahm. Er und seine Frau führten ein Leben in Stille, ohne Fernsehen, fernab der Welt, in völliger Hingabe an Gott während langer täglicher Gebete. Sie bereiteten sich auf den wichtigsten Moment der Begegnung mit Christus im Augenblick des Todes vor.
Im Jahr 1988, zwei Jahre vor seinem Tod, gestand Malcolm: „Hier auf der Erde habe ich mich immer als Fremder gefühlt, in dem Bewusstsein, dass unsere Heimat woanders ist. Nun, da ich mich dem Ende meiner Pilgerreise nähere, habe ich Zuflucht in der katholischen Kirche gefunden, von wo aus ich das Tor des Himmels, innerhalb der Mauern Jerusalems, deutlicher als von jedem anderen Ort aus sehen kann, wenn auch nur wie durch ein getöntes Glas“. 1989 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Journalisten, und sein Gedächtnis ließ nach. Gott, der Herr, erhörte sein Gebet, in dem er darum bat, vollständig gereinigt zu werden: „Demütige meinen Stolz“.
Der mit den Sakramenten gesegnete Malcolm Muggeridge entschlief am 14. November 1990 in die Ewigkeit. Sein Leben ist ein Zeugnis dafür, dass Gott „ sich finden lässt von denen, die ihn nicht versuchen, / und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen. […] In eine Seele, die Böses wirkt, kehrt die Weisheit nicht ein / noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hingibt“ (Weisheit 1.2.4).
Quellen: M. Muggeridge, Conversion: the spiritual Journey of a Twentieth-Century Pilgrim, New York 1988; G. Wolf, Malcolm Muggeridge: A Biography, London 1995; M. Muggeridge, Jesus Rediscovered, London 1969; J. Pearce, Literary Con-verts, San Francisco 2000; J. Pearce, Converted Writers, Warsaw 2007.
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