Lasst die Kinder zu Jesus kommen!

Ein Bischof besuchte die Pfarrei. Ein neunjähriger Junge wandte sich mit einer Bitte an ihn: „Kann ich Jesus auch schon empfangen?“. Als Antwort bekam er zu hören: „Was weißt du, Kind, was verstehst du von der Eucharistie?“. Resolut antwortete Giuseppe dem Bischof: „Ich weiß, dass der Heiland in der heiligen Hostie gegenwärtig ist und in mein Herz kommen will. Weiß der Herr Bischof noch mehr?“.

Der Papst der Eucharistie

In der Biographie über den heiligen Pius X. mit dem Titel Ignis ardens von Pater Wilhelm Hünermann findet man zwei bewegende Berichte über die frühzeitige Erstkommunion. In der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Giuseppe Sarto – der spätere Papst Pius X. – ein Junge war, gingen die Kinder im Alter von 14 Jahren zur Erstkommunion, nachdem sie eine schwierige Prüfung bestanden hatten. Ein Bischof besuchte die Pfarrei. Ein neunjähriger Junge wandte sich mit einer Bitte an ihn: „Kann ich Jesus auch schon empfangen?“. Als Antwort bekam er zu hören: „Was weißt du, Kind, was verstehst du von der Eucharistie?“. Resolut antwortete Giuseppe dem Bischof: „Ich weiß, dass der Heiland in der heiligen Hostie gegenwärtig ist und in mein Herz kommen will. Weiß der Herr Bischof noch mehr?“. Der Bischof soll dem kleinen Eindringling geantwortet haben: „Wenn du so klug bist, dann ändere das, wenn du Papst wirst“. Giuseppe Sarto wurde Priester, Vikar, Pfarrer, Seminarvater, Bischof, Kardinal, Patriarch von Venedig und 1903 Papst der katholischen Kirche. Sein Anliegen war die Erneuerung der Kirche in Jesus Christus. Er vollbrachte verschiedene große Werke, betete immer wieder zu Gott um Erleuchtung für das, was er noch tun sollte. Während einer seiner Audienzen lief ein Junge, der sechsjährige John aus England, auf den Papst zu. Mit kindlicher Einfachheit fragte er: „Wann kann ich die Heilige Kommunion empfangen?“. Gerührt erinnerte sich der Papst an die Worte seines Bischofs und seine eigene kindliche Bitte und fragte: „Wen empfängst du bei der heiligen Kommunion?“. John antwortete: „Jesus Christus“. „Und wer ist Jesus Christus?“ – fragte der Papst weiter. „Er ist der Sohn Gottes!“ – antwortete Junge. Zum Erstaunen des Umfeldes verkündete der heilige Papst: „Bitte bringen Sie das Kind morgen um 6 Uhr zu mir. Ich möchte ihm selbst die Heilige Kommunion in meiner Privatkapelle spenden“, und zu John sagte er: „Du kannst keinen Tag länger warten, mein Kind“. Kurz darauf, am 8. August 1910, erließ der heilige Pius X. ein Dekret, in dem er alle Priester anwies, Kinder zum Tisch des Herrn zuzulassen, sobald sie sieben Jahre alt waren, und sogar noch früher, wenn sie zwischen eucharistischem und gewöhnlichem Brot unterscheiden konnten.

Die Praxis der frühzeitigen Erstkommunion wurde von mehreren Päpsten gelobt, darunter Johannes Paul II., der vorhersagte, dass sie Heilige und Apostel unter die Kinder hervorbringen werde. Und so geschah es. Von der Gnade des Heiligen Pius X. profitierte auch die 1922 geborene, Heilige Gianna Beretta-Molla. Sie empfing 1928, im Alter von weniger als sechs Jahren, die Erstkommunion. Sie verwirklichte ihre Lebensberufung als Ärztin, Ehefrau und heldenhafte Mutter von vier Kindern. Auch die 1907 geborene Schwester Lucia von Fatima empfing 1913 im Alter von sechs Jahren die Eucharistie. Auch die heilige Teresa von Kalkutta empfing Jesus bereits früher. Sie erinnerte sich: „Schon als ich fünfeinhalb Jahre alt war und Jesus zum ersten Mal in der Heiligen Kommunion empfing, war die Liebe zu den Seelen in mir. Sie wuchs im Laufe der Jahre, bis ich nach Indien kam in der Hoffnung, viele Seelen zu retten“.

Dank verschiedener eifriger Seelsorger, wie dem Diener Gottes Pater Aleksander Woźny, verbreitete sich die Praxis der frühzeitigen Eucharistie in Polen weit. Leider beobachten wir jetzt einen Rückgang dieser religiösen Praxis. Gleichzeitig gibt es jedoch eine wachsende Gruppe von katholischen Laien, die in Ehen leben und vorbildliche Familien gründen, die ganz bewusst um die Möglichkeit bitten, dass ihre Kinder Jesus früher empfangen können als die übliche pastorale Praxis, die Erstkommunion in der dritten Klasse der Grundschule zu empfangen. Ihre Zeugnisse zeigen, was für ein großer Segen das Angebot des Heiligen Pius X. ist. Bevor ein Kind mit der Sünde konfrontiert wird – meist mit dem Eintritt in die Grundschule – lernt es die unendliche Liebe Jesu kennen. In der Kirche herrscht seit langem die Überzeugung, dass die Gebete der Priester, der Kranken und der Kinder in den Augen Gottes einen besonderen Wert und eine besondere Kraft haben. Der eucharistische Kreuzzug der Kinder könnte die Welt retten. Die frühzeitige Erstkommunion bringt auch Priester- und Ordensberufungen hervor. Der heilige Johannes Paul II. erinnerte am Tag der Seligsprechung der seligen Karolina Kózkówna, der Patronin der Bewegung der Reinen Herzen, an ihren Pfarrer, Pater Władysław Mendrala: „Er erzählte mir von der Tradition der Frühkommunion für Kinder im Vorschulalter in seiner Pfarrei, wie sie der Heilige Papst Pius X. empfohlen hatte. Und er sprach auch von den vielen Priester- und Ordensberufungen, die daraus hervorgingen“ (Tarnów, 10. Juni 1987).

Wie war das in der Vergangenheit?

Zu denen, die den Kindern verboten, zu ihm zu kommen, sagte Jesus entrüstet: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes“ (Mk 10,14). Der heilige Markus berichtet im Evangelium, dass er sie in seine Arme nahm, ihnen die Hände auflegte und sie segnete (vgl. Mk 10,16). Auf der Grundlage dieser Worte spenden wir Säuglingen die Heilige Taufe. Bis zum 12. Jahrhundert wurde in der Westkirche (und noch heute in den Ostkirchen) die erste heilige Kommunion den Säuglingen in Form von Wein gespendet. Das Kind wurde auf das Sakrament der Buße vorbereitet, und ab dem siebten Lebensjahr war die Beichte obligatorisch. Das 16. Jahrhundert war geprägt vom Unglück der Reformation. Eines der Kennzeichen dafür, ob man Protestant oder Katholik war, war die Kenntnis des Katechismus: Martin Luthers für die Protestanten, St. Peter Canisius für die Katholiken. Man musste also den Katechismus lernen und eine Prüfung darüber ablegen. Die Betonung lag nun auf dem Wissen. Das Zeitalter der Aufklärung brachte weitere geistige Verwüstungen mit sich. Es herrschte der Irrglaube, dass ein Mensch umso besser ist, je mehr Wissen er hat. Leider begann man auch in der pastoralen Praxis, dem Wissen zu viel Bedeutung beizumessen. In Francis Werfels Buch über die heilige Bernadette Soubirous wird Schwester Teresa, ihre Katechetin, erwähnt. Sie ließ das Mädchen nicht zum eucharistischen Tisch zu, weil Bernadette nicht genug Wissen hatte. Aber gerade eine solche, in den Augen der Welt „dumme“ Hirtin hat Maria in Lourdes auserwählt, um durch sie die Botschaft der Unbefleckten Empfängnis zu verkünden!

Sehen wir, dass Jesus zu den Kindern nicht sagt: „Seid wie Erwachsene“, sondern zu den Erwachsenen sagt er: „Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ (Lk 18,17). Von Kindern können wir Vertrauen, Aufrichtigkeit und Einfachheit lernen. Diese Einfachheit findet man bei kleinen Kindern, die die heilige Kommunion empfangen. Am Ende seiner ersten Beichte sagte ein Priester zu einem sechsjährigen Jungen: „Bereue jetzt deine Sünden, ich werde dir die Absolution erteilen“. Der Junge antwortete: „Bitte, Herr Pfarrer, nicht jetzt. Ich bereue die ganze Zeit!“. Man muss schon ein Kind sein, um so etwas zu bekennen. Eine der großen pastoralen Inspirationen kam Ende des 19. Jahrhunderts von der heiligen Therese vom Kinde Jesu mit ihrem „kleinen Weg“ der geistlichen Kindschaft. Es geht darum, sich Gott gegenüber wie ein Kind in den Armen des Vaters zu verhalten. Wir sollen Kinder nachahmen. In den Offenbarungen an die Heilige Faustina fordert Jesus Christus vor allem Vertrauen. Geistige Kindheit und Vertrauen können wir lernen, indem wir die Kinder auf die frühzeitige Erstkommunion vorbereiten. Nicht nur können wir sie das lehren, sondern oft wachsen wir selbst dabei in Liebe und Vertrauen.

Wie könnte das heute sein?

Um die Gnade der frühzeitigen Heiligen Kommunion für ein Kind zu erbitten, muss man beten. Christus selbst möchte das eucharistische Geschenk für alle sein, auch für Kinder. Er wünscht sich das mehr als die Kinder und ihre Eltern. Jesus sehnt sich nach dem reinen Herzen eines Kindes. Verweigern wir also den Kindern diese Gabe nicht, und noch vielmehr, verweigern wir sie Christus nicht.

Manche fragen: „Was versteht so ein kleines Kind schon?“. Aber Jesus fordert nicht Verständnis, sondern Glauben und Liebe. Sicher, unser Glaube ist vernünftig, aber er ist auch ein Geheimnis. Vor der Eucharistie muss der Verstand demütig sein und bekennen: „Gott, ich verstehe dich zwar nicht, aber ich liebe dich über alles“. Wenn Kinder bereits im Kindergarten Englisch- und Computerkenntnisse erwerben, können sie auch ohne größere Schwierigkeiten die grundlegenden Glaubenswahrheiten über die Eucharistie erlernen.

Manche werden sagen: Das ist in meiner Gemeinde nicht üblich. Es ist sehr schwierig, die Priester und die Familie zu überzeugen. Gegenüber den Pfarrern und Bischöfen, die das Recht haben, über die Zulassung eines Kindes zur Eucharistie zu entscheiden, muss man Respekt und Demut bewahren. Aber die Erste Heilige Kommunion ist kein Privileg, sondern ein Recht der Getauften. Es gibt Websites, die Eltern helfen, die die erste heilige Kommunion ihres Kindes wünschen. Am Tag der Auferstehung kam Jesus zu den Aposteln in den Abendmahlssaal (der Ort, an dem die Eucharistie eingesetzt wurde!), obwohl die Türen geschlossen waren. Er wird helfen, alle Schwierigkeiten zu überwinden!

Die Vorbereitung eines Kindes auf die erste Beichte und die heilige Kommunion liegt in erster Linie in der Verantwortung der Eltern. Die Aufgabe der Priester und Katecheten besteht darin, die Eltern, die die ersten Erzieher ihrer Kinder sind, zu unterstützen. Der in der Kirche geltende Codex des kanonischen Rechts besagt Folgendes: „Pflicht vor allem der Eltern und derer, die an Stelle der Eltern stehen, sowie des Pfarrers ist es, dafür zu sorgen, daß die Kinder, die zum Vernunftgebrauch gelangt sind, gehörig vorbereitet werden und möglichst bald, nach vorheriger sakramentaler Beichte, mit dieser göttlichen Speise gestärkt werden“ (Can. 914). Und in der Auslegung dieser Bestimmung lesen wir: „Die Pflicht, das Kind auf die heilige Kommunionvorzubereiten, obliegt den Eltern […] Der Pfarrer kann sich […] nicht weigern (das Kind zur Erstkommunion zuzulassen), wenn die Eltern – deren Pflicht vorrangig ist – ihr Kind angemessen vorbereitet präsentieren“

Das Kirchenrecht betont die Rolle der Eltern und stellt sie vor den Pfarrer und die Katecheten. Gott hat den Eltern die Kinder gegeben und ihnen im Sakrament der Firmung den Heiligen Geist geschenkt, damit sie die Aufgabe der religiösen Erziehung gut erfüllen können. Das Kind am besten auf die Heilige Kommunion vorbereiten wird derjenige, der es am meisten liebt. Auf der Erde sind das die Eltern. Man kann jedoch nur das verschenken, was man selbst besitzt. Daher sollten sich die Eltern um ihren eigenen Glauben bemühen, damit er lebendig bleibt, um ihn so ihren Kindern weiterzugeben. Wie macht man das? Regelmäßig beichten und jeden Sonntag würdig die Heilige Kommunion empfangen. Das Kind sieht und spürt das. Es wird selbst um das Geschenk der Eucharistie bitten. Man sollte viel mit dem Kind sprechen – eine systematische häusliche Katechese durchführen. Man sollte auch das eigene religiöse Wissen vertiefen, indem man gute Bücher und katholische Zeitschriften liest. Jesus sprach die erschreckenden Worte über die Kinderverächter aus. Es wäre besser, sie im Meer mit einem Stein um den Hals zu ertränken, ohne Überlebenschance, als dass sie auf der Erde wandeln (vgl. Lk 17,1-2). Diese Worte lassen sich jedoch auch umkehren. Wenn es eine schreckliche Strafe für die Verächter gibt, welch große Belohnung erwartet dann diejenigen, die ihr Kind das Gute lehren, es durch frühzeitige Beichte und die Heilige Kommunion besser machen. Solche Eltern und Seelsorger werden in den Himmel kommen!