Das Hauptziel des Lebens in der Ehe ist die Erlösung – ähnlich wie das Ziel jeglichen menschlichen Lebens auf Erden. Wir leben, um die Erlösung zu erlangen und nicht, um Spaß zu haben, wie es uns die hedonistisch eingestellte Welt einzureden versucht. Wir erlösen uns durch persönliches Wachstum und Entwicklung, und dies geschieht immer unter Schmerzen und Mühen.
Ein Geschenk Gottes
Als ein gläubiger junger Mensch konnte ich nicht einfach eines Tages zu meiner Freundin sagen: „Ziehen wir doch zusammen, leben gemeinsam, teilen uns das Geld und das Bett.“ Nein. Denn ich bin nicht der Herr meines Lebens. Mein Leben wurde mir anvertraut. Ich wurde nicht aus eigenem Willen empfangen und ich darf diese Welt auch nicht aus eigenem Willen verlassen. Und als ich mich an eine Frau binden wollte, musste ich Ihn, den Herrn meines Lebens, um Erlaubnis bitten. Ich bat und sie bat auch. Und dann gelobten wir einander die sakramentale Ehe in der Kirche. Der Priester war nur ein Zeuge seitens der Kirche. Und Gott hat uns einander gegeben. Gott hat mir meine Frau auf meinen Wunsch hin gegeben. Und das ist das Ehesakrament.
Schwierigkeiten führen zum Wachstum
Wir können uns wundern: „Warum ist dieses Sakrament so problembehaftet …?“ Weil es wirklich so ist – von Gottes Seite her ist dieses Sakrament schwierig und man muss sich bemühen, herauszufinden weshalb. Das Muster ehelicher Liebe ist die Liebe Christi zur Kirche. Das war keine einfache Liebe. Wir wissen alle, wohin Christus die Liebe zur Kirche geführt hat: ans Kreuz. Und das war nicht sinnlos. Das war notwendig. Damit es zur Freude der Auferstehung am Sonntag kommen konnte, musste es zunächst zum großen Schmerz des Karfreitags kommen. Deshalb ist jede Schwierigkeit, die uns in der Ehe begegnet, nicht sinnlos. Sie dient zu etwas. In seiner unfassbaren Liebe gibt Gott uns diese Schwierigkeit zu einem bestimmten Zweck. Zu welchem Zweck? Damit wir wachsen. Schwierigkeiten können einen zerbrechen, vernichten. Aber Schwierigkeiten, die man mit Gott trägt, führen zu Wachstum. Wenn wir uns innerhalb einer sakramentalen Verbindung, wie ich zu sagen pflege, an Gott und die heiligen Sakramente klammern, dann kann keine Schwierigkeit diese Ehe zerstören, sondern stärkt sie vielmehr. Wenn man gemeinsam jedes aufkommende Problem bewältigt, dann bewirkt das, dass die Ehe stärker wird und sich die Eheleute näherkommen.
Das Ziel der Ehe
Was ist das Ziel der Ehe? Wenn wir eine Umfrage auf der Straße machen würden, würde man uns heutzutage vielleicht antworten, dass das Ziel der Ehe ist, Spaß zu haben, solange es geht. Sicherlich würde es solche Antworten geben. Aber ich denke, dass die meisten der Befragten antworten würden: „Das Ziel der Ehe ist es, Kinder zu bekommen.“ Natürlich, das ist eines der Ziele der Ehe, aber nicht das Hauptziel. Das Hauptziel des Lebens in der Ehe ist die Erlösung – ähnlich wie das Ziel jeglichen menschlichen Lebens auf Erden. Wir leben, um die Erlösung zu erlangen und nicht, um Spaß zu haben, wie es uns die hedonistisch eingestellte Welt einzureden versucht. Wir erlösen uns durch persönliches Wachstum und Entwicklung, und dies geschieht immer unter Schmerzen und Mühen. Die Werbung zeigt, dass wenn man ein bestimmtes Reinigungsmittel kauft, die Küche sich wie von selbst putzt. Die Mechanismen, durch die die Werbung im Menschen diese falsche Sehnsucht hervorrufen, sind sehr interessant. Etwas macht sich von allein und du bist glücklich. Unsinn. Nur das, was du selbst tust, mit eigenen Händen, unter Mühen und Schwierigkeiten, gibt dir langwährendes Glück. Das, was von alleine geschieht, gibt höchstens ein kurzweiliges Vergnügen, wenn überhaupt.
Wenn ich auf eine Hochzeit eingeladen bin und die infantilen Wünsche aller Omas und Tanten höre, die dem Brautpaar gemacht werden, damit ihr Leben frei sei von allen Schwierigkeiten und auf Rosen gebettet, dann sage ich, wenn die Reihe an mich kommt, laut und deutlich: „Ich wünsche euch viele Schwierigkeiten, die ihr gemeinsam überwindet. Dank dessen wird eure Verbindung so stark sein, dass sie nichts mehr trennen kann. Ich wünsche euch keine Schwierigkeiten, an denen ihr zerbrecht, das wünsche ich keinem, sondern solche Schwierigkeiten, die euch stärken und näher zueinander bringen.“ Für gewöhnlich ruft dies Erstaunen hervor.
Schauen wir uns an, was der hl. Johannes Paul II. über das Ziel der Ehe sagte: „Das Ziel der Ehe ist der gemeinsame Weg zur Heiligkeit durch den Aufbau der Kommunion der Personen nach dem Vorbild der Göttlichen Personen.“ Ganz unbegreiflich. Niemand von uns ist im Stande die unbegreifliche Einheit der Heiligsten Dreifaltigkeit zu verstehen. Der hl. Augustinus spazierte eines Tages am Meer entlang und dachte über das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit nach. Da sah er einen Jungen, der ein Loch im Sand gegraben hatte und diesen nun mithilfe von Muscheln mit Wasser zu füllen versuchte. „Was machst du da, mein Junge“, fragte der irritierte hl. Augustinus. „Ich fülle das Meer in meine Grube“, antwortete der Junge. „Aber Kind, das wird dir niemals gelingen.“ „Eher werde ich mithilfe von Muscheln das Meer in meine Grube füllen, bevor du das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit ergründest“ – war die Antwort. Und der Junge verschwand.
Ich erinnere mich daran, dass ich mit sechs oder sieben Jahren das erste Mal gehört habe, dass ich nach dem Bild Gottes geschaffen worden bin. Und das erschütterte mich. Wie sollte ich, der kleiner Jacek, Gott ähnlich sein?! Was für ein Wunder! Ich wuchs heran, aber das Ganze war noch nicht bei mir angekommen. Später hörte ich viel über die eheliche Einheit nach dem Vorbild der Einheit der Göttlichen Personen – Johannes Paul II. verwendete diesen Begriff recht häufig. Endlich kam das bei mir an und es haute mich um. Das Vorbild unserer ehelichen Einheit ist die Einheit der Heiligsten Dreifaltigkeit! Die ganze Mühe, die Familie zu ernähren, die Kinder zu erziehen, zu arbeiten – das alles ist noch nicht hinreichend, es ist zu wenig! Auch wenn du zu den besten Eltern gehören solltest, dann wäre das noch zu wenig. Die Hauptenergie in der Ehe sollte darauf gerichtet sein, die Einheit mit dem Ehegatten aufzubauen. Ich habe das leider am Anfang meiner Ehe nicht verstanden. So sollte also die fundamentale Mühe in der Ehe darauf abzielen, sich um eine Einheit der Ehegatten zu sorgen, was ich erst nach Jahren entdeckt habe.
Die tiefste Sehnsucht unserer Kinder
Wenn eine wahre Einheit der Eltern besteht, dann gewinnen dadurch die Kinder unermesslich viel. Ich riskiere sogar die Behauptung, dass für die Erziehung der Kinder die Einheit der Eltern, das Liebesband zwischen den Eltern, am wichtigsten ist. Um sich richtig entwickeln zu können, braucht das Kind eine richtige Frau als Mutter, die sich ihrer Weiblichkeit bewusst ist, die subtil ist und voll ist von natürlicher Schönheit. Um sich richtig entwickeln zu können, braucht das Kind als Vater einen richtigen Mann und nicht ein Muttersöhnchen, das keine Entscheidung treffen kann und aus Angst vor Verantwortung eine „unverbindliche Beziehung“ wählt. Das Kind braucht also eine richtige Frau als Mutter und einen richtigen Mann als Vater.
Doch außer der Liebe des Vaters und der Mutter braucht das Kind die volle, reife und gegenseitige Liebe beider Eltern, die es spürt. Das vermittelt dem Kind Sicherheit. Die Eltern können sich streiten, können unterschiedliche Meinungen zu vielen Themen haben, aber sie müssen sich lieben. Wenn ihr euch vor den Augen eurer Kinder streitet, dann versöhnt euch auch vor ihren Augen. Nehmt euch in die Arme, vergebt einander, freut euch aneinander vor euren Kindern. Die Überzeugung, dass die Eltern sich lieben und bis zum Lebensende zusammen sein werden, bewirkt, dass das Kind sich sicher fühlt. Solch ein Kind verliert niemals den Lebenssinn. Der Mensch braucht das Gefühl, geliebt zu werden, damit das Leben sinnvoll für ihn ist. Ein Beispiel: Nach der Scheidung der Eltern darf der Vater, wie im Gefängnis, seine Tochter Katja „sehen“. Er hat eine Menge an Geschenken herangeschleppt, denn er möchte ja besser als die Mutter sein. Und er sagt zu seiner Tochter: „Mach dir keine Sorgen. Am wichtigsten ist doch, dass Papi dich lieb hat.“ Daraufhin antwortet das zwölfjährige Kind: „Ich will nicht, dass du mich liebst. Ich will, dass du Mutti liebst!“ Das ist die größte Sehnsucht unserer Kinder.
Quelle: J. Pulikowski: Jak budować więzi w rodzinie? (dt. Wie soll man die Familienbande aufbauen?), Kraków 2011.
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