Wie soll man beten? Ratschläge der hl. Ursula

Im Jahr 1923 schrieb die heilige Ursula Ledóchowska, die Gründerin der Grauen Ursulinen, für ihre Schwestern ein Testament einer alten, sehr liebende Mutter, in dem sie konkrete Ratschläge für das geistliche Leben gab. Im Folgenden veröffentlichen wir ausgewählte Ausschnitte aus diesem inspirierenden Text.

Das ist das Glück der Seele – in Gott und bei Gott zu bleiben. Betet immer im Glauben. Hier ist mein Rat, liebe Kinder: Am Anfang jedes Gebetes soll euch die Zeit für einen Akt des tiefen, wahren Glaubens nicht zu schade sein. Je lebendiger wir uns daran erinnern, dass Gott uns sieht, dass wir in seiner Gegenwart sind, dass wir zu seinen Füßen beten, dass wir uns an sein göttliches Herz schmiegen, desto leichter und besser wird das Gebet verlaufen.

Betet mit grenzenlosem Vertrauen, aber auch mit Beharrlichkeit: Gott wird sicher geben, worum wir bitten, wenn es zum Wohl Eurer Seele ist. Ihr müsst jedoch beharrlich beten, auch wenn es Jahre dauert, mit der Gewissheit im Herzen, dass der gute Vater im Himmel geben wird, worum wir im Namen unseres Herrn Jesus Christus bitten. Wenn wir einen starken Glauben hätten, könnten wir sogar Berge versetzen!

Ich empfehle Euch vor allem eines: Nutzt, trotz der Trägheit der Natur, fleißig die „verlorenen Momente“. Während des Wartens, auf dem Weg von einem Ort zum anderen, sollt Ihr beten, beten – das sind die Momente, in denen man normalerweise an nichts Kluges denkt. Wie in einem Kaleidoskop wirbeln die Gedanken umher: entweder sind wir von Sorgen geplagt oder von unsinnigen Zukunftsplänen. Durch das Gebet werdet ihr viel mehr erreichen.

Konzentration – Schweigen

Denke nicht, dass du sofort zu dieser Konzentration und Vereinigung mit Gott kommst – oh nein! Es ist die Arbeit von langen Jahren. Entscheide dich am Morgen, dass du während des Tages, unter gegebenen Umständen, wenn du von einem Ort zum anderen gehst, von einem Arbeitsplatz zum anderen, dein Herz Gott zuwenden möchtest. Prüfe dich in einer Gewissenserforschung, ob du diesen Vorsatz erfüllt hast, und entscheide dich erneut, indem du um die Gnade der Vereinigung mit Gott bittest. Arbeite ohne Entmutigung, auch wenn du keine Fortschritte siehst. Langsam wirst du merken, dass deine Seele immer mehr mit Gott vereint wird, dass dein Leben immer mehr in Christus zentriert wird.

Strebe nach dieser heiligen Konzentration, vermeide also unnötiges Geschwätz, vermeide unnötige Neugierde. Warum musst Du über alles Bescheid wissen? Je weniger Du über das weißt, was um Dich herum vor sich geht, desto leichter wird es Dir fallen, konzentriert zu bleiben. Mische dich nicht in die Angelegenheiten anderer ein. So vermeidest du Ärger und bist in der Lage, in Ruhe zu arbeiten und zu beten.

Das Allerheiligste Sakrament

Die Heilige Kommunion sollte wie eine Achse, ein Zentrum sein, um das sich euer ganzes Leben dreht. Der wichtigste Moment des Tages ist der Moment der Heiligen Kommunion, der Moment, in dem euer Herr und Gott Besitz von euren armen Herzen ergreift. Lasst sie weit offen sein für den großen Herrn – leer von allen irdischen Gefühlen, von Groll, von Ambitionen, von irdischen Sorgen, von irdischen Gedanken. Lasst alles in euch schweigen, lasst den Herrn sprechen, lasst den Herrn herrschen, lasst den Herrn regieren, lasst Ihn, nur Ihn, in euch leben.

Und wenn du vor dem Tabernakel kniest und nicht weißt, was du denken sollst, und deine Gedanken keinen Halt finden, dann demütige dich so weit wie möglich vor dem Herrn. Ja, lege dich leise in die Strahlen der eucharistischen Sonne. Auch wenn es dir so vorkommt, als würdest du nichts tun, so warte doch und vertraue – Jesus selbst ist in deiner Seele am Werk, nur laufe nicht vor Jesus weg!

Und siehe mein Kind, wenn sich manchmal Traurigkeit, Angst und Entmutigung in deine Seele schleichen und sie zu Boden drücken wollen, dann gehe besonders zum Tabernakel – dort ist dein Schatz! Was können dir alle Schwierigkeiten und Verdrießlichkeiten antun? Sie können dir Jesus nicht wegnehmen. Und solange du Jesus hast, hast du mit Ihm das Glück des Himmels, das Licht des Himmels, den Himmel selbst!

Die Verehrung der Allerheiligsten Muttergottes

Liebt Maria, liebt sie so inbrünstig, so aufrichtig, wie gute Kinder diese Muttergottes lieben! Liebt, was Maria gefällt, also liebt den Rosenkranz. Betet den Rosenkranz nicht nur in Worten, sondern betet ihn mit eurem ganzen Leben, indem ihr die Tugenden Mariens, die uns in den Geheimnissen des Rosenkranzes vorgestellt werden, in eurem Leben verwirklicht. Möge euer Rosenkranzgebet ein glühender Akt der Liebe zu Maria sein, eine Ermutigung zur Tugend, eine Gewissenserforschung hinsichtlich eurer Treue in der Nachfolge Mariens, eine Bitte um Heiligkeit, in Nachahmung der Heiligkeit Mariens! Und wenn der Wille Gottes schmerzlich auf euch drückt und eure Kraft zur stillen Unterwerfung schwindet, dann wendet die Augen eurer Seele auf Maria, Eurer zärtlichsten Mutter, und bittet: O Mutter, lehre uns, immer stille Dienerinnen des Herrn zu sein und nur zu wünschen, dass der Wille des Herrn und nicht unser eigener geschehe.

Gottes Wille

Wenn wir mit dem Willen Gottes vollständig vereint sein wollen, müssen wir ihn nicht nur treu erfüllen, sondern auch im Einklang mit ihm sein und uns ihm unterwerfen. Wir müssen im Voraus annehmen, was Gott für uns entscheidet, denn was immer Gott zulässt, wird gut für uns sein. Ruht ruhig im Willen Gottes, kämpft gegen die Unruhe, gegen die Sorgen, gegen die Ängste, die uns manchmal, vor allem angesichts einer drohenden Gefahr oder eines Leidens, überfallen. Warum sollten wir uns unruhig umherwälzen, warum sollten wir beunruhigt sein? Es wird so sein, wie Gott es will, und es wird gut sein.

„So wie Gott will!“ – Diese Worte, liebevoll gesprochen, sind Balsam für die aufgewühlte Seele. Sprecht diese Worte in Euren Sorgen, in Euren Ängsten, sagt sie auch, wenn Gott Euch ein Kreuz auferlegt. Oh, dann willigt nicht nur in Gottes Willen ein, sondern unterwerft euch ihm ruhig, ohne zu klagen, mit einem Lächeln auf euren Lippen und einem „Deo gratias“ im Herzen. „So wie Gott will!“.  Denn dieses Kreuz ist der Wille Gottes, und der Wille Gottes ist unser größter Schatz auf Erden, er ist das Glück der Gott liebenden Seele.

„So wie Gott will!“ – Mit diesen Worten auf den Lippen werdet ihr durch das Leben gehen, ruhig in den Wirren des Lebens, sonnig in den Nebeln der Dunkelheit, stark im Kampf, liebevoll inmitten des Hasses, heilig inmitten der Sünden, ganz Gott gehörend, obwohl auf Erden. „So wie Gott will!“

Beharrlichkeit bis zum Schluss

Das Wichtigste im inneren Leben ist die Beharrlichkeit. Seid beharrlich, meine Kinder, Beharrlichkeit wird euch sicher den Sieg bringen. Niemals, lasst euch niemals entmutigen. Es ist egal, ob du jeden Tag und hundert Mal fällst – solange du hundert Mal aufstehst und weitergehst, freudig und vertrauensvoll. Beginne jeden Tag von Neuem. Du musst deinen Fortschritt nicht sehen, solange du weißt, dass du guten Willen hast – das sollte dir genügen! Mit gutem Willen, zuversichtlich, beharrlich vorwärts, dem Himmel entgegen! Mit Beharrlichkeit wirst du das Herz Gottes mit Sicherheit gewinnen!

Quelle: urszulanki.pl